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Das Edelweiß – Zwischen Naturschönheit und Alpenkitsch

Inhaltsverzeichnis

Das Edelweiß ist sicherlich der Kingpin unter den Pflanzen der Alpen. Ich meine, glaubt man Film, Fernsehen, Literatur und Musik (sowie zahlreichen Symbolen und Logos), gibt es als einzig wahre Pflanze der Berge neben dem Enzian eigentlich nur noch das Edelweiß.

„So when you really love me Darling bring me Edelweiss“

Beispielsweise in alten Heimatfilmen. Wie oft zieht es dort irgendeinen Jüngling in Kniebundhose und mit Tirolerhut hinauf in die hohen, gewaltigen Berge, um irgendwo auf kargem Fels ein einsam blühendes Edelweiß für seine Angebetete zu pflücken. Zuvor hat er gar nichts zu melden und wird von der weiblichen Dorfjugend nicht einmal angeschaut. Kaum steht er mit der geklauten Floristik auf der Matte, siehts da schon ganz anders aus. Auf einmal ist er der große Held, wird von allen akzeptiert und heiratet das schönste Mädchen des Ortes. Oder so ähnlich zumindest…

Nichts desto trotz: Das Edelweiß ist nicht einfach nur eine Alpenblume, sondern auch ein viel verwendetes Symbol. Aber warum ist das denn eigentlich so und was macht diese Pflanze so besonders?

„I better start climbing for the dopest flower on the top of the mountain.“

Legen wir also los und fragen ganz naiv:

Gibt es das Edelweiß denn überhaupt?

Überraschung: Nein. Alles frei erfunden, reine Imagination und Kitsch. Kleiner Spaß… Aber DAS Edelweiß gibt es wirklich nicht. Es gibt vielmehr zahlreiche unterschiedliche Arten, die zusammen eine eigene Pflanzengattung bilden. Der bei uns bekannteste Vertreter dieser Gattung dürfte allerdings das Alpen-Edelweiß sein.

Edelweiß
Edelweiß beschreibt nicht nur eine Art sondern eine ganze Gattung.

Alpen-Edelweiß (Leontopodium nivale)

  • Gattung: Edelweiß (Leontopodium)
  • Familie: Korbblütler (Asteraceae)
  • Ordnung: Asternartige (Asterales)
  • Wuchstyp: Staude
  • Wuchshöhe: 15-20 cm
  • Blütenfarbe: weiß
  • Blattfarbe: grün
  • Verbreitungsraum: überwiegend Alpen, Karpaten, Jura
  • Standort: Alpenwiesen, aber auch entlegenes, felsiges Gebiet

„I know what you want, they don’t grow on the ground“

Das Alpen-Edelweiß ist entgegen vieler, teilweise romantischer Annahmen keine explizite Steilfelspflanze. Der ursprüngliche Verbreitungsraum sind karge Wiesen, gelegentlich besiedelt das Alpen-Edelweiß aber auch Felsbänder. Durch das Bewirtschaften von Almwiesen, aber auch durch das übermäßige Pflücken wurde es in Teilen der Alpen stark in entlegeneres, teilweise felsiges Gebiet zurückgedrängt.

Die sich daraus ergebende Verbreitungs- und Gefährdungslage ist im Alpenraum sehr unterschiedlich. Während das Alpen-Edelweiß in Deutschland als stark gefährdet gilt, hat sich der Bestand in Österreich und der Schweiz stabilisiert. Im Alpenraum ist das Pflücken außerdem flächendeckend per Gesetz verboten. Also Finger weg!

Das Edelweiß als Symbol

„We’re picking the one and only flower that shows love“

Das Edelweiß ist mehr als nur eine schöne Pflanze. Es ist neben dem Enzian gefühlt das Symbol für alles, was in irgendeiner Form mit der Bergwelt der Alpen zu tun hat. Darüber hinaus steht es auch für die Schönheit der Berge, Anmut und Heldentum.

