Worauf achten beim Kauf von Kletterschuhen?

Inhaltsverzeichnis

Gerade für Anfänger ist die Suche nach dem richtigen Kletterschuh das sprichwörtliche Buch mit sieben Siegeln.Worauf sollte man beim Kauf achten? Welche Größe ist die richtige? Sollen Kletterschuhe wirklich bock-eng sein und müssen sie wirklich richtig weh tun? Und was hat es überhaupt mit dieser „Vorspannung“ auf sich?  Und dann noch die Entscheidung zwischen Klettverschluss und Schnürer…

Wir wollen versuchen, für Euch etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Der Verschluss

Bezogen auf den Verschluss gibt es drei verschiedene Arten:

  • Die Schuhe mit Schnürung haben den Vorteil, dass man sie recht exakt fixieren kann, allerdings braucht das An- und Ausziehen insgesamt etwas länger. Das ist speziell beim Bouldern etwas unpraktisch.
  • Schneller geht es bei den Klettschuhen. Ein Nachteil ist allerdings, dass die Klettverschlüsse in manchen Fällen etwas schneller kaputtgehen.
  • Die dritte Variante sind Slipper. Sie haben gar keinen Verschluss (oder nur einen zusätzlichen Klettstreifen) und sitzen im Grunde wie Socken. Deshalb müssen sie auch wirklich perfekt passen und sind – speziell am Anfang – extrem eng. Für Anfänger sind sie daher eher ungeeignet.

Das Material

Kletterschuhe gibt es zumeist aus Kunststoff oder Leder. Beide haben (wie immer) ihre Vor- und Nachteile. Leder weitet sich etwas stärker als Kunststoff, passt sich dadurch aber auch besser an den Fuß an. Kunststoff ist etwas formstabiler, kann aber auch zu vermehrtem Riechen führen.

Wichtiger Hinweis: Gerade bei intensiv gefärbten Schuhmodellen kann es durch die individuelle Zusammensetzung des menschlichen Schweißes zu einer Auslösung bestimmter Farbstoffe kommen. So kann es durchaus vorkommen, dass die eigenen Füße nach einer intensiven Klettereinheit vorübergehend leicht blau, gelb oder rötlich angehaucht sind. Das ist jedoch kein Qualitätsmangel – ganz im Gegenteil: Da bei Kletterschuhen, die man meist direkt auf der Haut trägt, bewusst auf den Einsatz schädlicher Substanzen und Klebstoffe verzichtet wird, lassen sich auch die Farbstoffe nicht so gut am Schuh fixieren. Bei einer bestimmten individuellen Schweißkomposition kann es so zu einem Abfärben kommen.

Die Vorspannung und Downturn

Bei Kletterschuhen geht es häufig darum, die Kraft im Fuß auf die Zehen zu konzentrieren. Das schafft man entweder, indem man über die Ferse in der Sohle eine Spannung aufbaut (Vorspannung) oder die Sohle gleich so formt, dass die Kraft vorne im großen Zeh zusammenläuft. Diese Sohlen haben dann diese charakteristische Krümmung (Downturn). Wenn Du mehr über Vorspannung und Downturn wissen möchtest, wir haben dazu einen ausführlichen Artikel geschrieben.

Generell gilt, je mehr Spannung ein Schuh aufbaut, umso aggressiver ist er. Aggressive Kletterschuhe brauchst Du entweder im Überhang oder wenn Du auf sehr kleinen Tritten stehen musst. Und generell kann man sagen, dass je aggressiver ein Schuh ist, umso unbequemer ist er auch. Wenn die Tritte Deiner Kletterrouten oder Boulder also noch nicht im Dach hängen und auch noch nicht allzu winzig sind, kannst Du Deinen Füßen ruhig bequeme Kletterschuhe kaufen.

Flache Schuhe sind bequemer und für Anfänger besser geeignet als solche mit Vorspannung oder Downturn.

Plastikplatte

Es gibt Schuhe, in deren Sohle eine zusätzliche Platte eingearbeitet ist. Sie verteilt die Belastung auf eine größere Fläche und erleichtert so das Stehen. Allerdings geht dadurch ein großer Teil des Gefühls verloren. Weiche Schuhe (ohne Platte) schmiegen sich hingegen an die Tritte und kleben förmlich am Fels. Mit etwas Erfahrung spürt man bereits beim Treten, ob der Fuß hält. Allerdings ist so das Stehen auch etwas anstrengender.

Die Platte verteilt das Gewicht und erleichtert so das Stehen. Allerdings geht das auf Kosten des Gefühls.

