Tests und Bewertungen

Wild Country - Revo Belay Device - Sicherungsgerät im Test

Lob vs Tadel

Benjamin

21.09.2019

Sicherheitsreserve super / schwer bei dickem Seil

Der größte Vorteil vom Revo ist die Sicherheitsreserve. Bei vielen anderen Halbautomaten kann man diese durch Fehlbedienungen (Google: "Halbautomaten test dav panorama PDF") zunichte machen, beim Revo nicht.

Meine sonstigen Erfahrungen nach 4 Monaten (mind. 1x/Woche im Einsatz):

Der größte Nachteil für mich ist, dass die 10mm - Kletterseile in meiner Kletterhalle teils so abgenutzt und verformt sind, dass Seilausgeben zum Kraftakt wird. Das finde ich schon enttäuschend, weil das Revo bis 11mm Seildurchmesser angegeben ist.
Außerdem wird bei solchen Seilen beim Ablassen eine Nase des Gerätes ständig halb angehoben, was für ein lautes "Klick-Klick-Klick" sorgt, was zwar nicht sicherheitsrelevant, aber wenig vertrauenserweckend ist.

Wenn ich es draußen bei Einseillängen-Routen verwende, ist das Seilausgeben in Verbindung mit meinem 9,5mmm - Seil ein Traum. Sehr viel angenehmer als bei einem Smart oder Jul^2 und auch sicherer (weil man beim Smart und Jul die Lock-Funktion durch Anheben mit dem Daumen etwas außer Kraft setzt - passiert genau dann ein Sturz und lässt der Sicherer den Daumen in Panik-Starre weiter oben und hält den Sturz nicht mit der Bremshand, rauscht das Seil bei diesen Geräten einfach durch - sollte natürlich nicht passieren)
Mir passiert es nur manchmal beim Revo, dass ich den Autolock-Mechanismus auslöse, wenn ich zu hektisch beim Seilausgeben daran reiße. Mit einer kurzen Bewegung zurück (siehe Video von WeighMyRack auf Youtube) kann man den Autolock aber wieder lösen.

Zur angesprochenen Sicherheitsreserve: man kann den Autolock Mechanismus nicht durch Dummheit außer Kraft setzen. Selbst wenn man das Bremshand-Seil locker nach oben hält, sodass die Stränge komplett parallel nach oben verlaufen oder keine Hand am Seil hat (bitte trotzdem nicht machen) und/oder der Sicherer ohnmächtig ist und/oder mit einem Daumen z.B. eine der Nasen, die zum Autolock-Mechanismus gehören, blockiert, löst er beim Sturz trotzdem aus.
Allerdings löst der Autolock-Mechanismus nicht so schnell aus wie die anderen Halbautomaten. Es muss erst Seil mit 4m/s durch das Gerät gelaufen sein. Man fällt also, wenn der Sicherer einen Fehler macht (normalerweise hält man einen Sturz mit Handkraft + Reibung der Nase selber), tiefer als z.B. bei einem Grigri. Gerade im Bereich der unteren Expressen kann das natürlich im Zweifel den Unterschied machen, ob man einen Bodensturz hat oder nicht. Wie gesagt aber nur, wenn man als Sicherer einen Fehler macht. Im unteren Bereich am besten wirklich nur wenig Schlappseil geben. Die wirklich schweren Kletterunfälle bei Stürzen aus großer Höhe oder beim Ablassen kann das Revo so effektiv verhindern wie kein anderer Halbautomat (oder Autotuber). 4m/Sekunde hört sich schnell an, entspricht aber einem Sprung aus 1m Höhe. Wenn man so weich stürzt (aufgrund von viel Seilreibung z.B.), dass das Gerät nicht auslöst, landet man also nur etwas unsanft, aber ohne hohes Verletzungsrisiko.
Außerdem ist es das einzige Sicherungsgerät, das bidirektional ist - der Autolock funktioniert immer, egal, wie rum man das Seil einlegt.
Das Gerät löst auch aus, wenn man zu schnell ablässt. Das kann manchmal auch schon nerven. Allerdings ist es so auch um Klassen sicherer als ein Grigri (auch die Anti-Panik-Funktion des Grigri+ kann man durch starkes Ziehen des Hebels und damit des ganzen Gerätes zum Körper aushebeln; beim Revo nicht).
Es bleiben praktisch nur solche Fehler, dass man das Gerät an eine Materialschlaufe hängt (wie kann sowas bitte jemand machen??) oder dass man viel zu viel Schlappseil gegeben hat; da kann auch das Revo (wie jedes andere Sicherungsgerät auch) nicht helfen.

