Von den Alpen im Norden bis nach Sizilien und dann noch einmal quer durch Sardinien – wer es mit dem Sentiero Italia aufnimmt, lernt Italien wirklich in seiner kompletten Länge, Breite und Vielseitigkeit kennen.
Vom Hochgebirge über Täler, Küsten, Mittelgebirge, Seen, Wälder, Felsen und Klippen reicht der Weg, der durch insgesamt zwanzig italienische Regionen führt, dabei sechs UNESCO-Weltnaturerbestätten verbindet und insgesamt etwa 7000 km lang ist.
Daher wird er von einigen Wanderern auch als längster zusammenhängender Wanderweg der Welt bezeichnet. Davon abgesehen, müssen Wanderer rund 350.000 (ja, 350 Tausend!) Höhenmeter bergauf absolvieren und sind bei einer durchschnittlichen Laufgeschwindigkeit von 20 km pro Tag etwa ein ganzes Jahr unterwegs.
Der Sentiero Italia ist als Fernwanderweg bestens dokumentiert. Kartenmaterial, GPX-Tracks, sowie umfangreiche Infos zu Unterkünften und regionalen Besonderheiten sind größtenteils sogar kostenlos verfügbar. Bereits 1990 wurde der Weg als zusammenhängender Weitwanderweg vom italienischen Alpenverein ins Leben gerufen.
Seit 2019 erlebt der zwischenzeitlich fast vergessene Weitwanderweg eine regelrechte Renaissance und wird von italienischer Seite aktiv gefördert, beworben und unterstützt.
Die wenigsten Wanderer werden direkt ein Jahr am Stück für eine komplette Begehung zur Verfügung haben. Das Tolle am Sentiero Italia ist allerdings, dass auch die Strecken durch die einzelnen Regionen sich als kleinere Fernwanderungen super anbieten.
So kannst du entweder nur eine Region erkunden, die dich besonders interessiert, oder du kommst im nächsten Jahr einfach wieder und läufst direkt die nächste Etappe auf dem „Größten, der großen Wege“.
Sentiero Italia nach Regionen (dem Gesamtverlauf folgend):
Friuli Venezia Giulia (Friaul-Julisch Venetien)
Länge | 408 km |
Etappen | 21 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 20700 |
Start | Lazzaretto (nahe der slovenischen Grenze und nahe bei Triest) |
Ziel | Rifugio Calvi (nahe Sappada) |
Von der Adria-Küste führt der Weg zunächst an Triest und Monfalcone vorbei, um danach direkt auf die Alpen zuzusteuern. Über Gipfel, Pässe und Täler schlängelt sich der Wanderweg immer an der Grenze zu Österreich entlang in Richtung Westen. Die Wanderung führt über mehrere Refugio, in denen Wanderer bestens versorgt werden.
Je nach Schneelage ist der Weg am besten im späten Frühjahr bis Frühherbst begehbar.
Veneto (Venetien)
Länge | 140 km |
Etappen | 8 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 8000 |
Start | Rifugio Calvi (nahe Sappada) |
Ziel | Arabba |
Weiter entlang der österreichischen Grenze geht es durch Venetien. Im Schatten von Marmolada, Drei Zinnen und Monte Cristallo führt die anspruchsvolle Bergwanderung durch die Dolomiten bis hin zur Sellagruppe.
Der höchste Punkt auf der Route durch Venetien liegt auf 2711 m Höhe.
Trentino – Alto Adige (Trentino-Südtirol)
Länge | 325 km |
Etappen | 18 |
Höhenmeter (bergauf) | ca.19000 |
Start | Arabba |
Ziel | Rifugio Bozzi (nahe Pezzo) |
Hoch und wieder runter und wieder hoch führen die Bergwege, für deren Begehung entsprechende Erfahrung und Ausrüstung definitiv Pflicht sind. Mit spektakulären Blicken über Trentino und einem typischen Mix aus „Pallazo“, „Passo“ und „Rifugio“.
Zum Teil ist mit Schneefeldern bis in den Sommer zu rechnen.
