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Karnischer Höhenweg – Tipps für eine grandiose Gratwanderung entlang alter Frontlinien

Inhaltsverzeichnis


  • der Karnische Höhenweg liegt in den Karnischen Alpen und ist Teil des Friedensweges
  • man läuft den 150 km langen Weg vorzugsweise in 8-11 Etappen
  • alpine Erfahrung sollte vorhanden sein, Gletscherausrüstung oder Klettersteig-Kenntnisse sind nicht notwendig
  • als Startpunkt bzw. Parkmöglichkeiten eignen sich die beiden Orte Silian und Kötschach
  • nimm dir für einen Tag nicht zu viel Programm vor, so entdeckst du noch den ein oder anderen Schatz auf dem Weg
  • besonders empfehlenswert sind die Obstansersee Hütte und die Filmoor Standschützenhütte für eine Übernachtung

Im ersten Weltkrieg standen sich entlang des Hauptkamms der Karnischen Alpen die Soldaten gegenüber. Entlang ehemaliger Schützengräben führt heute der Karnische Höhenweg mit tollen Ausblicken auf die Dolomiten und Gletscher wie den Großglockner oder Großvenediger.

In flexibler Länge reihen sich besuchenswerte Hütten, Gipfelabstecher und zahlreiche Höhenmeter auf. Christa und Sebastian aus dem Bergfreunde-Team waren dort unterwegs und teilen ihre persönlichen Eindrücke sowie Tipps mit Euch.

Der Karnische Höhenweg im Kurzportrait

Der Karnische Höhenweg, auch als KHW403 bezeichnet, ist Teil des 700km langen Friedenswegs. Seine Etappen können jeweils in beide Richtungen begangen werden – wir hätten keine Empfehlung, waren mit unserem Verlauf von West nach Ost aber sehr zufrieden.

Über seine Etappen sowie dem genauen Wegverlauf inklusive GPS-Tracks findet man alles im Internet oder den einschlägigen Wanderführern, beispielsweise von Rother oder Kompass. Wir sparen uns hier also die Details und verraten dennoch die folgenden Stichpunkte:

  • Der gesamte Höhenweg ist – je nach Varianten, Gipfelabstecher und persönlichem Gusto – üblicherweise in 8 bis 11 Tagesetappen zu schaffen. Wer sich etwas beweisen möchte kann auch in 5 bis 6 Tagen durchrennen – muss aber sehr fit sein und kann dann wohl wenig Aussicht genießen.
  • Häufig wird der Karnische Höhenweg in zwei Teile getrennt. Dazu steigt man an der Valentinalm bzw. dem Plöckenpass nach Kötschach-Mauthen ab (oder nimmt den Bus). Der westliche Teil ist dabei alpiner, der östliche Teil bietet mehr Almlandschaften. Es wirkt als würden etwa ⅔ nur die westliche Hälfte gehen – auch wir haben uns damit begnügt.
  • Im Gesamten läuft man entlang des KHW 403 etwa 150km wobei die täglichen Höhenmeter schwanken aber meist vierstellig sind. Hier sollte jeder seine eigene Wahl treffen. Im Zweifel: nehmt Euch etwas weniger vor und ergänzt dann Gipfel am Wegesrand – so ist genug Puffer für schlechtes Wetter, müde Beine oder halt einfach eine ausgiebige und aussichtsreiche Gipfelrast.

Wie schwer ist der Karnische Höhenweg KHW403?

Man ist ständig über 2.000m, häufig über 2.500m unterwegs. Es ist also durchaus eine alpine Wanderung die auch mal technische und ausgesetzte Abschnitte mit Stahlseilversicherung (auf der Hauptroute keine Klettersteige) beinhaltet. Damit ist es sicher keine klassische Anfängertour.

Aber auch wenn man ständig über der Baumgrenze unterwegs ist, braucht es an keiner Stelle Gletscherausrüstung oder Vergleichbares. Wer trittsicher unterwegs ist und die Königsetappe (ca. 19km, 1200 Hm, etwa 8h) schafft, darf es sich zutrauen.

Allerdings ist etwas alpine Erfahrung ratsam. Wer ständig auf dem Grat spaziert ist dem Wetter natürlich exponiert. Das kann gerade im Sommer bei Gewittergefahr schnell unangenehm werden.

Wir fanden uns einmal früh um 8°°Uhr auf dem Grat in einem fast schon schlagartig aufziehenden Gewitter wieder. Da gilt es einerseits schnell runter vom Grat, was fix einige hundert Höhenmeter extra bedeutet hat. Außerdem gilt es einen geeigneten Unterschlupf zu finden – bei uns war natürlich ausnahmsweise mal kein alter Weltkriegsbau in Reichweite.

Immerhin: eigentlich kann man fast täglich Handyempfang finden und sich eine aktuelle Wettervorhersage ziehen – der allerdings nicht blind vertraut werden sollte.

Tipp #1: Parken und Logistik zwischen Silian und Kötschach

Die beiden Ortschaften sind im Vergleich zu anderen Regionen touristisch noch erfrischend wenig ausgereizt und vor allem nicht auf Tourismus-Profit optimiert. Konkret bedeutet das: uns wurde von der freundlichen Touristinfo in Kötschach gesagt wo wir tagelang kostenlos parken können. Entsprechend empfehlen wir dort das etwaige Fahrzeug zu parken.

Aber auch wer mit den Öffentlichen kommt erreicht beide Ortschaften überraschend gut. Das bedeutet auch: man kommt mit Bus und Bahn mit überschaubarem Zeitaufwand von Kötschach nach Silian. Wir haben es easy nach dem Frühstück geschafft zu starten und konnten Mittags unseren Aufstieg aus Silian zu Silianer Hütte starten. 

