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 Gore-Tex Membran Erklärung
Atmungsaktivität: ein wichtiges Thema bei Funktionsbekleidung

In der Outdoor Branche begegnet man dem Wort gefühlt ständig. Vor allem dann, wenn man sich mit der Funktionalität von Outdoor- Bekleidung beschäftigt. Aber was steckt eigentlich hinter dem Begriff atmungsaktiv? Atmet die Bekleidung tatsächlich? Und was genau? Die Außenluft oder etwa unsere Körperausdünstungen? Und warum ist das so wichtig?

Wir haben für Euch die wichtigsten Informationen zum Thema Atmungsaktivität zusammengetragen.

at·mungs·ak·tiv [ˈatmʊŋs|aktiːf]
luftdurchlässig
Beispiel: der Stoff ist atmungsaktiv.
Wortart: Adjektiv
Gebrauch: Werbesprache
Häufigkeit: 2 von 5

Viel mehr gibt ein Blick in den Duden nicht her – und das ist in der Regel mein erster Move, wenn ich nach der Bedeutung eines Wortes gefragt werde. So geschehen, als neulich das schöne Thema »Was bedeutet atmungsaktiv?« in meiner To-Do-Liste für das Bergfreunde Basislager aufpoppte. Natürlich ist es nicht so, dass mir der Begriff nicht vertraut wäre. Er begegnet einem ja fast überall, immerhin kommt heute von der Socke bis zur Hardshelljacke keine Outdoor-Klamotte mehr ohne zumindest atmungsaktive Eigenschaften aus.

So oder so ähnlich geht es wohl jedem, der immer mal wieder zur Funktionstextilie greift: Man kennt den Begriff und auch seine Bedeutung, »das ist doch, wenn die Jacke beim Sport nicht am Körper klebt, oder?« Ja, schon richtig. Nichtsdestotrotz ist Atmungsaktivität eine irreführende Bezeichnung für dieses Phänomen, denn seit wann kann tote Materie aktiv atmen? Was steckt also dahinter?

Mann zieht sich ein blaues Shirt über und schwitzt
Im Zusammenhang mit Atmungsaktivität geht es um die Frage, was mit dem Schweiß passiert

Wer Sport macht, schwitzt.

Eine Regel, so einfach wie allgemeingültig: Ein aktiver Mensch erzeugt Energie! Etwa 20% dieser Energie wandelt der Körper augenblicklich in mechanische Arbeitsleistung, der ganze große Rest aber wird in Form von Wärme abgegeben. Keine Frage, Energieeffizienz geht anders – und der Körper muss sich also dringend etwas einfallen lassen, um all‘ diese anfallende Wärme zu verarbeiten.

Die Lösung sind zwei bis drei Millionen Schweißdrüsen, untergebracht im größten Organ des Menschen, der Haut. An den Hand- und Fußflächen, in den Achselhöhlen, am Nacken, sowie an Kopf und Stirn sind sie besonders zahlreich vertreten. Bei einer durchschnittlichen, körperlichen Belastung produzieren die Drüsen täglich 200 bis 700 ml Schweiß. Bei extremer Anstrengung oder bei sehr hohen Temperaturen kann aber auch bis zu 1,5 Liter des salzigen Sekrets pro Stunde zusammenkommen.

Im Zusammenhang mit Atmungsaktivität geht es jetzt ganz einfach um die Frage, was mit diesem Schweiß passiert. Bleibt er nämlich auf der Haut, kann es unterwegs ganz schön unangenehm werden: Schweiß begünstigt die Entstehung eines Hitzestaus zwischen Körper und Kleidung, oder er kühlt unangenehm aus. Mal ganz abgesehen davon, dass es sich einfach nicht besonders toll anfühlt, wenn die Klamotte feucht an der Haut klebt.

Mann läuft über roten Schotter
Wasserundurchlässigkeit beim Sport
Bei Atmungsaktivität geht es um die Wasserdampfdurchlässigkeit

Gerade beim Sport, also bei besonders schweißtreibenden Einsätzen, sollte Bekleidung daher in der Lage sein, Feuchtigkeit von der Haut weg nach außen zu leiten. Wenn also von der Atmungsaktivität eines Kleidungsstücks die Rede ist, ist damit eigentlich dessen Wasserdampfdurchlässigkeit gemeint. Natürlich lässt sich diese auch exakt messen, und zwar in Gramm (g) Wasserdampf je Quadratmeter (m²) Oberfläche über einen Zeitraum von 24 Stunden: bei einer Atmungsaktivität von 5.000g/m2/24h können also innerhalb eines Tages 5.000g Wasserdampf über einen Quadratmeter der Textilie entweichen.