Lombardia (Lombardei)
Länge | 640 km |
Etappen | 35 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 35000 |
Start | Rifugio Bozzi (nahe Pezzo) |
Ziel | Cannobio (Lago Maggiore) |
Mit 640 km Gesamtlänge sind die 35 Etappen durch die Lombardei schon praktisch eine eigene Fernwanderung. Auf bis zu 3278 m zieht sich der Weg an der Schweizer Grenze entlang, um schließlich über den Lago di Mezzola in luftiger Höhe über dem Lago die Como zu führen.
Comer See und Lago Maggiore werden dabei per Schiff überquert und sorgen für angenehme Abkühlung nach anstrengenden Bergetappen.
Piemonte (Piemont)
Länge | 734 km |
Etappen | 42 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 59600 |
Start | Cannobio (Lago Maggiore) |
Ziel | Gressoney-Saint-Jean |
Auf 42 Etappen geht es im Piemont nochmals zu 100% ins Gebirge. Dabei sind fast 60.000 Höhenmeter (bergauf) zu bewältigen. Für kurze Zeit verläuft der Höhenweg auch auf der Schweizer Alpenseite und führt dabei teilweise auf gleicher Route, wie der anspruchsvolle GTA (Grande Traversata Delle Alpi).
Der Weg verbindet im Piemont eine größere Zahl wunderschöner Bergseen, um schließlich Richtung Aosta zu steuern.
Valle d’Aosta (Aostatal)
Länge | 230 km |
Etappen | 13 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 18900 |
Start | Gressoney-Saint-Jean |
Ziel | Rifugio Citta di Chivasso (Colle del Nivolet) |
Relativ kurz (im Vergleich zu anderen Regionen), aber landschaftlich nicht weniger atemberaubend, sind die 13 Etappen im Aostatal. Der Bergpfad verläuft dabei nördlich von Aosta auf einer Höhe zwischen 2000 m und 3000 m.
Durch den berühmten Wintersportort Courmayeur verläuft der Sentiero Italia im Schatten des Monte Bianco – des Mont Blanc – bis hin zur Rifugio Citta die Chivasso, die auf 2600 m direkt im Grand Paradiso Nationalpark liegt.
Liguria (Ligurien)
Länge | 257 km |
Etappen | 13 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 10000 |
Start | Garessio |
Ziel | Passo Cento Croci |
Von den Ausläufern der Alpen verlässt der Wanderweg die hohen Berge und durchquert Ligurien in der Nähe von Finale Ligure, Savona und Genua.
Auch wenn die Wege jetzt deutlich tiefer verlaufen (höchster Punkt auf den 13 Etappen sind lediglich 1688 m) sind die 10.000 Höhenmeter mit ständigen Bergauf- und Bergabpassagen alles andere als langweilig und tolle Weitblicke auf das Mittelmeer sind ebenfalls inklusive.
Toscana & Emilia – Romagna (Toskana & Emilia-Romagna)
Länge | 324 km |
Etappen | 21 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 17000 |
Start | Passo Cento Croci |
Ziel | Pieia (Nähe Cagli) |
Die italienische Berglandschaft beschränkt sich bei weitem nicht nur auf Norditalien und die Alpen. Stattdessen folgt der Weitwanderweg der Berglinie durch die Toskana in Richtung Abruzzen.
Florenz und Arezzo umgeht er dabei nördlich und führt dort durch wunderbare Wälder, Hügellandschaften und Mittelgebirge.
Umbria & Marche (Umbrien & Marken)
Länge | 331 km |
Etappen | 17 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 14500 |
Start | Pieia (Nähe Cagli) |
Ziel | San Martino di Acquasanta |
Langsam aber sicher geht es in Richtung Süden. Offenes Gelände, weite Sicht und weniger steile Anstiege (als in den Alpen) zeichnen die Fernwanderung durch Umbrien aus.
Je nach Jahreszeit kann es auf diesem Teil der Wanderung auch sehr heiß werden. Dafür eignen sich die Strecken durch Umbrien auch super für unbeschwertes Wandern, während in den Alpen noch eine Menge Schnee liegt.
