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Reparatur-Tipps fürs Bike-Packing

Inhaltsverzeichnis

Du willst mit dem Bike auf ganz große Tour? Back-Roller, Front-Roller und Lenkertasche sind schon halb gepackt? Dann kann es ja bald los gehen…

Je nach Reiseziel, Länge der Reise und Reiseart musst du nicht nur dich und deine Ausrüstung, sondern auch deinen „Drahtesel“ entsprechend auf die Reise vorbereiten. Um klar zu machen, was damit gemeint ist: Wenn du eine sportliche Radreise über die Alpen planst, und dabei in Pensionen und Gasthöfen übernachtest, sehen deine Vorbereitung und dein Equipment anders aus, als wenn du von Deutschland aus nach Indien radeln möchtest, im Zelt übernachtest, und deine komplette Outdoor-Küche in den Packtaschen verstauen musst. Wenn du in einer kleinen oder größeren Gruppe unterwegs bist, könnt ihr Material und Aufgaben auch super verteilen. Ein „MacGyver“ im Team, der alles reparieren kann, oder ein Zweiradmechaniker sind dafür optimal. Viele Radfahrer starten ihre Touren aber lieber ganz allein und müssen sich dementsprechend auch um alles kümmern und auftretende Probleme geschickt lösen können.

Wer eine lange Radtour plant sollte auf eine Fahrrad Reparatur vorbereitet sein.
Wer eine lange Radtour plant, sollte auf Pannen vorbereitet sein.

Wenn du auf die ganz große Tour mit dem Fahrrad gehst, hast du dich vermutlich schon intensiv mit dem Thema Radreisen und Bike-Packing beschäftigt, dir ein spezielles Touren- oder Trekkingrad mit wartungsarmer Rohloff- Nabenschaltung und Carbonriemen zusammengestellt und kennst jede Schraube an deinem Rad einzeln. Du musst jetzt nicht mehr weiterlesen und darfst direkt wieder Radfahren gehen.

Die erste Panne mit dem Rad

Jeder, der viel mit dem Fahrrad unterwegs ist, wird auch früher oder später die erste Panne erleben. In den meisten Fällen handelt es sich dabei schlicht um einen platten Reifen – das ist mit Sicherheit am häufigsten. Abgenutzte Bremsbeläge, rasselnde Schaltungen, gerissene Ketten, lose Speichen und springende Gänge gehören ebenfalls zu den Phänomenen, die nach intensiver Nutzung höchstwahrscheinlich irgendwann auftreten. Dazu kommt der berühmte „Achter“ in der Felge und allgemeine Verschleißerscheinungen an allen beweglichen Teilen, wie Tretlager, Ritzeln, Zahnkränzen usw.

Um Pannen und Verschleißerscheinungen auf Radreisen möglichst zu minimieren, muss dein Fahrrad auf jeden Fall vor der Reise in optimalem Zustand sein. Dazu gehören die passenden Reifen, neue Schläuche (nicht die, die schon drei Mal geflickt wurden), neue Bremsbeläge und oft auch eine neue Kette. Alle Lager sollten kontrolliert und gefettet werden, Bremsen überprüft und eventuell mit neuer Bremsflüssigkeit versehen werden. Und andere Teile, wie Zahnkränze, Ritzel, Naben und Felgen auf Beschädigungen kontrolliert werden. Auch wenn das erstmal viel Aufwand scheint, ist es immer besser, die Reparatur des Fahrrads daheim im Keller oder in der Garage durchzuführen als irgendwo auf einem Schotterweg in Turkmenistan.

Reparaturen selber machen

Natürlich kannst du dir überlegen, dein Rad von einem Profi in deiner lokalen Fahrradwerkstatt auf Vordermann bringen zu lassen. Falls du auf deiner Reise aber darauf angewiesen sein solltest, die Reparaturen am Fahrrad selbst durchzuführen, musst du das vorher auch üben und zumindest wissen, für welche Reparatur man ein spezielles Werkzeug benötigt, und wann man auch als erfahrener Bike-Packer an seine Grenzen stößt. Wenn zum Beispiel der Rahmen oder die Gabel brechen, hilft in der Regel nur noch ein Austauschteil (oder ein neues Fahrrad). Falls du aber ohnehin eher „mit Zahnbürste und Kreditkarte“ in dichter besiedelten Gebieten radelst, ist dein wichtigstes Werkzeug vermutlich das Smartphone, das dir die Telefonnummer des nächsten Fahrradladens ausspuckt.

Packlisten und To-Do Listen für Radreisende sind so unterschiedlich, wie Mountainbikes, Trekkingbikes und Tourenräder. Für unsere imaginäre Tour mit zwei Personen nach Indien entscheiden wir uns deshalb für folgende Ausstattung als Beispiel:

Mountainbike (Hardtail), mit Kettenschaltung, Scheibenbremsen, Federgabel, Gepäckträger, Lenkertasche, Front-Roller, Back-Roller und ein Duffle-Bag auf dem Gepäckträger.

Alles ist im Top-Zustand, und wir sind bereit für die mehrwöchige Reise mit dem Rad. Natürlich haben wir eine Menge Gepäck und wollen unser Gewicht so gering wie möglich halten. Deshalb soll unsere Ausstattung an Werkzeug und Ersatzteilen zur Reparatur des Fahrrads sich auch nur auf die wichtigsten Dinge beschränken.

Diese Reparaturen wollen wir aber unbedingt jederzeit selbst durchführen können:

Platter Reifen / Fahrradschlauch flicken

Auf Platz 1 aller Reparaturen am Fahrrad: das Loch im Schlauch. Mit speziellen Reifen, die über eine besonders dicke Lauffläche und verstärkte Seitenwände verfügen, kann das Pannenrisiko minimiert werden. Auch spezielle Dichtmittel oder Pannensprays können zur Vermeidung und Instandsetzung helfen. Ansonsten gilt: Rad ausbauen, Reifen runter, Schlauch flicken.