Atmungsaktivität, Wasserdampfdurchlässigkeit oder Feuchtigkeitsmanagement?

Um die Verwirrung perfekt zu machen, werfe ich jetzt noch einen dritten Begriff in die Runde: Feuchtigkeitsmanagement bzw. Wicking, wie es der dem Englischen nicht abgeneigte Outdoor-Enthusiast auch gerne nennt. Beim Thema Wasserdampfdurchlässigkeit muss man nämlich zwischen zwei Varianten differenzieren:

  1. Materialien, die wasserdicht sind und dennoch Schweiß nach außen entweichen lassen
  2. Nicht wetterfeste Materialien, die aber einen aktiven Feuchtigkeitstransport ermöglichen

In Anlehnung an das englische Wort für den Kerzendocht wick spricht man bei den Textilien der zweiten Kategorie primär von Feuchtigkeitsmanagement. Dahinter steht die Idee, dass einzelne Gewebe Nässe aktiv vom Körper weg nach außen ziehen. Jetzt aber erstmal einen Blick auf jene der ersten Kategorie!

Geschlossene und offene Membranen

Regen- und Hardshelljacken kommen in der Regel mit einer technischen Membran. Diese soll es ermöglichen, dass die Jacke Wind und Wetter zwar zuverlässig ausschließt, dass sie gleichzeitig aber auch für eine hohe Atmungsaktivität sorgt. Eine Leistung, welche über zwei verschiedene Konstruktions- und Funktionsweisen erreicht werden kann: mikroporöse Membrane vs. geschlossenzellige Membrane.

Mikroporöse Membranen sind, wie es der Name schon sagt: porös, also mit mikroskopisch kleinen Löchern überzogen. Diese sind gerade groß genug, dass Wasserdampfmoleküle durch sie nach außen entweichen können. Für gewöhnliche Wassermoleküle sind die Löcher allerdings zu klein, das Material ist also nach wie vor absolut wasserdicht. In der Regel bestehen diese Membrane aus Polytetrafluorethylen, meist sind sie zudem mit einer schützenden, hauchdünnen Polyurethan-Schicht bezogen. Bekannte Vertreter sind zum Beispiel die Gore-Tex Membranen oder jene vom Gore-Konkurrenten eVent.

Bei geschlossenzelligen Membranen hingegen lagert sich die Feuchtigkeit zunächst auf der Innenseite der Jacke an, bis die Membran leicht anquillt und die Wasserdampfmoleküle schließlich huckepack nach außen transportiert werden können – ähnlich dem Osmose-Prinzip. Gelten diese Membrane zwar als deutlich robuster, so funktionieren sie doch nur mit einer gewissen Zeitverzögerung. Gefertigt sind sie meist aus Polyester, wie zum Beispiel die umweltfreundliche Sympatex-Membran.

Wie atmungsaktiv sind Baumwolle, Fleece, Merino und Co.?

Regen- und Hardshelljacken bilden die äußere Schicht der Kleidung, sie sind sozusagen nur das Endglied. Damit der Schweiß aber überhaupt bei der Membran ankommt, müssen die Base- und Midlayer mitziehen. Hier kommt es gar nicht so sehr darauf an, wie viel Feuchtigkeit das Material aufnimmt, als vielmehr darauf, wie zügig es diese wieder abstößt. Baumwolle zum Beispiel zieht Schweiß zügig vom Körper weg, speichert ihn aber auch und verhindert so einen durchgehenden Feuchtigkeitstransport.

Besser funktionieren leichte Kunstfasern, wie Polyester, Polyacryl, Polypropylen oder Polyamid. Bei einem Normalklima von 20°C und 65% Luftfeuchtigkeit nimmt z.B. Polyester gerade einmal um die 7% des Eigengewichts an Feuchtigkeit auf. Außerdem trocknet es sehr schnell.

