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Eine der nervigsten Weisheiten besagt ja, es gäbe kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Bekleidung. Leider ist der Spruch aber auch ziemlich wahr und in so mancher Situation rettet Dich nur noch die richtige Regenschicht vor Nässe, Kälte, Druckstellen und Blasen.

Aber woher weiß man, wo der Unterschied liegt zwischen guter und schlechter Regenbekleidung? Was hält richtig wasserdicht?

Eine Norm muss her: Die Wassersäule

Die Wassersäule bestimmt die Wasserdurchlässigkeit eines Stoffes oder einer Membran. Oder verständlicher ausgedrückt: Wie schnell lässt ein Material Wasser durch?

Dabei wird die Außenseite des Materials dem Wasser ausgesetzt. Der Wasserdruck beginnt bei Null, die Wassersäule steigt anschließend je nach Norm um 100 Millimeter Wassersäule oder 600 Millimeter Wassersäule pro Minute.

Dann wird gemessen, nach welcher Zeit sich drei Tropfen Wasser ihren Weg durch den Stoff gebahnt haben. Der Druck, der zu diesem Zeitpunkt wirkt, wird dann in Millimeter Wassersäule angegeben.

Anbei haben wir Dir ein paar beispielhafte Wassersäulen und wichtige Normen zusammengefasst:

WassersäuleBeschriftung
800 mmWasserdicht Klasse 1 & 2 laut der europäischen Norm EN 343
1.300 mmWasserdicht Klasse 3 laut der europäischen Norm EN 343
2.000 mmWasserdicht Klasse 4 laut der europäischen Norm EN 343
4.000 mmLaut Eidgenössischer Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) in der Schweiz wasserdicht
28.000 mmWassersäule von Gore-Tex Membranen
> 45.000 mmWassersäule der Sympatex Membran

Was ist der Unterschied zwischen wasserdicht und wasserabweisend?

Ein wasserdichtes Material bildet eine Barriere und verhindert, dass Feuchtigkeit in das Innere gelangt

Auf der anderen Seite bezieht sich “wasserabweisend” darauf, wie gut ein Material Wasser abweist, anstatt es vollständig abzuhalten. Ein wasserabweisendes Material weist Wasser größtenteils ab, kann jedoch bei längerem Kontakt mit Wasser irgendwann Feuchtigkeit durchlassen.

Vollständig wasserdichte Textilien sucht man vergeblich, denn ab einem gewissen Wasserdruck, gibt jede Membran nach. Mit anderen Worten, die Grenze zwischen wasserdicht und wasserabweisend ist fließend und von mehreren Faktoren abhängig:

  • Art der Wassereinwirkung
  • Dauer der Einwirkung
  • Druck des Wassers auf den Stoff (etwa durch Wind, Rucksack oder den Träger selbst)…

Welche Messmethoden der Wassersäule gibt es?

Für die Ermittlung der Wassersäule gibt es verschiedene Methoden, die den Endverbraucher im Ergebnis häufig verwirren können.

Grundsätzlich wird die Wassersäule durch einen Wasserdruckversuch – meistens dem Suter-Test – ermittelt. Hier wird das Material einem wachsenden Wasserdruck ausgesetzt. Das geschieht so lange, bis das Material dann Wasser durchlässt. Wenn der dritte Tropfen auf die Innenseite durchgedrungen ist, endet der Test. Die bis dahin verstrichene Zeit berechnet dann die Wassersäule.

Um wie viel der Wasserdruck in dem Testverfahren erhöht wird, unterscheidet sich aber je nachdem, welche Norm zugrunde gelegt wird, und auch die Laborbedingungen sind nicht identisch. Dies ist der erste Grund, warum die Wassersäule eher als Richtwert zu verstehen ist, zu dem andere Faktoren wie getapte Nähte, die Anzahl der verbauten Lagen oder die generelle Verarbeitung eines Materials herangezogen werden sollten.

