Luftdruck für Mountainbikes optimieren

Warum gibt es hier keinen Rechner?

Mountainbiking gliedert sich in zahlreiche Spielarten mit jeweils spezifischen Anforderungen an Material und Fahrer. Entsprechend breit ist die Auswahl an Fahrradmodellen, Reifengrößen und Schläuchen. All das in eine Formel zu packen, der auch noch brauchbare Werte liefern soll, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Schritte zum optimalen Luftdruck für MTBs

Um den passenden Luftdruck für Deine Mountainbike-Reifen zu ermitteln, gehe folgendermaßen vor:

  1. Lass Dir den Normwert für Deine Reifengröße hier ausgeben
  2. Passe den Normwert mit den Tipps auf dieser Seite an Deinen Einsatzzweck an
  3. Schwing Dich aufs Bike, teste das Fahrgefühl und justiere ggf. nach

Der Einfluss des Geländes auf den Druck

Auf ebenen Teerflächen gilt: Je höher der gewählte Reifendruck, desto geringer der Rollwiderstand. Im Gelände gilt jedoch das genaue Gegenteil. Untersuchungen haben gezeigt, dass selbst auf Schotterwegen ein niedrigerer Luftdruck mit einem geringeren Rollwiderstand einhergeht.

Grundsätzlich lassen die größeren Volumina der breiten Mountainbike-Reifen einen geringeren Druck zu, ohne den Reifen zu destabilisieren. Jedoch kann der Luftdruck auch hier nicht nach Belieben verringert werden, denn neben dem Rollwiderstand kommen zusätzlich noch andere Faktoren zum Tragen. Konkret geht es um Grip, Durchschlagschutz und Stabilität des Reifens auf der Felge . Es gilt also, eine gute Balance zu finden, getreu dem Motto: so gering wie möglich - so hoch wie nötig.

Übersicht: Luftdruck für MTB-Reifen
Niedriger Luftdruck Hoher Luftdruck
✓ Geringerer Rollwiderstand im Gelände
✓ Mehr Komfort
✓ Mehr Grip
✓ Geringerer Rollwiderstand auf Asphalt
✓ Mehr Durchschlagschutz
✓ Mehr Stabilität des Reifens auf der Felge

Auch wenn bereits einige Erfahrungswerte zur Wahl des Luftdrucks vorliegen, muss doch jeder Fahrer mit seinem Setup experimentieren. Verallgemeinernd kann außerdem gesagt werden, dass schwerere Fahrer tendenziell einen geringfügig höheren Luftdruck wählen sollten, auch ist dieser abhängig von Gelände und Fahrweise.

Warum der niedrigere Druck der bessere ist

Fährt ein Reifen über Stock und Stein, so stellt jede Erhöhung auf dem Weg eine Stufe dar, die der Reifen überwinden muss. Man stelle sich einen prall aufgepumpten Reifen vor, der über eine Wurzel fährt: Er wird beim Überfahren angehoben, um auf der anderen Seite wieder auf das Grundniveau des Bodens abzusinken. Dies passiert auf unebenen Wegen mehrere Male pro Sekunde und jedes Mal geht Schwung verloren, wenn der Reifen auf ein Hindernis prallt.

Fällt der Reifendruck jedoch geringer aus, so sinkt die Wurzel in den Reifen ein, dieser nimmt sie sozusagen „in sich auf“ und spart sich die Auf- und Abwärtsbewegung. Neben den Federungseigenschaften, die ein geringerer Druck realisiert, spart dies eine Menge Energie und der Vortrieb bleibt erhalten.

