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Wie wird man eigentlich Routenbauer?

Inhaltsverzeichnis

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Routenschrauber bei der Arbeit. Foto: Kletterkultur

Der Routenbauer gehört zu den heimlichen Helden der Kletter- und Boulderhallen, von dem die meisten Kletterer allerdings überhaupt nichts mitbekommen. In seiner Verantwortung liegt es, spannende Routen zu gestalten und einen Schwierigkeitsgrad festzulegen. Für das Glücksgefühl, wenn man nach etlichen Versuchen endlich eine besonders knifflige Passage gemeistert hat, kann man sich bei Menschen wie Joseph Wetzel bedanken (oder ihm die Schuld für seine Abstürze geben). Wie man Routenschrauber wird und wie sich deren Alltag in den Kletterhallen gestaltet, wollen wir euch erzählen.

Stellt man sich nun ganz plakativ das Handwerk eines Routenbauers vor, kommt man schnell zu dem Trugschluss, dass das ja eigentlich nicht sonderlich schwer sein kann. Hier und dort schraubt man ein paar Griffe an die Wand und baut sich so langsam empor. Je kleiner sie sind und je weiter die Griffe auseinander liegen, desto höher der Schwierigkeitsgrad. So zumindest die Theorie. Wer allerdings jemals eine Kletterhalle betreten hat und den Kopf in den Nacken legen musste, um bis zum höchsten Punkt der Wand hinaufsehen zu können begreift schnell, dass damit mehr verbunden sein muss, als nur mit einer Bohrmaschine bewaffnet ein paar Schrauben in die Wand zu jubeln.

Den Routenbau meistern

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Das vollendete Werk eines Routenschraubers. Foto: Kletterkultur

Joseph Wetzel hat die Leidenschaft für den Routenbau während seines Studiums entdeckt und nach und nach ausgebaut. Inzwischen geht er seit 5 Jahren dem Beruf des Routenschraubers nach. „Angefangen hat alles durch das Definieren und Schrauben für das eigene Training. Es war schon immer mein Traum, mich mit einer Materie, die ich liebe, auseinander zu setzen. Klettern ist diese Materie“, erklärt er.

Gewöhnlich sind es die besten und erfahrensten Kletterer, die das Schrauben in einer Halle übernehmen, da sie einschätzen können, wie anspruchsvoll eine Route tatsächlich ist. Zusätzlich zu dem, was sich Joseph so im Laufe der Zeit selbst beigebracht hat, absolvierte er mehrere Seminare. Obwohl der Beruf des Routenschraubers – ähnlich dem des Tätowierers – keine Ausbildung im eigentlichen Sinne erfordert, empfiehlt er, sich ordentlich fortzubilden. Man will ja schließlich auch eine bewegungstechnisch schöne Route bauen – und nicht nur eine, die maximal den Bizeps zum Glühen bringt! Hinzu kommt, dass bei offiziellen Wettkämpfen beispielsweise ausschließlich lizensierte Routenbauer angestellt werden.

Die Ausbildung zum Kletterlehrer, etwa beim Verband deutscher Berg- und Skiführer e.V. (VDBS), beinhaltet beispielsweise einen Lehrgang zum Hallenmanagement und Routenbau. Ebenso bieten Joseph und seine Jungs von der Kletterkultur regelmäßig entsprechende Kurse an, bei denen allerdings eher gestalterische und handwerkliche Aspekte im Vordergrund stehen. Wer bereits Erfahrungen im Klettern und Schrauben gesammelt hat, kann diese hier mit Inhalten wie Arbeitssicherheit, Materialkunde, Schrauben für kommerziellen Betrieb und Wettkampf sowie Bewegungsideen verfeinern. Auf diese Art sitzen dann letztendlich auch Bewegungsabläufe und Schraubgeschwindigkeit, sodass zum Schluss sowohl Hallenbesitzer als auch Kletterer zufrieden gestellt sind.

Der Alltag des Routenbauers

Joseph bei der Arbeit
Joseph bei der Arbeit. Foto: Kletterkultur

Für Joseph beginnt der Arbeitstag meist zwischen sieben und neun Uhr morgens. Bei 150 Routenbauplätzen im Jahr ist er in ganz Deutschland unterwegs. Gewöhnlich reist er deshalb am Tag zuvor an, um sich auf seinen Einsatz vorzubereiten. „Dies beinhaltet, neben der Besichtigung der Anlage, Einweisung der Hebebühne und dem Abklären der Vorstellungen des Betreibers auch eine Vorbereitung der Werkzeuge, Griffe, Tritte, Volumen, Schrauben und Co. Ein guter Kaffee lässt mich morgens auf Touren kommen und es kann sofort richtig losgehen.“

Nachdem das Gros an Routen geschraubt ist, werden diese im Anschluss natürlich auch getestet. Das dient zum einen der Überprüfung von Sicherheitsaspekten, aber auch dem finalen Check zur Stimmigkeit einer Route in sich. Nachdem alle Routen getestet sind, werden Veränderungen vorgenommen und es wird erneut getestet. Erst wenn jeder Griff und Tritt gegengeprüft wurde, kann aufgeräumt und der Kletterbereich freigegeben werden.

Routenbauer als Beruf

Griffe reinigen
So werden Griffe gereinigt. Foto: Kletterkultur

Jetzt ist es so, dass nicht jeder, der nun einen Kurs im Routenbau besucht hat, gleich mit Jobangeboten überhäuft wird. Häufig beginnt die Arbeit als Griffeputzer oder ehrenamtlicher Mitarbeiter. Ebenso kann es natürlich hilfreich sein, den einen oder anderen Hallenbetreiber persönlich zu kennen. Sich also sofort hauptberuflich als Routenschrauber zu verdingen, ist deshalb weder ratsam, noch realistisch.

Aber wie dem auch sei, es ist und bleibt eine Leidenschaft, der nachzugehen sich lohnt! Für Joseph ist klar: „Schrauben ist eine Form des Ausdrucks und die Möglichkeit, gigantische Emotionen für andere Personen zu ermöglichen.“ Er verbindet mit seiner Arbeit viel Kreativität. Ob er nun bei Wettkämpfen oder für Kletterhallen schraubt – er möchte den Menschen, die später sein Werk beklettern, ein tolles Erlebnis bieten.

Wer also mit frühen Arbeitszeiten und beschränkter Freizeit umgehen kann, handwerkliches Geschick besitzt und dazu ein echter Kletterprofi ist, für den ist der Beruf des Routenbauers bzw. Routesetters wie gemacht.

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Bergfreund Gastautor

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