Dann gibt es einen zweiten entscheidenden Unterschied, der bei von Herstellern angegebenen Wassersäulen zu beachten ist. Dieser betrifft hauptsächlich Zelte. Die Wassersäule wird in den USA anders als in Europa ermittelt. Dort wird das Material verschiedenen Schnellalterungsverfahren ausgesetzt, um eine fünfjährige Nutzung des Materials zu simulieren. In den USA wird also “vorbelastetes” Material getestet, während bei den meisten europäischen Herstellern das neue Material getestet wird.

Auf dieser Grundlage wird dann die Wassersäule gemessen, was naturgemäß zu deutlich niedrigeren Werten führt als bei europäischen Wassersäulen. Hier konnten dann Praxistests häufig nachweisen, dass eine amerikanische Wassersäule von z.B. 3.000 mm dichter ist als eine europäische.

Grundsätzlich kann man eine amerikanische Wassersäule um den Faktor 2-3 multiplizieren, um ungefähr die europäische Norm zu erhalten.

Eine Frau mit Regenjacke im Nebel.
In den USA wird wasserdichte anders getestet als bei uns. Die Amerikanische Wassersäule entspricht deshalb nicht der europäischen.

Wie viel Wasserdichte braucht man wirklich?

Das hängt wie immer ganz davon ab, was man bei starkem Regen unternimmt und was der Stoff während der Wassereinwirkung aushalten muss. Hierbei ist entscheidend, ob neben dem Wasser auch Druck auf den Stoff ausgeübt wird. Etwa ob wir mit einer Regenjacke einfach so im Regen stehen oder ob starker Wind auf das Wasser auf der Jacke drückt, oder gar die Träger eines schweren Rucksacks Druck auf die von außen nassen Schulter- und Rückenpartien ausüben und das Wasser durch den Stoff treiben wollen.

Hier ein paar Beispiele:

WassersäuleBeschriftung
ab 5.000 mEmpfohlene Wassersäule für Zeltböde
ab 3.000 mmEmpfohlene Wassersäule für Zelt außen
ab 10.000 mmEmpfohlene Wassersäule für Regenjacke
ab 15.000 mmEmpfohlene Wassersäule für Regenhose
ab 20.000 mmEmpfohlene Wassersäule für Hardshell
ab 15.000 mmEmpfohlene Wassersäule für Wintersporthosen
ab 10.000 mmEmpfohlene Wassersäule für Wintersportjacken

Wie bereits erwähnt, wirkt beim Sitzen und Knien ein hoher Druck auf die Bekleidung (1.000 mm Druck können zum Beispiel bereits durch eine liegende Person mit 80 kg und 1,80 m Körpergröße entstehen – kniet die Person erhöht sich der Druck schon auf 14.000 mm). Aus diesem Grund sollte man hier darauf achten, dass die Wassersäule möglichst hoch ist.

So ergeben sich für bestimmte Anwendungsfälle andere Anforderungen: Die Schulterriemen eines Rucksacks können das Wasser zum Beispiel in die Jacke drücken. Hier ist also eine höhere Wassersäule notwendig. Eine deutlich geringere Wassersäule ist völlig ausreichend, solange wetterfeste Kleidungsstücke und Textilien keinem besonderen Druck ausgesetzt sind.

Welchen Wert sollte eine gute Regenjacke haben?

Aber jetzt kommt die gute Nachricht: Eigentlich sind alle Hardshell-Jacken wasserdicht, zumindest alle in unserem Shop. Die meisten Hersteller wie Mammut oder Jack Wolfskin beginnen mit einer Wassersäule von mindestens 10.000 mm und liegen somit weit über dem, was die Norm als wasserdicht definiert.

Die meisten Regenjacken bewegen sich sogar in einem Bereich um die 20.000 mm und manche kratzen gar an den 30.000 mm.

Aber nie vergessen: Es hängt ganz wesentlich davon ab, was Ihr mit den wasserdichten Jacken (oder Hosen) unternehmen wollt. Außerdem beziehen sich diese Werte auf neue Jacken. Gebrauchte und abgenutzte Stoffe und Membranen verlieren schnell an Eigenschaften, die sie beim Neukauf noch vorweisen können.