Klettern im dunkeln. Der Fuß klettert im Hook, im Fersenbereich.
Das ist ein Hook

Fersenbereich

Möchtest Du zunächst nur am Seil klettern, spielt der Fersenbereich eine untergeordnete Rolle. Er spielt beim Bouldern für bestimmte Bewegungen eine Rolle, nämlich die „Hooks“. Das bedeutet, dass man nicht mit dem Zehenbereich auf den Tritt steht, sondern sich mit der Ferse festklemmt. Diese Art von Zügen ist bei leichteren Bouldern allerdings eher selten nötig. Unabhängig davon, ob Du nun bouldern oder klettern möchtest – wichtig ist, dass der Schuh auch bei längerem Gebrauch nicht hinten in die Achillessehne drückt. Das hängt einerseits von der gewählten Größe des Schuhs ab, aber auch von dem Modell. Ausprobieren heißt hier die Devise.

Ein eng sitzender Fersenbereich ist speziell fürs „Hooken“ beim Bouldern wichtig.

So viel zur Theorie. Aber wie findet man nun den perfekten Kletterschuh zum Kaufen?

La Sportiva Kletterschuh in Aktion.
Der Leistensteher

Sich für einen Schuh entscheiden

Die wichtigsten Fragen beim Kletterschuhe kaufen sind zunächst:

  • Anspruch: Soll der Schuh eher bequem sein (Anfänger oder lange Mehrseillängentouren) oder aggressiv eng (sehr kleine Tritte, Überhänge)?
  • Vorspannung: Kletterst Du anspruchsvolle Dächer (mit Vorspannung) oder eher im Senkrechten/leicht Überhängendem (ohne bzw. geringe Vorspannung)?
  • Fersenbereich: Ist der Schuh zum Bouldern gedacht? Dann eher enge Ferse.

Die richtige Größe

Anschließend geht es daran, die richtige Größe zu finden. Da jede Marke und jedes Modell seine Eigenheiten hat, führt kein Weg vorbei an echten Erfahrungswerten. Deshalb haben wir unsere Kunden befragt und fast 3.000 Einschätzungen aus der Praxis sammeln können. Daraus entstanden ist ein Größenberatungs-Tool, das neben Marke und Modell auch noch den Einsatzzweck und den gekletterten Schwierigkeitsgrad berücksichtigt:

Zum Größenrechner für Kletterschuhe

Römisch, Ägyptisch, Griechisch

Kaufberatung Kletterschuhe Fußformen ägyptisch römisch griechisch
So sehen die ägyptische, römische und griechische Fußform aus

Auf der Suche nach dem geeigneten Schuh solltest Du bedenken, dass nicht jeder Kletterer die gleiche Fußform hat. Man unterscheidet drei Fußformen: Ist der große Zeh der längste, nennt man das eine „ägyptische“ Fußform, ist der zweite Zeh der größte, hat man „griechische“ Füße und wenn beide eher gleichlang sind, heißt das korrekt „römisch“. Möglicherweise passen Dir also bestimmte Modelle oder Hersteller einfach nicht. In diesen Fällen macht es mehr Sinn, einen völlig anderen Schuh auszuprobieren, anstatt verschiedene Größen.

Viele Hersteller haben auf ihren Homepages inzwischen reichhaltige Informationen zu ihren Schuhen gestellt. Auf der Seite von Red Chili oder Rock Pillars findest Du zum Beispiel eine sehr detaillierte Info, welcher Schuh am besten zu welcher Fußform passt.

Das Anprobieren

Das Wichtigste beim Anprobieren von Kletterschuhen ist, dass man sich ausreichend Zeit nimmt. Während des Tragens solltest Du auf Schmerz speziell in der Achillesferse und an den Zehen achten. Stehe mehrmals auf Kanten (Treppe, Tritt) – mal nur mit der Spitze, mal etwas seitlich. Laufe auch etwas herum – spürst Du Schmerz? Oder hast Du irgendwo sehr viel Luft? Kletterschuhe sind natürlich nicht im eigentlichen Sinne „bequem“ – aber Du solltest nicht schon beim Anprobieren Schmerzen haben.

Zwar weiten sich die meisten Kletterschuhe noch etwas, aber gerade am Anfang ist es nicht sinnvoll, besonders enge Schuhe zu kaufen. Vorsicht übrigens beim Anprobieren: Die Füße weiten sich im Laufe des Tages um bis zu einer halben Schuhgröße – die Schuhe sollten also zu der Tageszeit anprobiert werden, zu der Du normalerweise auch klettern gehst (also meistens abends).

  • Nimm Dir Zeit, achte auf die passende Tageszeit
  • Trete auf kleine Tritte, laufe mit dem Schuhen herum. Achte auf Schmerz und Luft im Schuh
  • Kaufe keine schmerzhaften Schuhe!

