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Höhenangst begegnen

Inhaltsverzeichnis

Ein klammes Gefühl, zitternde Knie, schwitzende Finger. Im Kopf beginnt sich alles zu drehen, Panik macht sich breit: Viele Menschen leiden unter Höhenangst. Einige davon möchten sie aber losbekommen. Daher die gute Nachricht gleich vorweg: Es gibt kaum eine Angststörung, der man durch gezieltes Training besser entgegentreten kann!

Kleine Schritte, große Erfolge

Höhenangst begegnen
Nicht jeder kann mit Höhe so gut umgehen.

Um die Angst vor der Höhe erfolgreich zu bekämpfen, braucht es zwei Zutaten: Das vorsichtige Verlassen der Komfortzone und Erfolg. Jedes Mal, wenn wir uns unserer Angst stellen, muss diese Herausforderung von einem kleinen Erfolgserlebnis gekrönt sein. Hat man hingegen danach das Gefühl, nur knapp dem Tod entronnen zu sein und eindeutig zu viel riskiert zu haben, wirkt sich die Aktion negativ in unserem Gedächtnis aus und die Angst wird nur vergrößert. Der Kopf denkt sich dann quasi: „Hab ich doch gleich gesagt, ist gefährlich!“ und macht das nächste Mal noch früher zu.

Was im Kopf geschieht

Bei einem echten Anfall von Höhenangst schaltet der Kopf komplett ab. Betroffene reagieren jeweils ganz unterschiedlich – manche werden stumm, andere aggressiv, wieder andere beginnen zu weinen. Diese Reaktionen können kaum beeinflusst werden, auch eine pampige Antwort ist letztendlich nicht so gemeint. Es herrscht Alarm im Kopf, die Person mit Worten noch zu erreichen, ist häufig schwer. Das müssen sich vor allem die Tourenpartner bewusst machen. Hier zählen Geduld, Verständnis und präzise Anweisungen.

Wenn die Angst kommt

Höhenangst begegnen

Wichtig ist, dass man schnell reagiert. Speziell wenn Du bereits weißt, dass Dir exponierte Stellen Probleme bereiten, solltest Du Deinen Tourenpartner rechtzeitig vorwarnen. Schleicht sich dann die Höhenangst an, solltest Du zunächst einmal anhalten und den Augen einen nahen Fixpunkt geben, sodass etwaiger Schwindel wieder abflacht. Setze Dich kurz hin oder geh zumindest in die Knie, damit der Boden näher und die Angst „umzufallen“ kleiner ist.

Häufig beschleunigt sich bei Angst die Atmung, wodurch dem Kopf ein Sauerstoffmangel signalisiert wird, was wiederum für ein noch größeres Angstgefühl sorgt. Gleichmäßiges, lautes Atmen ist also die Grundregel in solchen Fällen. Der Tourenpartner braucht Geduld und Verständnis – Sätze wie „jetzt stell dich doch nicht so an“ oder „das ist doch gar nicht schwer!“ sind absolut tabu!

Lässt es das Gelände zu, schüttle Arme und Beine aus. Alternativ kannst du alle Muskeln im Sitzen für wenige Sekunden anspannen. Dadurch lockerst Du Verkrampfungen. Achte jedoch weiterhin auf die tiefe Atmung!

Sich der Höhenangst stellen

Hat sich der Puls wieder normalisiert, ist es Zeit, sich der Herausforderung zunächst mental zu stellen. Schaut Euch gemeinsam die Stelle an und legt Euch einen Schlachtplan zurecht. Sollte der stärkere Partner zuerst oder zuletzt gehen? Wo ist der nächste Rastpunkt? Ist die Stelle besonders lang, kann sie womöglich aufgeteilt werden. Zuerst einmal gilt es, die ersten vier Meter anzutesten und dann wieder zurückzugehen – wenn möglich, diesen Versuch ein- bis zweimal wiederholen. Das ist besonders ratsam, wenn über eine solche Stelle auf dem Rückweg auch wieder abgestiegen werden muss!

Mutig sein

Höhenangst begegnen
Ein Tanz auf der Rasierklinge

Nach einer weiteren kurzen Verschnaufpause wird es dann ernst: Der Tourenpartner gibt während des gesamten Manövers kurze, präzise Anweisungen und atmet am besten ebenfalls laut mit. Die tiefe Atmung ist der Schlüssel zum Erfolg! Der Fokus liegt ausschließlich auf dem jeweils nächsten Griff bzw. Tritt. Am ausgemachten Rastpunkt kannst Du dich wieder hinsetzen, Deinen Augen einen neuen Fixpunkt geben und weiter ruhig atmen. Fehlt es an einem Partner, sage Dir am besten die Anweisungen selbst vor – ruhig auch laut, wenn Du sowieso allein an dieser Stelle bist. Welcher ist der nächste Griff, welcher der nächste Tritt? Wie viele Meter noch? Gleich hab ich’s geschafft, ruhig bleiben! Ich kann das!

Höhenangst verlieren

Ist eine Stelle geschafft, muss dieser Erfolg natürlich auch gebührend gefeiert werden! Für andere mag das ein unspektakulärer Abschnitt gewesen sein, für Dich aber in diesem Moment war es ein fundamentaler Schritt in Richtung Angstbekämpfung! Lass Dich nicht von anderen verunsichern, mach Dein Ding. Mag sein, dass andere besser über Grate tänzeln können, Du kannst dafür wahrscheinlich besser kochen, fotografieren oder singen.

Das richtige Maß

Wenn Du im Nachhinein das Gefühl hast, dass es „ja gar nicht so schwer“ war, dann hast Du alles richtig gemacht und nachhaltig ein kleines Stück Deiner Angst bewältigt. Achte immer darauf, kleine Schritte zu machen und nichts zu riskieren. Verwende lieber einmal mehr ein Seil, anstatt Dich womöglich nie mehr Deiner Angst stellen zu können. Und wenn es doch einmal nicht geht: Keine Bange, die Berge laufen nicht weg. Wenn Du Dich weiterhin immer wieder mal Deiner Angst stellst, wirst Du in ein, zwei Jahren wiederkehren und diese Stelle wahrscheinlich völlig angstfrei begehen können. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche!

Erika schreibt in ihrem Blog ulligunde.com auf spannende Art über ihre Touren in Fels, Eis und Schnee. Wo sie sich vor wenigen Jahren noch auf normalen Wanderwegen ernsthaft fürchtete, durchsteigt sie inzwischen selbstständig alpine Klassiker.

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Bergfreundin Erika

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