Wappen

Wenngleich die Pflanze in der klassischen Heraldik keine große Bedeutung hat, kommt sie dennoch auf einigen Wappen vor. In der Regel als einzelne Blüte. Die Verwendung dieser Wappenfigur zieht sich dabei durch den kompletten Alpenraum und ist beispielsweise im Stadtwappen von Chamonix und im Wappen des Landkreises Sonthofen zu finden.

Symbol für Vereine und Vereinigungen

Die zumindest in Bergsportkreisen berühmtesten Vertreter dürften hier sicherlich die großen Bergsportverbände DAV (Deutscher Alpenverein), ÖAV (Österreichischer Alpenverein) und AVS (Alpenverein Südtirol) darstellen. Aber auch kleinere oder unbekanntere Verbände wie beispielsweise einzelne Ortsgruppen der Naturfreunde oder der CAR (Clubul Alpin Român), also der rumänische Alpenverein, tragen das Edelweiß in ihrem Logo.

Firmenlogo oder Name

Auch zahlreiche Firmen und Unternehmen tragen die Blume als Symbol. Dies ist nicht nur im Bergsportbereich wie beispielsweise bei Gentic oder Edelweiss der Fall, sondern zieht sich durch zahlreiche Branchen. So trägt beispielsweise die Schweizer Fluggeselleschaft „Edelweiss Air“ (übrigens eine Tochtergesellschaft der Lufthansa) die Blume sowohl im Namen als auch im Logo.

In Österreich vertreibt darüber hinaus die Brau Union Österreich zahlreiche Biersorten unter der Marke Edelweiss, die die Pflanze jedoch nicht im Logo trägt. Aber auch bei kleineren Firmen, Hotels, Pensionen, Restaurants und sogar Zahnärzten ist das Edelweiß ein gerne genommenes Symbol.

Außerdem…

Edelweiß auf Trachten
Ob auf Trachten oder in Souvenirshops – überall findet man Edelweiß.

Wer schon einmal in einem typischen Souveniershop in den Alpen oder auch nur in Alpennähe war, der wird das kennen. Es gibt nichts, wirklich nichts, wo man ein Edelweiß nicht aufdrucken kann. T-Shirts, Halstücher und Regenschirme sind da nur der Anfang. Aber auch beispielsweise für Schmuck wie Ohrringe oder Halsketten wird die typische Form gerne verwendet. Außerdem ziert es Trachtenkleidung und dies und das und jenes.

Sogar die Kaiserin Sissi wird auf Gemälden mit mehreren Edelweißen im Haar dargestellt. Damit einher gehen auch zahlreiche romantische Erzählungen und Mythen, die vor allem zu Zeiten der kaiserlichen und königlichen Monarchie entstanden sind. Und das bringt uns gleich zu unserem nächsten Punkt:

Verwendung in Musik, Film und Literatur

„As you look into my eyes, so we can show it with Edelweiss.“

Bis heute ist das Edelweiß ein Symbol, das gerade in Filmen oder auch der Musik von Volksliedern über Neue Deutsche Welle bis hin zu Après-Ski-Hits immer mal wieder auftaucht. Schauen wir uns das also einmal genauer an:

Musik

Von Volksmusik bis Rocksong, die Pflanze kommt in zahlreichen Liedern vor. Wollt ihr ein paar Beispiele? Die Mutigen unter euch können die Titel gerne nachhören… Gut, ich habe euch gewarnt. Hier kommt die volle Dröhnung:

  • Frl. Menke – Hohe Berge
    „Ich brauch’ den Auerhahn, die Gams, das Reh, Bergweltidylle und ewigen Schnee,
    Natur, ganz pur, ganz nah am Himmel. Und so brech’ ich mir das Edelweiß, dann kauf ich mir ein Eis.“
  • Hansi Hinterseer – Ein kleines Edelweiß
    „Ein kleines Edelweiß, das bringst du mir dann mit. Wenn du von deinen Bergen wieder heimwärts ziehst“
  • Ithilien – Edelweiss
    „I lost my home seeking something rare forgotten to be wise you’re my Edelweiss“
  • Edelweiss – Bring me Edelweiss
    „So when you really love me Darling bring me Edelweiss“ aber das kennt Ihr ja bereits…