Abruzzo & Lazio (Abruzzen & Latium)
Länge | 321 km |
Etappen | 16 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 15000 |
Start | San Martino di Acquasanta |
Ziel | Bivacco Campitelli |
Der Sentiero Italia folgt den Abruzzen zunächst an der östlichen Seite, um sie dann zwischen Lago die Barrera und Pescasseroli zu durchqueren.
Malerische Bergdörfer, Olivenhaine und abwechslungsreiche Pfade durch und über das wohl bekannteste italienische Mittelgebirge gehören ebenfalls zu dieser 321 km langen Wegstrecke.
Molise
Länge | 136 km |
Etappen | 7 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 4500 |
Start | Bivacco Campitelli |
Ziel | Masseria Pasqualone |
Mit sieben Tagesetappen und nur 136 km bietet sich die Strecke durch Molise auch super für eine einwöchige Wandertour an.
Dieser Abschnitt des Fernwanderwegs startet im Süden der Abruzzen und führt teilweise über Bergpfade und teilweise durch flacheres Land. Dabei bietet sie verschiedene landschaftliche Eindrücke, sowie eine Menge italienischer und antiker römischer Städte und Kulturstätten.
Puglia (Apulien)
Länge | 660 km |
Etappen | 30 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 10000 |
Start | Masseria Pasqualone |
Ziel | Santa Maria die Leuca |
Apulien ist bekannt für seine tollen Küstenabschnitte und Traumstrände. Der Sentiero Italia führt allerdings nicht an der Küste vorbei, sondern folgt den weniger bekannten Pfaden im Inland.
Dort finden Wanderer wunderbare Kultur- und Naturlandschaften weit abseits bekannter Touristenrouten.
Campania (Kampanien)
Länge | 473 km |
Etappen | 25 |
Höhenmeter (bergauf) | 22000 |
Start | Campitello Matese |
Ziel | Fortino |
Teils bewaldet, teils landwirtschaftlich genutzt, oft hügelig und nicht selten mit schöner Aussicht auf die umliegenden Täler – so zeigt sich der italienische Weitwanderwege in Kampanien.
Er führt – der Berglandschaft folgend – in südöstlicher Richtung und zieht dabei unmittelbar an Avellino vorbei.
Basilicata (Basilikata)
Länge | 169 km |
Etappen | 8 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 7000 |
Start | Fortino |
Ziel | Piano Gaudolino |
Auf über 2200 m führt der Fernwanderweg auf seiner Route durch die italienische Region Basilikata. Als Fortführung der Wanderung durch Kampanien auf dem Weg nach Kalabrien durchquert und überquert er einige Täler und Berggipfel.
Die Streckenabschnitte sind von etwa Mai bis Oktober gut begehbar und eignen sich auch super als größere Wanderung für einen nicht ganz so langen (nur 8 statt insgesamt 365 Tage…) Urlaub.
Calabria (Kalabrien)
Länge | 600 km |
Etappen | 28 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 17000 |
Start | Piano Gaudolino |
Ziel | Reggio Calbria |
Nur noch 600 km trennen Wanderer auf dem Weg durch Kalabrien vom Ende des längsten italienischen Fernwanderwegs auf dem italienischen Festland.
Auch wenn für die gesamte Strecke danach noch etwa 1000 km zu laufen sind, lädt Kalabrien eher zum Verweilen, als zum Hetzen ein. Malerische Dörfer und tolle Hügellandschaften zieren den „Zeh“ des „italienischen Stiefels“. Und das auch abseits der Touristenströme an den kalabrischen Stränden und Steilküsten.
Sicilia (Sizilien)
Länge | 631 km |
Etappen | 32 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 22000 |
Start | Messina (Hafen) |
Ziel | Trapani |
Von Messina entlang der Gebirgslinie und dann einmal rund um den Ätna. So verläuft der Sentiero in Sizilien und zieht sich dann weiter im Norden Richtung Westen.
In Trapani am Hafen geht es dann nur wirklich nicht mehr weiter – beziehungsweise nur Richtung Sardinien mit der Fähre.