Bei Bekleidung ist die Wassersäule aber nicht das einzig relevante Merkmal für den Schutz vor Nässe. Neben der Wassersäule sollte auch die Anzahl der Lagen beachtet werden. Insbesondere wenn ein Rucksack (> 10 kg) getragen wird, sollte man eine Jacke mit 3 Lagen wählen. Bei uns im Bergfreunde Shop kannst du nach der Anzahl der Lagen filtern. Bei der 3-Lagen-Jacke wird die Membran zwischen einer Lage Futterstoff und einer zweiten Lage Oberstoff flächig verklebt. Das schützt sie nach außen vor Beschädigungen und erhöht die Atmungsaktivität?

Kann wasserdichte Bekleidung trotzdem atmungsaktiv sein?

Querschnitt des Stoffes zeigt wie wasserdichte funktioniert
Atmungsaktiv, aber wasserdicht. Das 3-Lagen Laminat GORE-TEX® Pro.

Ganz entscheidend ist natürlich die Atmungsaktivität oder auch der Wasserdampfdurchgangswiderstand einer Jacke. Was bringt Dir eine Jacke, die von außen so dicht ist, dass sie den Schweiß, den Du produzierst, nicht abtransportieren kann? Dann wirst Du nämlich von innen nass und das ist kaum besser als von außen, außer, dass es anfangs noch wärmer ist.

Prinzipiell gilt: je wasserdichter ein Stoff ist, desto weniger dampfdurchlässig ist er. Der RET- oder MVTR-Wert misst, wie dampfdurchlässig eine Membran ist – hier gilt es also Wetterschutz und Atmungsaktivität abzuwägen. Membranen wie Gore-Tex ermöglichen jedoch auch bei starkem Wetterschutz ein Mindestmaß an Atmungsaktivität. Mehr Infos rund um das Thema Atmungsaktivität haben wir in einem Blogartikel für dich zusammengefasst.

Wasserdicht + imprägniert = doppelter Schutz

Erstmal sind die Wasserdichtigkeit eines Stoffes und die Imprägnierung zwei unterschiedliche Dinge. Die Imprägnierung sorgt dafür, dass das Wasser auf deinem Produkt abperlt und gar nicht erst in das Material eindringen kann. Auf einer gut imprägnierten Jacke bleibt das Wasser gar nicht lange genug liegen, um etwa vom Wind durchgedrückt zu werden.

Damit sorgt die Imprägnierung auch dafür, dass die Atmungsaktivität der Jacke erhalten bleibt. Denn sobald sich ein Stoff vollgesogen hat, kann der Wasserdampf nicht mehr durch den Stoff nach außen transportiert werden.

Durch Waschen, Nutzung und UV-Licht kann die Imprägnierung nachlassen. Deshalb ist es wichtig, die Jacke immer wieder zu imprägnieren, um die Atmungsaktivität des Materials langfristig zu erhalten. Wie du deine Jacken richtig imprägnierst, erfährst du in unserer Anleitung.

Was ist bei der Wassersäule noch zu beachten?

Wie bereits erwähnt bezieht sich die Wassersäule lediglich auf den Wasserdurchgangswiderstand des Stoffes. Andere Komponenten können sich auch entscheidend auf die Schutzfunktion einer Jacke auswirken. Durch einen schlechten Frontreißverschluss kann sehr viel Wasser in eine Jacke gelangen, besonders bei Gegenwind.

Schlecht geschnittene Kapuzen sind auch so ein Punkt, den man nicht vernachlässigen sollte. Ganz wichtig sind natürlich getapte oder verschweißte Nähte, denn auch sie sind potentielle Schwachstellen.

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Bergfreundin Wiebke

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Ein sonniger Tag (nicht zu heiß, nicht zu kalt), an einem schönen Kletterfels nicht zu voll, nicht zu leer, mit lieben Freunden und Hund. Was kann es schöneres geben. (außer siehe Kaiserschmarren).