Viele sind irritiert, dass sich der Autolock-Mechanismus so leicht wieder lösen lässt - das ist aber kein Sicherheitsproblem - löst man ihn und der Kletterer stürzt erneut, greift auch bei diesem Sturz der Autolock-Mechanismus.
In einem Review-Video auf Youtube gezeigt, wie man das Gerät einfach durch ruckartiges Ziehen der beiden Seilenden einfach öffnen kann - das ist aber für die Praxis komplett irrelevant, weil das nicht passieren kann, wenn das Gerät im HMS-Karabiner ist.

Es ist anstrengender, einen Kletterpartner, der sich ins Seil gesetzt hat, dauerhaft zu halten. Das muss man auch mit Handkraft + Reibung der Nase machen. Zwar kann man den Autolock auch durch Hochschieben der Nasen manuell auslösen, aber das ist nicht so praktikabel. Wenn der Kletterr schon im Seil sitzt, ist Belastung auf der Nase. Das Seil muss erst noch etwas durchlaufen, bis der Autolock greift (wenn die Nase oben ist, ist aber die Geschwindigkeit egal) und dann muss man schauen, dass man das Bremsseil nicht stark über die Nase zieht, weil man damit den Autolock deaktiviert und dann hält man den Kletterer doch wieder mit Handkraft.

Es ist leider auch das schwerste Sicherungsgerät, wobei das für Einseillängen-Routen und die Halle nicht wirklich relevant ist.

Ein positiver Aspekt ist evtl. noch, dass man erzogen wird: bei Stürzen weiß man genau, dass man einen Fehler gemacht hat, wenn das Gerät greift anstatt dass man den Sturz mit Handkraft hält. Dabei muss die Bremshand auch nach unten. So lernt man das Handling von Tubern kennen, was später bei Mehrseillängen von Vorteil ist.

Ich reinige das Gerät regelmäßig mit einer Zahnbürste, weil sich Dreck von den Seilen ablagert.

Fazit: das Alleinstellungsmerkmal ist definitiv, dass praktisch keine der üblichen Fehlbedienungen zu einem lebensbedrohlichen Unfall führen kann. Das war als Einsteiger auch mein Kaufgrund, weil ich nicht durch eine Panik-Fehlbedienung meinerseits das Leben meines Kletterpartners in Gefahr bringen wollte. Inzwischen habe ich auch mit Grigri+, Jul^2, ClickUp, Smart 2.0 und Reverso gesichert und fühle mich erfahren genug, um die Bremshand immer unter dem Gerät zu haben und Stürze immer mit Handkraft zu halten. Mich nervt auch das sehr schwere Handling bei abgenutzten dicken Seilen sehr. Außerdem geht es demnächst ins alpine Klettern für mich, in dem das Revo nicht verwendet werden kann, weil es nicht für Doppelstränge ausgelegt ist.
Wenn in euerer Kletterhalle die Seile früher ausgetauscht werden / dünner sind und/oder ihr nur draußen Einseillängen macht, egal ob Toprope oder Vorstieg und euch die Sicherheit des Geräts am wichtigsten ist, kann ich das Revo absolut empfehlen.
Viele erfahrene Kletterer meinen wahrscheinlich, dass ein Revo übertrieben ist, was z.B. Preis und Gewicht angehen, aber es gibt nunmal leider sehr schwere Kletterunfälle aufgrund von Fehlbedienungen - diese komplett auszuschließen sollte meiner Meinung nach Ziel jedes Sicherungsgerätes sein und hoffe da auch auf die anderen Hersteller in Zukunft.

Vorteile
Einfache Bedienung
Sicherheit
Sehr sicher
Nachteile
Schwer
Ausruhen mit Handkraft halten
teuer
Seilausgabe bei dicken Seilen
Einsatzbereich
Einsteiger
Sportklettern
Indoorklettern
VS

Jörg

31.01.2020

...habe ich zurück geschickt

Nach einem Test war für mich klar, das Gerät und ich werden keine Freunde.
Seil einlegen-einfach. Sichern-einfach...aber schnell Seil ausgeben...da rastet die Sicherung ein und das irritierte mich.
Vielleicht bin ich einfach zu alt für sowas...ich bleibe vorerst beim Halbmastwurf...aber überzeugt mich von einem Sicherungsgerät und ich bin dabei.

...ach la, Lieferung und Versand 1A...Danke...

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zu langsam

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Jörg
31.01.2020
...habe ich zurück geschickt

Nach einem Test war für mich klar, das Gerät und ich werden keine Freunde.
Seil einlegen-einfach. Sichern-einfach...aber schnell Seil ausgeben...da rastet die Sicherung ein und das irritierte mich.
Vielleicht bin ich einfach zu alt für sowas...ich bleibe vorerst beim Halbmastwurf...aber überzeugt mich von einem Sicherungsgerät und ich bin dabei.