Sardegna (Sardinien)
Länge | 490 km |
Etappen | 28 |
Höhenmeter (bergauf) | ca. 21600 |
Start | Castiadas |
Ziel | Teresa Gullara |
In fast gleichmäßigem Abstand zur Ostküste von Sardinien zieht sich der Wanderweg vom Süden bis in den Norden. Dabei ist von hügeliger Landschaft bis zum Mittelgebirge einiges geboten
Italien bietet eine Vielzahl an Fernwanderwegen, Alpenüberquerungen und Pilgerwegen
Selbstverständlich gibt es nicht nur den Sentiero Italia als bekannten Fernwanderweg in Italien. Durch Italien verläuft auch beispielsweise ein Teil des Europäischen Fernwanderwegs E1. Dieser startet am Nordkap und führt quer durch Deutschland, dann über die Alpen, bis nach Sizilien.
Die Wegmarkierungen am E1 werden von vielen Wanderern allerdings als die eigentliche Herausforderung auf dieser Fernwanderung beschrieben.
Anders verhält es sich bei der sehr gut markierten Alpenüberquerung des E5 von Oberstdorf ins italienische (Südtirol) Meran. Während der komplette E5 über 3200 km von der Bretagne bis nach Venedig führt, ist die Alpenetappe in ungefähr einer Woche zu schaffen. Einen Schlafplatz für die beliebte Hüttentour bereits länger im Voraus zu buchen ist sicherlich von Vorteil.
Andernfalls bieten sich in den italienischen Alpen auch viele weitere Routen als Wanderwege und Fernwanderwege an, die teilweise als Überquerung von Nord nach Süd (und natürlich auch in entgegengesetzter Richtung) oder als Bergwanderung angelegt sind, die dem Alpenverlauf in Ost-West Richtung folgen.
Dazu zählen z.B. der „Alta Via 1“, der in 17 Etappen und 195 km von Donnas bis Courmayeur um das Aostatal führt, oder der „Alta Via 2“ (Aostatal Höhenweg) als passende Ergänzung. In etwa 30 Tagen lässt sich so die gesamte Runde um das Aostatal erkunden. Die Wanderung führt auf knapp 3300 m und bietet bei guter Sicht spektakuläre Aussichten auf Mont Blanc, Gran Paradiso, Matterhorn und Grand Jorasses.
Weitere bekannte und beliebte Fernwanderwege in Italien:
Bezeichnung | Länge | Start | Ziel | Jahreszeit | Typ |
GTA (Grande Traversata Delle Alpi) | ca. 675 km | Molini die Calasca, Piemont (Schweizer Grenze) | Viozene, Mittelmeer | Juni – Oktober | Schwere Bergwanderung |
Gardatrek (Top Loop) | ca. 90 km | Riva del Garda | Monte Baldo (Weiterführung möglich) | Juni – Oktober | Mittelschwere Bergwanderung |
Meraner Höhenweg | ca. 93 km | Hochmuth | Rundwanderung | Juli – September | Mittelschwere Bergwanderung |
Via Liguria | ca. 665 km | Weingarten | Portovenere | Juli – September | Mittelschwere Bergwanderung |
Via Francigena (Pilgerweg) | ca. 1700 km | Cantorbery/UK | Rom | Juni – Oktober | Flachland und Alpenüberquerung |
Franziskusweg (Pilgerweg) | ca. 545 km | Florenz | Rom | April – Oktober | Anspruchsvolle Wanderung im Mittelgebirge |
Traumpfad München Venedig (beliebte E5 Alternative) | 555 km | München | Venedig | Juli – September | Anspruchsvolle Bergwanderung |
Mehr Informationen über den Sentiero Italia gibt es auf der offiziellen Website über die Fernwanderwege Italiens. Hier findet sich auch eine interaktive Karte mit der man sich die Wanderrouten, Trinkwasserquellen, Unterkünfte und mehr anzeigen lassen kann. Zudem gibt es eine italienisch-/englischsprachige Website, die sich ausschließlich dem Sentiero Italia widmet und Dir einen detaillierten Überblick über die rund 350 Tagesetappen verschafft.