Überfahren eines Hindernisses bei hohem Reifendruck
Überfahren eines Hindernisses bei hohem Reifendruck
Überfahren eines Hindernisses bei niedrigem Reifendruck
Überfahren eines Hindernisses bei niedrigerem Reifendruck

Grip und Luftdruck

Ein niedriger Luftdruck wirkt sich auch positiv auf den Grip, also sowohl auf das Kurven- als auch auf das Bremsverhalten aus. Der Reifen verfügt über eine größere Auflagefläche und kann somit einen größeren Teil seines Profils mit dem Untergrund verzahnen. Außerdem schmiegt sich ein weicherer Reifen an die Unebenheiten des Bodenbelags an, was ebenfalls den Halt erhöht. Schon geringfügige Veränderungen im Luftdruck beeinflussen das Fahrverhalten maßgeblich, ausprobieren lohnt!

Wenig Grip und Reibung bei hohem Luftdruck
Wenig Grip bei hohem Luftdruck
Viel Grip und Reibung bei niedrigem Luftdruck
Mehr Grip bei niedrigerem Luftdruck

Felgenbreite und Luftdruck

Aus fahrtechnischen Gründen ist also ein möglichst geringer Luftdruck anzustreben. Jedoch kann dieser nicht nach Belieben verringert werden, denn sonst leidet unter anderem die Stabilität der Reifen auf der Felge. In der Regel verfügen Mountainbike-Felgen über eine Breite von 20 Milimetern und mehr. Je schmaler die Felge, desto eher gleicht der Reifenquerschnitt der Form einer Birne. In Kurvenlagen und Drifts läuft der Reifen deshalb Gefahr, zur Seite hin über die Flanke abzuknicken. Dies führt zu einem schwammigen Fahrgefühl , auch steigt mit sinkendem Druck die Gefahr, dass der Reifen von der Felge schlüpft, was einen sofortigen Verlust von Grip und Kontrolle nach sich zieht - nicht selten sind Pannen und Stürze die Folge.

Breitere Felgen sorgen hingegen für eine breite Standfläche und eine Minimierung des Risikos. Eine Besonderheit bilden tubeless gefahrene Reifen: wird in Kurven der Formschluss zwischen Reifenflanke und Felge nur für kurze Zeit aufgelöst, so kommt es zu einem Leck, aus dem Luft entweichen kann, das sogenannte Burping . Passiert dies öfters während einer Abfahrt, so sinkt der Reifendruck stetig, was negative Fahreigenschaften nach sich zieht.

Kurve mit zu geringem Reifendruck
Fehlender Grip bei zu hohem Luftdruck
Kurve mit zu hohem Reifendruck
Schwimmender Reifen bei zu niedrigem Luftdruck

Durchschlagschutz optimieren

Ein höherer Druck bedeutet nicht zuletzt auch einen höheren Durchschlagschutz. Bei einem Durchschlag wird der Reifen durch einen Stein oder eine Wurzel so stark komprimiert, dass er letztlich auf die Felge gepresst wird, nicht selten sind Pannen - auch genannt Schlangenbisse oder Snake Bites - die Folge. Bei stärkeren Schlägen wird außerdem schnell die Felge in Mitleidenschaft gezogen. Macken und Kanten im Felgenmaterial sind die Folge, auch gibt es Fälle, in denen die Felge gebrochen ist. Durchschläge gilt es daher möglichst komplett zu verhindern!

Durchsschlagsschutz durch ausreichend Luftdruck
Ausreichend Luftdruck sorgt für Durchschlagsschutz
Durchschlag auf die Felge durch fehlenden Luftdruck
Durchschlag auf die Felge bei zu niedrigem Luftdruck

How low can you go - Die Besonderheit von Fatbikes

Jüngst machen Fatbikes mit ihren Ballonreifen von sich reden. Die Vorteile der extrem breiten Reifen liegen in der großen Traktion und den herausragenden Federungseigenschaften auch bei Bikes ohne Federelementen. Durch das hohe Volumen der Reifen kann der Druck stark gesenkt werden, ohne Durchschläge oder Instabilität zu provozieren. Möglich sind Luftdrucke von unter einem Bar, manche Fatbikes benötigen sogar lediglich 0,5 Bar Luftdruck!