Film und Literatur

Gerade im Genre Heimat- und Bergfilm ist das Edelweiß viel und oft vertreten und sowohl im Titel als auch in der Handlung immer wieder zu finden. Aber auch Kriegsfilme, Thriller und Krimis tragen das Edelweiß gerne mal im Titel. Auch hierzu habe ich Beispiele für euch:

  • Der Edelweißkönig. Es gibt insgesamt vier Filme mit dem Titel „Der Edelweißkönig“ hierbei handelt es sich jeweils um die Verfilmung des gleichnamigen Buchs von Ludwig Ganghofer. Alle Filme sind im Bereich des Heimatfilms bzw. Dramas angesiedelt und entstanden in den Jahren 1919, 1939, 1957 und 1975.
  • Unternehmen Edelweiss. Hierbei handelt es sich sowohl um den Decknamen einer deutschen Militäroffensive in der Sowjetunion im Rahmen des Zweiten Weltkriegs, als auch um den Namen eines deutschen Kriegsfilms aus dem Jahr 1954. Der Film behandelt jedoch den Deutschen Einmarsch in Norwegen, der in der Realität den Decknamen „Unternehmen Weserübung“ trug.
  • Aber auch in Filmen, die das Edelweiß nicht im Namen tragen, spielt die Pflanze nicht ganz selten eine wichtige Rolle. Beispielsweise im Film „Sissi – Die junge Kaiserin“ aber auch in amerikanischen Produktionen wie „The Sound of Music“.
Buch im Zeichen des Edelweiss
Das Edelweiß taucht häufig auch in der Heimatliteratur auf.

Losgelöst von Filmen taucht das Edelweiß auch in der Literatur vermehrt auf. Im gesamten Alpenraum gibt es beispielsweise zahlreiche Erzählungen, die sich mit der Pflanze befassen, und auch in vielen Heimatromanen kommt das Edelweiß gern vor. Darüber hinaus greifen aber auch vergleichsweise moderne Alpenkrimis Themen rund um das Edelweiß immer wieder gerne auf.

To cut a long story short…

„Last night the Förster saved my life!“

Ihr seht also, das Edelweiß ist zumindest im erweiterten Alpenraum und allem, was irgendwie darauf Bezug nimmt, omnipräsent. Als Symbol für das Alpine, Heimat und die Schönheit der Natur kommt es in zahlreichen Liedern, Logos und Geschichten vor.

In der Natur selbst gilt es jedoch vielerorts als gefährdet und erhält daher besonderen Schutz. Der Angebeteten ein Edelweiß zu besorgen ist daher vielleicht nicht die allerbeste Idee. Steile Felswände und entlegene Gipfel müsst ihr dazu auch nicht aufsuchen, a) weil die Pflanze dort nicht wächst und b) weil ihr euch sicherlich mit dem Naturschutz anlegt.

Wenn ihr aber trotzdem ein Edelweiß euer Eigen nennen oder vielleicht verschenken möchtet, dann schaut doch mal in einer gut sortierten Gärtnerei nach. Die verkaufen nämlich mitunter auch Edelweißpflanzen und die könnt ihr dann, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen, bei euch in den Steingarten pflanzen.

In diesem Sinn: „Da Hosnträgr is ma abgrissn!“. Ich bin dann mal raus und wir alle wissen jetzt viel besser über das Alpen-Edelweiß Bescheid.

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Bergfreundin Lisa

Kurztext: Ich bin nicht zum Bergsport gekommen, der Bergsport ist zu mir gekommen. Ende der 80er haben mir meine Eltern gezeigt wie man Ski fährt und Ende der 90er habe ich das Klettern im Verein gelernt. Seit meiner Jugend gehören außerdem Ski- und Hochtouren zu meinen festen Bergsportdisziplinen.

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