Merinoschaf und Mann sind sich gegenüber
Merino-Wolle ist atmungsaktiv und kann sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen bis man sich durchgeschwitzt anfühlt

Ebenfalls allseits beliebt ist Merino-Wolle – ein natürliches Material, das nicht nur mit einem angenehm weichen Tragekomfort überzeugt, sondern auch mit klugen Funktionen, die den Stoff atmungsaktiv machen: es nimmt Feuchtigkeit auf und leitet diese von der Haut weg nach außen, dabei trocknet es auch sehr schnell. Abgerundet um eine geruchshemmende Wirkung, behält man in Merino wirklich immer ein tolles Mikroklima.

Unterm Strich…

… geht es bei atmungsaktiven Stoffen also gar nicht um Luft, sondern um Wasser. Genau genommen: um Feuchtigkeit und darum, wie man diese am besten loswird. Die große Welt der Funktionstextilien bietet mittlerweile eine kaum überschaubare Anzahl an Lösungen und Lösungsvorschlägen, einige seit Jahren bewährt und andere sind seit Neuestem erst im Feld. Ein Universalrezept gibt es jedenfalls nicht, also ab nach draußen und mit der eigenen Feldforschung loslegen!

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Bergfreund Gastautor

20 Kommentare zum Artikel

  1. Bergfreund Marco 2. März 2022 10:36 Uhr

    Hallo Christine, das habe ich jetzt ehrlich gesagt in der Form auch noch nie gehört. Hier müsste wirklich einmal ein Textilingenieur etwas dazu sagen, ich würde Dir empfehlen tatsächlich einmal den Hersteller der Jacke direkt zu kontaktieren. Viele Grüße, Marco

  2. Christine 2. März 2022 09:40 Uhr

    Guten Morgen, ich kaufte mir eine 4-in-1 Damen-Funktionsjacke, bestehend aus Outdoor-Jacke (wind- und wasserdicht), Weste und die Fleecejacke. Der Wert der Wassersäule ist mit 3000 mm angegeben. Diese Jacke habe ich (Sa 26.02.22, das Wetter: ca. 5-9 °C, sonnig und trocken) ca. 2,5 Std. draußen im Garten angehabt. Dabei verrichtete ich leichte Gartenarbeiten. Drunter trug ich einen Wollpullover und die Fleece-Jacke. Ich habe nicht geschwitzt und nicht gefroren, mein Rücken, mein Wollpullover und die Fleecejacke waren trocken. Die Fleecejacke war außen minimal bis gar nicht feucht, also nicht nennenswert. Nach dem Ausziehen bemerkte ich, dass das rote dünne Futter der Außenjacke total nass war, so als hätte ich die Jacke gerade aus der Waschmaschine genommen. Ist das richtig? Was kann ich etwas ändern, damit dies nicht mehr passiert? Mit freundlichem Gruß Christine 02.03.2022

  3. Christine 2. März 2022 09:40 Uhr

    Guten Morgen, ich kaufte mir eine 4-in-1 Damen-Funktionsjacke, bestehend aus Outdoor-Jacke (wind- und wasserdicht), Weste und die Fleecejacke. Der Wert der Wassersäule ist mit 3000 mm angegeben. Diese Jacke habe ich (Sa 26.02.22, das Wetter: ca. 5-9 °C, sonnig und trocken) ca. 2,5 Std. draußen im Garten angehabt. Dabei verrichtete ich leichte Gartenarbeiten. Drunter trug ich einen Wollpullover und die Fleece-Jacke. Ich habe nicht geschwitzt und nicht gefroren, mein Rücken, mein Wollpullover und die Fleecejacke waren trocken. Die Fleecejacke war außen minimal bis gar nicht feucht, also nicht nennenswert. Nach dem Ausziehen bemerkte ich, dass das rote dünne Futter der Außenjacke total nass war, so als hätte ich die Jacke gerade aus der Waschmaschine genommen. Ist das richtig? Was kann ich etwas ändern, damit dies nicht mehr passiert? Mit freundlichem Gruß Christine 02.03.2022

  4. Myra 12. Juli 2018 10:14 Uhr

    Hallo Es wurde ja auch kurz auf die Merino-Wolle eingegangen, das diese auf natürliche Weise fungiert. Wenn ich mir da jetzt Lauf-Kleidung raus machen würde, wie effektiv wäre sie im Sommer und Winter. Also der Unterschied. Lohnt es sich die min Sommer anzuziehen? Oder überhitzt man zu stark. Mein Gedanke geht auf den Aspekt Nachhaltigkeit und Alternativmöglichkeiten zu Polyestergemischen. Besten Dank und ich hoffe ich war verständlich :)