Der Vorteil von Tubeless-Systemen

Wie ihr Name schon sagt kommen Tubeless-Systeme gänzlich ohne Schlauch aus. Tubeless-fähige Reifen sind mit weichen Gummilippen ausgestattet, die sich an die Felge schmiegen und Reifen und Felge eine luftdichte Einheit bilden. Damit auch die Speichenbohrungen luftdicht verschlossen werden, wird ein spezielles Felgenband in das Felgenbett eingeklebt. Auch die Ventile schließen Luftdicht ab und da eine Dichtmilch in den Reifen gefüllt wird, ist das System in der Lage, kleiner Löcher wie Durchstiche von Dornen eigenständig zu schließen.

Neben der Gewichtsersparnis - diese liegt pro eingespartem Schlauch bei ca. 200 Gramm - ist die Durchschlagssicherheit ein weiterer gewichtiger Grund für die Wahl eines solchen Systems. Denn: Wo kein Schlauch, da kein Loch! Wegen ihrer augenfälligen Vorteile sind Tubeless-Systeme weit verbreitet, es steigt auch stetig die Anzahl der Reifen, die diese Technologie unterstützen.

Ausgedrückt in Zahlen - einige Erfahrungswerte

Das Finden des richtigen Luftdrucks ist mit Ausprobieren nach dem “trial-and-error”-Prinzip verbunden. Jedoch lassen sich für den Anfang einige Aussagen über gewisse Erfahrungswerte machen. Für ein System, bestehend aus einem 2,4 Zoll breiten Reifen, der mit einem herkömmlichen Gummischlauch betrieben wird, kann zu Beginn ein Wert von 2,0 Bar eingestellt werden. Tendenziell wird der Vorderreifen mit 0,1 - 0,2 Bar weniger aufgepumpt als der Hinterreifen, weil hinten das Hauptgewicht des Fahrers lastet. Bei flachen Untergründen kann ein niedrigerer Druck gefahren werden als beispielsweise auf felsigem Untergrund mit vielen spitzen Hindernissen.

Tubeless-Systeme erlauben ein Absenken des Drucks auf bis zu 1,2 Bar - eine breite Felge ab ca. 27 mm vorausgesetzt. Viele Fahrer, die auf Nummer sicher gehen möchten, befüllen ihr Tubeless-System mit einem Luftdruck von ca. 1,5 Bar. Nicht nur die Technik, auch die Fahrweise gibt den richtigen Druck vor: Wer stark auf Hindernisse achtet und diesen ausweicht, kann einen geringeren Druck fahren als derjenige, der über alle Hindernisse brettert, ohne Notiz zu nehmen.

Schwalbe Procore und alternative Schlauchmaterialien

Jüngst existieren auf dem Markt Systeme, die die Vorteile eines Tubeless-Systems mit denen eines Schlauches verbinden. Der Anbieter Schwalbe stellte ein System vor, bei dem ein kleiner Schlauch direkt auf der Felge sitzt und mit hohem Druck aufgepumpt ist. Über dem Schlauch wird dann ein Tubless-Reifen platziert, der mit einem sehr viel geringeren Luftdruck befüllt wird. Der innere Schlauch drückt die Flanken des Reifens stark gegen die Felge - dies verleiht dem System Stabilität und schützt die Felge bei Durchschlägen.

Gleichzeitig erlaubt es dieses Setup, den Druck des äußeren Reifens weiter zu reduzieren und somit den Grip massiv zu erhöhen. Leider ist das Gesamtsystem wesentlich schwerer als reine Tubeless-Aufbauten, auch wenn es im Vergleich zu einem herkömmlichen Schlauch schlanker daher kommt. Als Alternative zu herkömmlichen Schläuchen kann der Anwender außerdem auf Fahrradschläuche aus anderen Materialien wie z.B. Latex zurückgreifen, die leicht und relativ durchschlagsicher sind, dafür jedoch auch mit einem höheren Preis zu Buche schlagen und die Luft nicht so gut halten wie herkömmliche Modelle.

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