Die PU-Beschichtung. Jeder, der sich einmal nach funktioneller Outdoor Bekleidung umgesehen und sich währenddessen durch die Untiefen des Textilkennzeichnungs-Dschungels gekämpft hat, der hat dieses Wörtchen sicher schon gehört.
Aber was verbirgt sich hinter dem kryptisch klingenden Kürzel PU? Brauchen wir das? Kann man darauf verzichten? Finden wir es raus!
Begriffserklärung, Eigenschaften und Schutzwirkung von PU
Um den Begriff Polyurethan zu klären, ziehen wir das allseits beliebte Internet-Lexikon zur Hand. Das klärt uns auf, dass Polyurethan –kurz PU- eine Kunststoffgruppe bezeichnet. Diese Kunststoffgruppe kommt als Hartschaum, Weichschaum, in flüssiger Form oder als Gießharz vor. Entdeckt wurde das Ganze 1937 von einem gewissen Otto Bayer, einem bekannten Chemiker.
Tatsächlich dürfte uns Polyurethan aber weit näher bekannt sein als man auf den ersten Blick denken könnte. Denn seit den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts hat das PU mit nahezu rasender Geschwindigkeit Einzug in der Industrie gefunden. Neben den abstrakteren Einsatzmöglichkeiten, wie als Wärmedämmung in Häusern oder Kühlgeräten, kommt es auch in alltäglichen Dingen vor. Ob im Topfschwamm, in unseren Rucksackträgern, in Pflastern, in unseren Matratzen, in Skiern, in seiner flüssigen Form kommt es in Farben, Lacken oder sogar in unserer Kosmetik vor. Überall finden wir Polyurethan.
Also ein ganz schön vielseitiges Zeug, so viel steht fest. Aber was ist jetzt die PU-Beschichtung bei unseren Textilien? Ganz einfach! Wie der Name PU-Beschichtung sagt, ist das Ganze eine schützende Schicht aus Polyurethan. Das PU auch in flüssiger Form zu haben ist und in Farben und Lacken Verwendung findet, haben wir gehört. In seiner feuchten Inkarnation kann das Polyurethan zu einer Art dauerhaftem Imprägnierungsmittel verarbeitet werden. Und hier wird es für uns Outdoor Fans interessant.
Um den Textilien einen zusätzlichen Schutz zu verleihen, wird ein dünner Film aus flüssigem PU aufgesprüht. Das sorgt in jedem Fall für stark wasserabweisende Eigenschaften, kann Stoffe aber auch komplett wasserdicht machen. Solch eine Schicht kann einfach und mehrfach aufgetragen werden. Das nennt man dann single- und multicoated. Je nach Bedarf oder Einsatzzweck werden in der Industrie die ganze Textilfläche mit dem Kunststoff behandelt oder jeweils die einzelnen Fasern. Gleichzeitig sorgt eine PU-Beschichtung für zusätzliche Robustheit, macht die Textilien reißfester, knickfester und abriebfester. Eine PU-Beschichtung ist flexibel und haltbar und durch moderne Herstellungsprozesse gibt es sogar atmungsaktive PU-Gewebe. Also ein echtes Wundermittel. Oder?
Vorteile und Nachteile einer Polyurethan-Beschichtung
Dauerhaft dicht
Die Vorteile eine Polyurethanbeschichtung sind nicht von der Hand zu weisen. Der wichtigste Vorteil ist die dauerhafte Dichtheit, die es den Geweben verleiht. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Imprägnierung oder einer DWR ist eine PU-Beschichtung für eine lange Zeit beständig. Allerdings auch nicht bis in alle Ewigkeit! Auch eine PU-Beschichtung wird irgendwann undicht. Aber wir reden hier von einem sehr, sehr langen Zeitraum. So lange, wie die wenigsten von uns eine Jacke oder Handschuhe verwenden werden. Also kann das getrost außer Acht gelassen werden.
Relativ schwer
Als echter Nachteil kann allerdings der Gewichtsaspekt gesehen werden. Eine Polyurethanbeschichtung ist, wie wir mittlerweile wissen, nichts anderes als eine (oder mehrere, je nachdem) Kunststoffschicht. Und die hat ein gewisses Gewicht. Mit Polyurethan beschichtete Textilgewebe sind in aller Regel schwerer als solche, die mit einer DWR behandelt wurden. Überall dort, wo es auf ultraleichte Textilien ankommt, sind PU-beschichtete Kleidungsstücke eher hinderlich.