Extra Tipp: wer am letzten Tag in Kötschach nach seiner Wandertour ankommt findet einen netten Ort mit allen Einkaufsmöglichkeiten vor. Außerdem gibt es zwei Schwimmbäder (eines davon ein Naturschwimmbad) und eine Eisdiele. Die Kombination daraus ist nach einigen Tourentagen unschlagbar. Auch eine Unterkunft kann man dort, ebenso wie in Silian, finden.

Ausblick der Silianer Hütte
Ausblick der Silianer Hütte

Tipp #2: Kurze Pflichtetappen mit Abstechern auf dem KHW403

Eine fast schon allgemeingültige Strategie klappt auf dem Karnischen Höhenweg besonders gut: Nehmt Euch wo möglich nicht zu viel Pflichtprogramm für einen Tag vor. Auch kurze Etappen lassen sich durch Gipfelabstecher ergänzen. Oder der Besuch der Eishöhle unterhalb der Obstansersee Hütte wird möglich – auf einem schwarz klassifizierten Pfad kommt man dorthin und ergänzt etwa 1,5 Stunden. 

Während man an schönen Tagen dann halt die Aussicht von der Großen Kinigat oder dem Porze genießt, bleibt aber auch Puffer wenn die Beine mal zu müde oder das Wetter zu schlecht wird. Außerdem kann man so auch die etwaige Gruppe teilen, wenn manche heute eher gemütlich unterwegs sein wollen um z.B. die Königsetappe am nächsten Tag gut zu meistern.

Tipp #3: Nicht an der Filmoor / Standschützenhütte vorbei hasten

Das gilt für uns besonders für den Abschnitt ab der Obstansersee Hütte in Richtung Porzehütte (oder umgekehrt). Wenn man es eilig hat, dann bietet es sich natürlich absolut an die beiden kurzen Etappen zusammen zu ziehen. Wer fit ist, schafft es sogar noch auf den Gipfel der Großen Kinigat – den Porze noch mit dran zu packen wird aber wohl schon fast stressig.

Aber was man links liegen lässt wäre die Filmoor Standschützenhütte – die Übernachtung an die wir uns wohl am liebsten erinnern. Mit weniger als 20 Schlafplätzen ist sie sehr klein aber vor allem überaus herzlich geführt.

Fast schon ein kleines, alpenromantisches Relikt zwischen den großen und meist eher gehoben geführten Hütten drum herum. Bier nimmt man selbst aus dem Brunnen, der buddhistische Koch stimmt mit den Gästen ab was es heute Abend zu essen geben soll (super lecker!) und wenn die Ziege gemolken ist (damit es am nächsten Tag frischen Ziegenfrischkäse zum Frühstück geben kann), dann sitzen die Gastgeber zwischen den Gästen.

Tipp #4: Mach eine Klettersteigtour daraus

Während es für erfahrene Alpinisten noch vertretbar sein kann den Klettersteig (A/B) auf den Porze ohne entsprechende Ausrüstung zu machen, gibt es zahlreiche andere Klettersteige am Wegesrand, die ambitionierter sind. Wer etwas Zeit mitbringt kann entlang des Weges Klettersteige bis zur D-Bewertung einflechten und damit der Tour nochmal einen anderen Touch geben.

Wir haben so viele begeisterte Berichte von “der schönste Klettersteig den ich jemals gegangen bin” bis “so spannend durch die alten Weltkriegtunnel zu klettern”, dass wir wohl auch dafür nochmal zurückkehren werden. Auch wenn Helm, Handschuhe, Gurt und ein Klettersteigset etwas zusätzliches Gewicht bedeuten.

Tipp #5: Sei nett und geh baden!

Eine Besonderheit des Karnischen Höhenwegs ist: eigentlich bewegen sich die meisten Tourengänger in einem sehr ähnlichen Tempo weiter. Entsprechend trifft man am Abend immer wieder die gleichen Gesichter in der Hütte an.

Das macht es interessant und irgendwie etwas vertraut, weil man Gespräche einfach mal wieder aufnehmen kann. Heißt aber auch: macht Euch nicht unbeliebt, denn man sieht sich hier mit noch höherer Wahrscheinlichkeit ein zweites Mal im Leben.

Dazu passend: immer wieder liegen Hütten an Seen. Auf der Höhe erwartet man eiskalte Bergseen und steckt den Zeh erst nur zögerlich rein. Aber sowohl der Obstanzersee als auch der Wolayersee sind beides Standseen – haben also nur einen Zufluss und keinen Abfluss.

In der Hitze des Juli 2022 waren die Seen überraschend, fast erschreckend, angenehm temperiert. In diesem Sinne: Badehose einpacken oder halt herausfinden, dass so eine Merino-Boxer auch zum Schwimmen taugt. Damit ist man beim Abendessen auch frisch und kann sich sehen lassen.

Fotos vom Karnischen Höhenweg

Den eigentlichen Reiz des Karnischen Höhenwegs – seine tollen Aussichten und Wege – können Bilder noch viel besser zeigen als alle Worte. Wir teilen mit Euch einige kommentierte Bilder. Ach und wir sprechen nochmal die Empfehlung aus sich den KHW 403 genauer anzusehen.

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Bergfreund Sebastian

Alpinistischer Allesfresser der Sport- und Alpinklettern, Gletscher oder Trekking weltweit am liebsten mit einem Fotoapparat im Anschlag bewerkstelligt.

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