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Andre
05.02.2019

27% finden die Bewertungen
von Andre hilfreich

haut mich jetzt nicht um

... letzlich ein schwerer Tuber mit etwas mehr Sicherheitsreserven. Wer jetzt erwartet mit der Konzentration beim Sichern etwas nachlassen zu können täuscht sich. Aus meiner Sicht aber nichtmal ein Halbautomat (wie z.B. Gri Gri). Wenn man die Gaswerkmethode kann (also Rechtshänder ist) ist dsa Gri-Gri nach meinen Tests mindestens gleich gut, wenn nicht sogar besser.

  • Vorteile
    Einfache Bedienung
  • Nachteile
    Schwer
  • Einsatzbereich
    Sportklettern

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Georg
06.04.2019 19:28

Ich möchte gern besser verstehen, wieso Du das Revo schlechter als das Gri Gri findest, denn davon könnte im Zweifel mein Leben abhängen.

Ich stimme Dir zu, das Gri Gri ist AFAIK ein sehr zuverlässiged & sicheres Gerät _wenn es korrekt benutzt wird_ doch diverse schwere Unfälle sind mit Gri Gri passiert, weil Sichernder (und teils auch Kletternder beim Partnercheck) nachlässig waren, bspw. das Seil falsch rum eingelegt war. Genau da setzt das revo an: Es soll die möglichen Fehlbedienungen minimieren, weil Menschen halt nicht immer 100% konzentriert sind oder auch mal die richtige Anwendung vergessen. Insofern gilt Dein erster Kritikpunkt am revo mindestens genauso stark fürs Gri Gri. Was - außer dem Gewicht - macht das Gri Gri dann noch besser als das Revo? Und warum ist aus Deiner Sicht wichtig, ob das Revo ein halbautomat ist oder nicht?

Andre
08.04.2019 11:29

Kurz gesagt:
1. Schwere Unfälle verhindert nur KÖNNEN des Sichernden. Kein Gerät kann das. Wer ohne Partnercheckt losklettert (hab ich leider auch Jahrelang gemacht) & die Erwartung hegt „das Gerät“ müsse sowas abkönnen – na ja dem ist nicht zu helfen. In diesem Sinne finde ich auch die Bezeichnung „Halbautomat“ an sich schlecht gewählt mit Automat suggeriert die Werbung irgendwie – da kannste den Kopf halb abschalten – . Zugegeben beim Revo ist die entsprechende Anleitung frei von diesen Suggestionen in diesem Sinne war das ehr ein Kritikpunkt am GriGri.
2. Hab das Revo jetzt in diversen Situationen getestet und mein erster Eindruck bleibt. Super für die Halle, am Fels mir aber viel zu schwer.
3. zum Topropen ist das GriGri viel praktische (hab‘s gerade erst intensiv verglichen) in „Drucksituationen“ konnte ich den Kletterer viel dosierter unterstützen. Wenn man mal jemanden über eine zu schwere Stelle ziehen muss find ich das beim Revo nicht so einfach.
3. Ich hatte jetzt schon einige Male das Problem, das sich der Verschluss-Mechanismus verklemmt hatte. Die Drahtfeder klemmte fest. Nach ein wenig basteln war das behoben. Trotzdem möchte ich das nicht unter Zeitdruck erleben – aber für die typischen Zeitdruck Situationen wie Mehrseilängen Touren kommt das Ding sowieso nicht infrage.
Fazit: Auch wenn Dir meine Bemerkung einen Daumen runter wert war, viel neues positives kann ich leider trotzdem nicht berichten.

Georg
19.05.2019 18:26

Andre, vielen Dank für die Antwort - die fand ich verständlich & nützlich/hilfreich und habe daher "Daumen hoch" gedrückt :) während der "Daumen runter" von Deinem ursprünglichen Beitrag nicht von mir stammt.

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Benjamin
21.09.2019 12:30

Viel zu pauschal; das Grigri ist besser, wenn man seine Fehlbedienungen (die es beim Revo nicht gibt) ausschließen kann. "Etwas mehr Sicherheitsreserven" ist auch deutlich untertrieben finde ich.

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Das sagen Bergfreunde aus aller Welt dazu:
Iulius
20.11.2019

50% finden die Bewertungen
von Iulius hilfreich

  • Vorteile
    Einfache Bedienung
  • Nachteile
    Schwer
John
22.09.2019

  • Vorteile
    Verarbeitung
    Einfache Bedienung
  • Nachteile
    Schwer
  • Einsatzbereich
    Sportklettern