Relativ voluminös
Eine Polyurethanbeschichtung hat zudem ein gewisses Volumen. Das macht beispielsweise eine Jacke, die polyurethanbeschichtet ist, immer etwas dicker als eine „normale“ Outdoorjacke. Das mag zwar nur ein Nachteil optischer Natur sein, aber zumindest auf mich wirken PU-beschichtete Textilen auf den ersten Blick deutlich schwerer und mächtiger, als welche ohne oder mit DWR Imprägnierung. Und im Alltag macht so eine schwere Jacke für mich nicht allzu viel her. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Und Ausnahmen gibt es immer wieder.
Ordentlich robust und abriebfest

Auf der Habenseite kann das Polyurethan die Schutzeigenschaften verbuchen, die es mitbringt. Die zusätzliche Kunststoffschicht verleiht einem Gewebe ein ordentliches Maß an Robustheit. Nicht zuletzt deswegen sind Zeltböden sehr häufig mit einer Textilbeschichtung aus Polyurethan ausgestattet. Die Böden von Zelten sind durch kleine Kiesel auf dem Boden, Sand, Wurzeln, Stock und Stein sowie natürlicher Reibung durch den (oder die) darauf ruhende(n) Person(en) ständig starker Belastung ausgesetzt. Da sorgt die PU-Beschichtung für die nötige Abriebfestigkeit. Des Weiteren ist eine Polyurethanbeschichtung elastisch und knickfest. Das Gewebe verliert nicht an Schutz wenn es geknüllt, gefaltet oder sonst wie „zerkruschelt“ wird. Gerade für passionierte Jacke-in-die-Ecke-pfeffern-beim-nach-Hause-kommen-Typen wie mich ein nicht zu unterschätzender Vorteil!
Trotzdem atmungsaktiv
Früher galt es gemeinhin als großer Nachteil polyurethanbeschichteter Textilien, dass sie nicht atmungsaktiv sind. Das ist heute, dank moderner Herstellungsverfahren, beziehungsweise Beschichtungsmethoden ein Relikt der Vergangenheit. Ein Beispiel für einen modernen Beschichtungsprozess ist die mikroporöse Beschichtung. Darunter versteht man eine PU-Beschichtung, die durch und durch mit mikroskopisch feinen Löchern durchsetzt ist. Diese Löcher sind so klein, dass Wasserdampf nach außen austreten, aber keine Feuchtigkeit nach innen eindringen kann. Voila! Die Atmungsaktivität ist gegeben. Mittlerweile ist ein solches Verfahren relativ preisgünstig zu machen und entsprechend im Outdoortextil-Mainstream angekommen.
Umweltverträglichkeit und Einsatzgebiete von PU-Beschichtung
In Sachen Umweltverträglichkeit gibt es natürlich auch einiges zu sagen. Im Gegensatz zu so mancher DWR ist eine PU-Beschichtung klar die umweltfreundlichere Alternative. Natürlich ist Polyurethan kein Umweltengel, der mit grünen Schwingen über der Outdoorwelt schwebt. Ganz im Gegenteil. Polyurethan ist sowohl in der Herstellung als auch in der Entsorgung nicht unproblematisch. Doch gerade im Vergleich mit einer Fluorcarbon-DWR ist PU ein echtes Unschuldslamm. Solche Flourcarbone (PFOA oder PFOS) sind hochgradig umweltschädlich und können unter Umständen in den menschlichen Organismus gelangen. Darum verzichten viele Outdoorhersteller mittlerweile konsequent darauf. Auch im Vergleich zu PVC- beschichteten Geweben, die giftige Weichmacher enthalten, ist PU der klare Sieger.

Einsatzbereiche
So, jetzt wissen wir einiges über Polyurethan, den Beschichtungsprozess und vor allem über die Pros und Contras einer solchen Beschichtung. Aber für welchen Einsatzzweck eignet sich ein Polyurethan beschichtetes Textil nun? Klar, die Frage ist nicht ganz ernst gemeint. Zum Trailrunning an einem gleißenden Sommertag wird niemand eine dick beschichtete Jacke anziehen. Regenwetter und Feuchtigkeit ist hier die Ziel-Witterung. Aber Regeneinsatz ist nicht gleich Regeneinsatz.
Schlechtwetter
Im Allgemeinen gilt: beim „normalen“ Schlechtwettereinsatz sind PU-beschichtete Textilien ideal. Ist das Gewebe ordentlich dicht und sind die Nähte schön versiegelt, bleibt auch der gewiefteste Tropfen draußen. Durch moderne Beschichtungsverfahren ist – wie wir gelernt haben – heutzutage ein atmungsaktives PU-Gewebe möglich. Trotzdem, für sportliche Höchstleistungen bei schlechtem Wetter solltet Ihr Euch nach einer Alternative umsehen. Zum einen sind die atmungsaktiven Eigenschaften bei starker Beanspruchung nicht ausreichend, zum anderen beschwert das beschichtete Gewebe unnötig.
