Bewertungsübersicht
Lob vs Tadel
Ein wahres Multitalent
Ich war seit Wihnachten 2014 ca. 20 Tage im Norwegischen Schnee unterwegs und habe in diesen Skischuhen die perfekten Begleiter gefunden.
Hauptsächlich für Freeride genutzt, machten sie jedoch auch bei Toptouren und selbst auf präparierten Pisten eine hervorragende Figur. Trotz des geringen Gewichtes geben sie genug Halt und Steifigkeit um auch harte Pistenverhältnisse zu meistern. Die Gehfunktion ist einfach zu bedienen und funktioniert soweit einwandfrei. Sohle und Profil geben guten Halt ohne dabei übermäßig mit Schnee "zuzupappen".
Der erste Tag war etwas schmerzhaft, nachdem man sich jedoch an die etwas engersitzende Passform gewöhnt und die Einstellfunktion der Schnallen durchschaut und genutzt hat, erlebt man ein hervorragendes Tragegefühl.
Den Schuh würde ich mir nicht mehr kaufen.
Leider habe ich mich von der Optik des "Schuhs" zu sehr leiten lassen. Bzgl. seiner Funktionalität hätte ich ihn den Konstrukteuren gern auf den Tisch geworfen. Vor allem das Verschlusssystem habe ich verflucht. Ständig sprangen die Verschlüsse vom Haltezapfen. Bei entsprechenden Verhältnissen vereiste die Bohrung und musste erst enteist werden, bevor der Verschluss wieder auf den Haltebolzen gedrückt werden konnte. Ein Abspringen lässt sich nur durch festen Sitz der Schnallen verhindern, führt aber zu Druckstellen u. Blasen.
Im Komfort Bereich ist man mit dem Schuh auch nicht gut unterwegs. Trotz durchschnittlich 45-75 Skitouren (heuer wird's eher weniger) per Saison konnte ich mich noch immer nicht mit dem Schuh anfreunden. Schuhschale geweitet, Innenschuh mehrfach (unter Beachtung der Problemstellen am Fuß) aufgebacken und alle sonstigen erdenklichen Vorbereitungsmaßnahmen (Hirschtalk, Socken, Tapen, usw.) brachten nicht den erhofften Erfolg. Gewisse Linderung stellte sich nach rabiater Bearbeitung der Schale im Fußspannbereich ein. Hier habe ich ne Menge Material weggenommen. Ich will an dieser Stelle einwerfen, dass ich den Schuh beim Fachmann (SportRiap Bad Reichenhall) unter Beachtung aller Aspekte (Fußvermessung, Anproben, Testen, Vgl. mit anderen Modellen (Bsp. Scarpa "Rush") gekauft habe. Habe mich letztendlich aufgrund des Designs für das Model "Spectre" entschieden.
Im übrigen habe ich bei allen Touren, wo ich jemanden mit diesem Schuh gesehen habe (5x), nach dessen Erfahrungen mit dem Schuh befragt. Meine o.g. Aussagen wurden ausnahmslos bestätigt.
Leider finde ich den Schuh optisch immer noch sehr gelungen, sodass ich es immer noch nicht aufgegeben habe, ihn meinen Bedürfnissen anzupassen und das nervige Verschlusssystem zu bändigen.
Misslingt es mir, schau ich mich für die nächste Saison nach einem anderen Schuh um (Bsp. Backland von Atomic).
Seine Abfahrtseigenschaften sind in Ordnung (bei vier Fixpunkten auch zu erwarten). Da es ein abfahrtsorientierter Schuh ist, habe ich mich von vornherein auf gewissen Abstriche beim Aufstieg eingestellt.
Fazit:
Wer wenig und gemütlich aufsteigt und keine Hammertouren bewältigt, dafür aber die volle Kontrolle in der Abfahrt sucht, kann den Schuh beruhigt kaufen.
Für mich ist er leider ne Enttäuschung.