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Bergfreund Gastautor

13 Kommentare zum Artikel

  1. Maria 1. September 2020 08:58 Uhr

    Ich fände es super, wenn Hersteller die Schuhe einheitlich nach der tatsächlichen Größe auszeichnen würden. Mancher Schuh, der mit Größe 5 / 38 ausgezeichnet ist, fällt aus wie Größe 35 und ein Schuh in Größe 42 manchmal wie 38. Wenn ein Schuh mal eine Größe größer oder kleiner ausfällt, wäre das noch nachvollziehbar. Aber mir leuchtet es nicht ein, warum Kletterschuhe in Normgrößen ausgezeichnet werden, wenn sie i.d.R. weit davon entfernt sind, so auszufallen und untereinander so erhebliche Differenzen aufweisen. Wenn es wenigstens entsprechende Größentabellen mit Angabe der Größenkompatibilität gäbe, so wie bei internationalen Schuhgrößen, würde das die Auswahl erheblich erleichtern. Ich finde die Wahl von Kletterschuhen wegen unterschiedlicher Schuh- und Fußformen ohnehin schon schwer genug.

  2. Kris S. 24. August 2020 20:30 Uhr

    Hallo, danke für den kurzen und knappen Beitrag. Er ist sehr hilfreich und hilft definitiv bei der Kaufentscheidung für Kletterschuhe weiter. Liebe Grüße Kris S. www.adviesjagers.nl

  3. Sabine 14. November 2019 17:37 Uhr

    Hallo, ich trage seiJahren den Kletterschuhe von five Ten siren Marlot. Leider finde ich diesen Schuh immer seltener in meiner Größe. der Schuh passte an meinem Problemfüssen (Halux) in 39 perfekt. gibt es einen ähnlichen Schuh? Viele Grüße Sabine

  4. Fabian 30. Oktober 2018 15:14 Uhr

    Nachdem ich vor ca. einem halben Jahr das Klettern/bouldern anfing, habe ich mir auch recht direkt ein paar Kletterschuhe gekauft. Diese haben gerade im vergangenen Sommer relativ stark abgefärbt (Wärme/Anstrengung -> Schweiß) was zu Verfärbungen an Socken und Haut und auch zu allergischen Reaktionen/Juckreiz etc. geführt hat. Nun frage ich mich, ob es bei der Problematik des Abfärbens einen Unterschied zwischen Polyester/Kunstfaser und Lederschuhen gibt (also ob Lederschuhe diese Problematik eher haben und ich daher lieber mit Kunstfaserschuhen klettern sollte) oder ob beide Materialarten gleichermaßen abfärben.

  5. Viola 25. August 2015 17:02 Uhr

    Vielen Dank für diesen interessanten Artikel. Beim Kauf von Kletterschuhen sollte man wirklich bedacht wählen und vergleichen. Es gibt viele gute Produkte auf dem Markt und jedes ist auf andere Bedürfnisse zugeschnitten.

  6. Philipp 4. März 2015 09:44 Uhr

    Schöner Artikel - bin gerade darauf gestoßen! :-) Zusätzlich würde ich auch noch zwischen Vorspannung und Downturn unterscheiden, was viele leider gleichsetzen. VG Philipp

  7. yogi 13. April 2014 07:17 Uhr

    Noch ein Tip für alle mit unterschiedlich großen Füßen. Ich habe leider das Problem, dass ich tatsächlich unterschidliche Größen benötige. Zwischen 1 - 1 1/2 Größen. Bisher hatten Scarpa, Red Chili und Rock Rock Pillars auch unterschiedliche Größen verschickt. Ok manchmal musste man bei Scarpa bis 8 Monate warten, wenn die Ihren Herstellungszyklus haben. Leider ist nun Scarpa raus gefallen, die machen es nicht mehr. Bei Red Chili hatte ich immer Probleme mit meiner Fußform und so bleibt dann noch Rock Pillar, zugegeben da habe ich meinen neuen Lieblingsschuh gefunden, da er sich ziemlich geil an die Fußform schmiegt. (OZONE QC). Leider wissen dies manche Läden nicht, die Kletterschuhe verkaufen und so musste ich auch erst darum bitte sich nochmals bei den Firmen rück zu versichern, um daran zu kommen. 2 Paar zu kaufen ist echt zu teuer und muss nicht sein, ist dann schon verschwänderisch. Cool wäre wenn alle Firmen das anbieten würden. Mit einem Bearbeitungsaufschlag und nur nach Vorbestellung um diese im Produktionszyklus mit ein zu planen. Mei, dann wartet man halt ein paar Monate, aber wenn man es weiss kann man früh genug vorbestellen ;0) In diesem Sinne, Gruß auss'm Allgäu. Yogi

  8. Walter Klein 15. März 2014 05:31 Uhr

    Hallo zusammen, ich interessiere mich für den Anasazi Guide und würde diesen Schuh gerne bestellen. Da das mit der Passform ein Problem ist 6 oder 6,5 wollte ich fragen ob man sich 2 Paar zuschicken lassen kann; ein Paar kauft und und das andere zurück schicken kann ? Besten Dank Viele Grüße aus Ulm Walter

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