Robuste Kleidung
Aber nicht nur bei Wind und Wetter nützt das PU. Wenn es auf besondere Robustheit und Abriebfestigkeit ankommt, hat ein beschichtetes Gewebe einige Asse auf der Hand. Beispielsweise ein polyurethanbeschichtetes Cordura (ein besonders robustes Polyamid Gewebe) steckt selbst den rauesten Kontakt mit einer Felskante mit links weg.
So, das war beinahe alles, was es über eine Polyurethan-Textilbeschichtung zu sagen gibt. Und Euch hängt das Wort Polyurethan bestimmt schon meterweit aus den Ohren raus. Trotzdem hoffe ich, dass Euch meine kleine PU-Kunde weitergeholfen hat!
Hallo Johanna,
die Imprägnierung hat letztlich nichts mit der Dichtigkeit der Jacke zu tun, sie sorgt nur für den Abperleffekt und erhält so die Atmungsaktivität. Wenn eine Regenjacke undicht ist, dann ist in aller Regel die Membran defekt. Du kannst aber die Imprägnierung durch Wärme im Trockner versuchen zu reaktivieren.
Viele Grüße,
Marco
Guten Tag
Ich habe eine Regenjacke von Inov8 bei euch gekauft, die “Stormshell Waterproof Jacket Women’s”. Nach zwei Jahren ist sie nicht mehr so wasserdicht. Wie kann ich die Beschichtung reaktivieren?
Liebe Grüße
Johanna
Guten Tag
Ich habe eine Regenjacke von Inov8 bei euch gekauft, die “Stormshell Waterproof Jacket Women’s”. Nach zwei Jahren ist sie nicht mehr so wasserdicht. Wie kann ich die Beschichtung reaktivieren?
Liebe Grüße
Johanna
Hallo Henning,
ja in der Tat sollte die PU-Beschichtung außen sein, ich will aber auch nicht ausschließen, dass es sich hier um einen produktionsbedingten Mangel handelt.
Viele Grüße,
Marco
Hallo, ich habe PU beschichteten Markiesenstoff gekauft als Vorzelt Dach. Leider lässt dieser bei Regen Wasser hindurch so dass es unter dem Dach überall tropft. Die Beschichtung ist innen und der Stoff außen bleibt trocken, das Wasser perlt ab. Muss die Beschichtung nach außen?
Oder der Stoff ist Fehlerhaft.
Mit freundlichen Grüßen Henning
Hallo, ich habe PU beschichteten Markiesenstoff gekauft als Vorzelt Dach. Leider lässt dieser bei Regen Wasser hindurch so dass es unter dem Dach überall tropft. Die Beschichtung ist innen und der Stoff außen bleibt trocken, das Wasser perlt ab. Muss die Beschichtung nach außen?
Oder der Stoff ist Fehlerhaft.
Mit freundlichen Grüßen Henning
Guten Morgen Esther,
Ganz pauschal kann man das nicht beantworten, denn es kommt stark darauf an, an welchen Stellen und wie stark sich die Beschichtung löst. Unter Umständen kann man selbst Hand anlegen mit Nahtdichter o.Ä., aber in vielen Fällen wird sich die Beschichtung immer weiter lösen und eine Reparatur immer schwieriger. Notfalls kannst du dich an den entsprechenden Hersteller oder Händler wenden und versuchen zu reklamieren.
Viele Grüße, Erik
Ich habe nicht schon zum ersten Mal die Erfahrung gemacht, dass sich die PU-Beschichtung auch beim Schon-Waschgang vom Textilteil ablöst. Sie wabbert nun lose auf der Innenseite herum. Kann man diese wieder fixieren? Z.B durch Bügeln?
Danke für die Hilfe
Esther
Ich habe nicht schon zum ersten Mal die Erfahrung gemacht, dass sich die PU-Beschichtung auch beim Schon-Waschgang vom Textilteil ablöst. Sie wabbert nun lose auf der Innenseite herum. Kann man diese wieder fixieren? Z.B durch Bügeln?
Danke für die Hilfe
Esther
Hallo,
Ich habe bei einem Tipi Baumwollzelt ( soll aus 100% Baumwolle sein) die Angabe PU3000 gelesen.
Was genau hat es damit auf sich?
Vielen herzlichen Dank für eine Rückmeldung.
Viele Grüße
Dorothea