  5. Oli 14. Juni 2018 19:19 Uhr

    Hallo zusammen, die Atmungsaktivität leuchtet mir mit obigem Artikel schon ein. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist die treibende Kraft, dass die Feuchtigkeit von innen nach außen kommt der Unterschied des Dampfdrucks. Sprich, wenn es draußen trocken ist funktioniert das Prinzip, aber wenn es regnet und die Luftfeuchtigkeit draußen (Dampfdruck) damit stark steigt, dann kann es innen höchstens genauso trocken werde wie draußen, nämlich feucht. Sehe ich das richtig? Ich frage mich nämlich welchen Sinn z.B. atmungsaktive Wathosen bei Anglern machen sollen. Wenn man mit der Hose im Wasser steht, wie soll dann Feuchtigkeit von innen nach außen gelangen können? Wisst Ihr dazu mehr? Gruß Oli

  6. Chregel CH 20. Februar 2018 16:18 Uhr

    Wenn wie bei Regen oder Nebel draußen schon 100% Luftfeuchtigkeit herrscht, kann kein Schweiß verdunsten, folglich auch nicht kühlen, da hilft die beste Jacke nichts... viele Grüße aus der Schweiz

  7. Thomas Weis 28. Juni 2017 05:17 Uhr

    Liebe Bergfreunde, was ich suche ist eine Jacke die 60 - 120 Minute Regenwasser einigermaßen abhält und soviel Dampf raußlässt das ich nicht den Eindruck habe in einer Sauna zu laufen. Meine Erfahrung mit der einen oder anderen Membran haben gezeigt das das quasi nicht funktioniert - bleibt die Frage gibts was ohne Membran das einigermaßen Wasser abhält?? Grüße Thomas

  8. Bernhard Dabbert 23. Februar 2017 13:46 Uhr

    Hallo, ich hätte da mal eine Frage: Ich habe mir eine Jacke mit Taftfutter und heraus trennbarer Fleecejacke gekauft- Diese soll atmungsaktiv sein. Nun habe ich des öfteren beim Spazieren gehen festgestellt, dass mein Rücken feucht und die Außenjacke klitschenass ist. Ist diese nun atmungsaktiv oder nicht.

  9. Peter 5. November 2016 18:38 Uhr

    Hallo, vielen Dank für die Informationen. Leider hilft mir das neue Wissen nicht, eine passende sehr atmungsaktive Jacke zu kaufen, da dazu keinerlei Angaben gemacht wurden. Bitte gebt, soweit ihr es wisst, den Wert bei den Produktinfos mit an. (Gerne bitte auch, ob die wasserabweisende Ausrüstung fluorcarbonfrei ist)

  10. Phil 29. September 2016 13:33 Uhr

    Hallo Jörn, besten Dank für die schnelle und sehr verständliche Antwort. ;)

  11. Phil 29. September 2016 10:07 Uhr

    Hallo, vielen Dank für den informativen Artikel. Ich hätte noch zwei Fragen. Ihr schreibe "Schweiß begünstigt die Entstehung eines Hitzestaus zwischen Körper und Kleidung, oder er kühlt unangenehm aus – und mit ihm auch der Körper. " Könntet ihr vielleicht kurz darauf eingehen, wie das physikalisch begründet ist mit der Entstehung des Hitzestaus aufgrund des Schweißfilms? Außerdem schreibt ihr: "der Körper muss sich also dringend etwas einfallen lassen, um all‘ diese anfallende Wärme zu verarbeiten. Die Lösung sind zwei bis drei Millionen Schweißdrüsen...". Könnten Ihr auch hier ein paar Hintergründe nennen? Warum gibt der Körper die Wärme denn nicht einfach nach außen ab? Wozu benötigt er denn Schweißdrüsen? Besten Dank.

  12. Roland Schönfelder 16. November 2015 07:19 Uhr

    Hallo ihr lieben Helfer, ich möchte mir eine gute atmungsaktive Funktionjacke kaufen mit 5000g/m²/24 Stunden. Ist dieser Wert hoch oder wenig. Was sind die besten atmungsaktiven Werte. Danke und viele Grüße

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