Wer die Entenlochklamm erleben will, hat dazu generell zwei Möglichkeiten: paddeln oder wandern. Eine Kajak-Tour durch die Klamm ist vor allem landschaftlich sehr lohnend, aber nicht ganz einfach. Das ist kein fauler Ausflug mit dem Badeboot. Wer sich hier aufs Wasser begibt, muss wissen, was er macht oder sich einer geführten Tour mit erfahrenen Guides anschließen.
Für eine Wanderung in und durch die Klamm gibt es mehrere Möglichkeiten. Die vielleicht lohnendste Variante ist der Schmugglerweg von Kössen. Aber auch eine Wanderung von der bayerischen Seite her ist problemlos möglich.
Der Schmugglerweg Klobenstein ab Kössen
Der Schmugglerweg Klobenstein startet direkt in der Ortsmitte von Kössen.
Tourdaten:
- Ort: Kössen
- Ausgangspunkt: Zentrum Kössen, Parkplatz VZ Kaiserwinkel (gratis, Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge)
- Anreise: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich.
- Route: Kössen – Klobenstein – Kössen
- Höhenmeter: ca. 130 hm
- Wegstrecke Hin- und Rückweg: ca. 7 km
- Offizielle Gehzeit: 3:00 Std.
- Einkehrmöglichkeit unterwegs: Gasthaus Klobenstein
- Schwierigkeitslevel: leicht
- Wer kann mit: Die ganze Familie und auch der Hund. Für Kinderwagen ist der Weg hingegen nicht geeignet.
- Ausrüstung: feste Schuhe, Sonnenschutz, Fotokamera, Verpflegung für ein Picknick in der Klamm (ganz wichtig, hierzu gibt’s zahlreiche Gelegenheiten)
- Wichtige Wanderinfo: Bei Hochwasser oder schlechtem Wetter nicht begehbar. Die Entenlochklamm ist im Winter aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Gleich von Anfang an ist der Schmugglerweg gut ausgeschildert. Wer jedoch nach dem Begriff „Entenlochklamm“ auf den Schildern sucht, wird oft nicht fündig. Ich laufe zunächst durch überwiegend offenes Gelände an Wiesen vorbei, am Fluss entlang. Nach etwa einem Kilometer muss ich mich zum ersten Mal entscheiden: Der linke Weg führt gemütlich anteigend in den Wald hinein. Das ist die Variante für alle, die sich mit langem Treppensteigen schwertun. Ich entscheide mich aber für die rechte Variante. Dieser Weg bleibt zunächst eben und verläuft in Ufernähe. Hierdurch ergibt sich bei dieser Variante eine erste Chance, einen Blick in Richtung Klamm zu werfen. Das ist durchaus lohnend, und sehr zu meiner Freude fährt gerade ein Raftingboot mit Paddlern an dieser Stelle in die Klamm ein.
Erste Einblicke in die Schlucht und 96 Stufen
Für den Weiterweg muss man ein paar Höhenmeter überwinden, und diese kommen geballt in Form einer Treppe. Die sogenannte Teufelsstiege hat 69 Stufen und bringt mich zum ersten Mal ein bisschen ins Schwitzen. Danach verläuft der Weg aber wieder gemütlich, mal leicht steigend, mal leicht fallend durch den Wald. Generell ist der Weg angenehm breit und gut zu gehen. Größere Hindernisse gibt es hier nicht zu überwinden. Zusätzlich wurden Stellen, an denen der Hang steil vom Weg abfällt, mittels Drahtseilen bzw. Zäunen gesichert. Der Weg ist für Familien mit kleineren Kindern geeignet. Auch der Hund kann bei dieser Wanderung bedenkenlos mitkommen. Hunde müssen jedoch an der Leine geführt werden. Abgesehen davon ist der Weg nicht für Kinderwagen geeignet und für Fahrräder gesperrt.
Aussichtsplattformen in luftiger Höhe
Nach einiger Zeit erreiche ich eine Stelle, an der sich der Weg abermals teilt. Hier kann man entweder dem „normalen“ Wanderweg folgen oder eine kleine Schleife laufen, die zunächst zur Aussichtsplattform Kössner Schichten und dann weiter vorne wieder zurück auf den Weg führt. Der Umweg ist dabei überschaubar, aber definitiv lohnend. Die Aussichtsplattform wurde wie ein großer Balkon an den Hang gebaut und ragt ein Stück weit über die Schlucht. Hierdurch ergibt sich ein wunderbarer Ausblick. Auch gelegentlich vorbeikommende Paddler kann man hier gut aus einiger Höhe beobachten.