Bisher keine Kommentare

  1. Hallo, ich bin auf der Suche nach einer Hose grösse 116 für einen Jungen. Die Eigenschaften: Wassersäule mindestens 15000, eher 20000. Winddicht, für den Winter (so gut gefüttert dass es drunter nur eine Thermohose braucht), an den Knien und am Po verstärkt. Am liebsten auch noch eine gute Winterjacke mit Wassersäule 20000 die auch vier Stunden bei Wind, Regen und Minustemperaturen warm hält. (Wäre für die Waldspielgruppe und sollte einiges aushalten können).

  2. Hallo, ich bin auf der Suche nach einer Hose grösse 116 für einen Jungen. Die Eigenschaften: Wassersäule mindestens 15000, eher 20000. Winddicht, für den Winter (so gut gefüttert dass es drunter nur eine Thermohose braucht), an den Knien und am Po verstärkt. Am liebsten auch noch eine gute Winterjacke mit Wassersäule 20000 die auch vier Stunden bei Wind, Regen und Minustemperaturen warm hält. (Wäre für die Waldspielgruppe und sollte einiges aushalten können).

  3. Hallo Volker,

    eine Nachimprägnierung sorgt bei Membranbekleidung dafür den Abperleffekt zu erneuern und damit die Atmungsaktivität zu erhalten.

    Viele Grüße,

    Marco

  4. Hallo Ute,

    das ist vollkommen richtig, man kann letztlich aber immer davon ausgehen, dass eine Wassersäule zwischen 1200-1500mm nach dem amerikanischen Standard ermittelt worden ist (dies gilt ansonsten generell dann, wenn es ein amerikanischer Hersteller ist, diese sind nämlich verpflichtet, nach dem amerikanischen Standard zu messen). Es gibt hier dann auch zahlreiche Vergleichstests, die aufzeigen, dass die amerikanische Säule von sagen wir 1500mm einer europäischen von 5000mm letztlich überlegen ist.

    Viele Grüße,

    Marco

  5. Es wäre hilfreich, wenn Ihr bei den Zelten nicht nur einen Wert für die Wassersäule “Außen” und “Boden” angeben würdet. Wichtig zu wissen ist, nach welcher Norm/welchem Standard die angegebene Wassersäule ermittelt wurde. Damit könnte man die Zelte wenigstens annähernd vergleichen. Während in Europa die DIN- Norm EN 20811:1992 gilt, ist es in den Staaten der AATCC-Standard 127. Bei der europäischen DIN-Norm werden die Werte bei Neuzelten ermittelt, beim amerikanischen Standard werden die Zelte einem Alterungsprozess unterzogen (fünf Jahre) und dann die Werte ermittelt. Ist das Zelt eines amerikanischen Herstellers mit angegebener 1200 mm Wassersäule Boden und Außen nun schlecht bzw. nur für Schön-Wetter-Einsätze oder ist es doch auch ausreichend für Einsätze in regnerischen Gebieten? Das beste Zelt wird nach fünf Jahren Alterung nicht mehr die im Neuzustand angegebenen 10.000 mm Wassersäule nach europäischer Norm haben!

  6. Es wäre hilfreich, wenn Ihr bei den Zelten nicht nur einen Wert für die Wassersäule “Außen” und “Boden” angeben würdet. Wichtig zu wissen ist, nach welcher Norm/welchem Standard die angegebene Wassersäule ermittelt wurde. Damit könnte man die Zelte wenigstens annähernd vergleichen. Während in Europa die DIN- Norm EN 20811:1992 gilt, ist es in den Staaten der AATCC-Standard 127. Bei der europäischen DIN-Norm werden die Werte bei Neuzelten ermittelt, beim amerikanischen Standard werden die Zelte einem Alterungsprozess unterzogen (fünf Jahre) und dann die Werte ermittelt. Ist das Zelt eines amerikanischen Herstellers mit angegebener 1200 mm Wassersäule Boden und Außen nun schlecht bzw. nur für Schön-Wetter-Einsätze oder ist es doch auch ausreichend für Einsätze in regnerischen Gebieten? Das beste Zelt wird nach fünf Jahren Alterung nicht mehr die im Neuzustand angegebenen 10.000 mm Wassersäule nach europäischer Norm haben!

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