Der weitere Weg führt in leichten Wellen immer am Hang entlang. Nach kurzer Zeit teilt sich der Weg abermals. Geradeaus führt der Schmugglerweg weiter nach Ettenhausen in Bayern. Nach rechts geht es nun einige Meter hinunter zur Aussichtsplattform Eibenschlucht, von der aus man einen perfekten Blick in die eigentliche Entenlochklamm hat. Und hier gibt es wirklich einiges zu sehen. Im Lauf unzähliger Jahre hat der Fluss das Gestein durchdrungen und eine Landschaft geschaffen, die in ihrer Eigenart und Schönheit beeindruckt. Das Wasser ist türkisgrün, das Gestein schon fast weiß. Schroffe Felsen ragen nahezu senkrecht aus dem Fluss heraus. An einigen Stellen gibt es Sandbänke und kleine Buchten, die den Zugang zum Fluss ermöglichen. Außerdem sieht man von hier aus zum ersten Mal eine der Hängebrücken, über die der Weg im weiteren Verlauf noch führen wird. Der Betrachter auf der Aussichtsplattform sieht das alles aus der Vogelperspektive. Doch auch der Blick auf die andere Talseite lohnt sich. Dort befindet sich nämlich die Wallfahrtskirche Klobenstein, deren Dächer nebst Kirchturmspitze aus den Bäumen ragen.
Zwei Hängebrücken über die Entenlochklamm
Der Weg führt mich nun nach unten in die Entenlochklamm. Ein Rundweg bietet hier die Möglichkeit, die Landschaft wirklich hautnah zu erleben. Zusätzlich gibt es zwei Hängebrücken, die nicht nur den Weg zum jeweils anderen Ufer ermöglichen, sondern auch spektakuläre Aussichten bieten. Geht man den Rundweg gegen den Uhrzeigersinn, erreicht man zunächst die ältere Hängebrücke über die Entenlochklamm. Diese ist vergleichsweise weit unten in der Schlucht, und bietet den direkten Blick in die eigentliche Klamm hinein. Das macht schon was her, ganz klein fühlt man sich hier auf einmal. Auf der anderen Talseite gibt es einen Zugang zum Wasser. Nicht selten landen hier Paddler für eine Pause an. Baden kann man an dieser Stelle jedoch nicht. Der Fluss hat ordentlich Strömung. Es handelt sich um ernstzunehmendes Wildwasser.
Geht man den Weg weiter, kommt man bald zur zweiten, neueren Hängebrücke. Diese ist weiter oben über die Entenlochklamm gespannt und bietet eine nochmals andere, aber nicht minder atemberaubende Perspektive. Überquert man auch diese Brücke, führt der Rundweg wieder zurück zu seinem Ausgangspunkt. Ich beschließe jedoch, an einem der zahlreichen Picknick-Plätze noch eine Pause einzulegen. Das ist überhaupt mein Tipp für die Entenlochklamm: Nehmt euch ein Picknick mit und lasst bei einer langen Rast die Landschaft auf euch wirken. Danach ist auch der restliche Rundweg schnell bewältigt, und ich wandere auf der gleichen Strecke die ich auch hergekommen bin wieder zurück nach Kössen.
Varianten zur Wanderung in die Entenlochklamm ab Chiemgau
Man kann die Entenlochklamm von Kössen aus besuchen. Aber auch von der deutschen Seite führt der Schmugglerweg in die Entenlochklamm hinein. Der Weg in die Klamm vom Chiemgau aus ist ein wenig länger, aber ebenfalls problemlos für Familien zu bewältigen.
An der Wallfahrtskappelle in Klobenstein gibt es einen direkten Zugang von der Straße zur Entenlochklamm. Der Linienbus fährt mehrmals täglich auf der Strecke zwischen Deutschland und Österreich. Wer hier also in irgendeiner Form abkürzen will, kann das problemlos mittels des Busses tun. Aber die Buslinie eröffnet noch eine weitere Möglichkeit: Man kann auch von Kössen nach Ettenhausen (oder umgekehrt) wandern und dann bequem mit dem Bus zurück zum Ausgangspunkt fahren.
Kurioses und Interessantes rund um die Entenlochklamm
- Der Fluss, der durch die Klamm fließt, heißt auf der Tiroler Seite Großache und auf der bayerischen Seite Tiroler Achen. Das Wasser ist jedoch das selbe…
- Beim Schmugglerweg handelt es sich um einen Themenweg, der in und durch die Schlucht führt. Hier gibt es sogar ein interaktives Schmugglerabenteuer, das kleine und große Wanderer mittels App und Schmugglerkarte erleben können. Nach dem 2. Weltkrieg wurde hier wirklich geschmuggelt. Vom Alkohol bis zum Käse passierte hier so manches unbemerkt die Grenze.
- Die Wallfahrtskirche Maria Klobenstein ist nicht nur sehenswert. Sie steht an dieser Stelle auch aus einem bestimmten Grund: Glaubt man der Sage, stürzte an dieser Stelle einst ein gewaltiger Felsbrocken herab. Der teilte sich eben noch rechtzeitig, sodass eine alte Frau, die gerade des Weges kam, wie durch ein Wunder unversehrt blieb.
- Enten sucht man in der Entenlochklamm vergeblich. Der Name stammt auch gar nicht von den Wasservögeln, sondern von einem ursprünglich nur drei Meter breiten Durchgang des Flusses. Gemeint sind hier nicht die Enten, sondern die Enden, also die Ausläufer der Berge und Felsen.