Dafür benötigst du:

  • Werkzeug, um das Rad zu lösen (Inbus bei Steckachse, Gabelschlüssel) es sei denn, du verwendest Schnellspanner.
  • Reifenheber (geht auch mit improvisierten Hilfsmitteln, ist mit Reifenhebern aber viel einfacher und wirklich schwer oder groß sind sie auch nicht)
  • Flickzeug (gibt es in verschiedenen Varianten und Größen, besonders praktisch sind Glueless Patches, die selbstklebend und ohne extra Kleber funktionieren)
  • Luftpumpe (sonst nützt der geflickte Schlauch auch nichts)

Ein paar tausend Kilometer später (hoffentlich) kommt auch der geflickte Schlauch oder der Reifen selbst an seine Grenzen. Mindestens ein Faltreifen als Ersatz und ein passender Schlauch gehören deshalb als Reserve in die Packtasche.

Bremsbeläge ersetzen

Die Bremsflüssigkeit sollte man vor seiner Radtour überprüfen!
Die Bremsflüssigkeit sollte man vor seiner Radtour überprüfen!

Felgenbremsen mit Drahtseilen als Verbindung zum Bremshebel sind heutzutage selten geworden. Moderne Bikes sind meistens mit Scheibenbremsen und hydraulischen Bremsleitungen ausgestattet. Die Bremsleitungen zu entlüften oder Bremsflüssigkeit nachzufüllen, ist unterwegs eher aufwendig und sollte unbedingt vor der Tour erledigt werden. Sonst müsstest du die passende Bremsflüssigkeit und ein Set mit Spritze und Adapter im Gepäck mitführen. Auf jeden Fall sollten aber für jedes Rad ein paar Bremsbeläge als Ersatz zur Ausrüstung gehören.

Zusätzlich benötigst du:

  • Werkzeug, um den Splint zu lösen (in der Regel eine kleine Zange oder ein Inbus in der passenden Größe)
  • Inbus, um den Bremssattel zu justieren (falls du den Bremssattel mit den neuen Scheiben mittig ausrichten musst, damit die Bremse nicht schleift)

Gebrochene Speiche tauschen

Deine Speichen solltest du regelmäßig kontrollieren und ggf. mit einem Nippelspanner oder einer kleinen Zange nachjustieren. Richtig angezogene Speichen brechen weniger schnell, als wenn sie zu locker sitzen. Lockere Speichen oder fehlende Speichen sind außerdem Gift für die Felgen und können beim Brechen auch weitere Teile am Fahrrad beschädigen (z.B. Schaltung oder Bremsen).

Deshalb brauchst du:

  • Eine angemessene Anzahl Ersatzspeichen (je nach Reiseroute)
  • Werkzeug, um den Reifen zu demontieren (siehe „Reifenpanne“)
  • Kleine Zange oder Nippelspanner

Gerissene Kette reparieren

Je besser du deine Fahrradkette pflegst und behandelst, desto länger ist ihre Lebensdauer. Das bedeutet, die Kette sollte regelmäßig geputzt, auf Beschädigungen kontrolliert und gefettet oder geölt werden. Trotzdem kann die Kette bei Überlastung reißen. Ohne spezielles Flickzeug für Fahrradketten wird eine Reparatur dann verdammt schwierig.

Das hilft dir:

  • Ein Kettennieter (der im Mini-Format auch in vielen Multitools für Radfahrer integriert ist)
  • Passende Kettennietstifte oder ein Kettenschloss für deine Kette

Damit lässt sich die Kette zügig wieder reparieren. Du solltest aber, wenn möglich, nach einem entsprechenden Ersatz suchen. Eine neue Kette ist die bessere Variante.

Schaltung einstellen und reparieren

Umwerfer und Schaltwerk müssen perfekt eingestellt sein, um fehlerfreies Schalten zu ermöglichen. Das schont deine Nerven und außerdem Ritzel, Kette und Zahnkränze. Dabei hilft es definitiv, das Einstellen vorher zu üben und nicht erst in der kasachischen Steppe damit anzufangen. Werkzeug benötigst du dafür kaum, dafür aber etwas Feingefühl und ein bißchen Hilfe vom Profi (YouTube hilft aber auch ganz gut).

Um die Schaltung einzustellen, brauchst du:

Meistens nur einen kleineren Schraubendreher (Kreuzschlitz, auch im Multitool vorhanden)

Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, dann nimm auch noch einen passenden Seilzug für Schaltwerk und Umwerfer mit (und das Werkzeug, um den Zug bei Bedarf wechseln zu können).

Laufrad zentrieren bzw. „Achter“ entfernen

Der Zweiradmechaniker repariert die Kaltverformung der Laufräder mit einem Zentrierständer und unterscheidet dabei zwischen Seitenschlag und Höhenschlag. Davon ausgehend, dass du weder Zentrierständer noch Justierzange in deine Packtaschen laden möchtest, lässt sich der Schlag auch lokalisieren, indem du den Abstand von deiner Gabel aus misst (z.B. mit einem Kabelbinder als Abstandhalter).

Für eine Reparatur „on the road“ benötigst du:

  • Einen passenden Nippelspanner (oder ggf. kleine Zange)
  • Kabelbinder (o.ä.) als Abstandhalter

Nachdem du die ausgeschlagene Stelle lokalisiert hast, kannst du die Speichenspannung korrigieren, und das Laufrad auf dem Boden entsprechend Abdrücken. Dafür musst du das Rad natürlich aus- und wieder einbauen. Selbst mit etwas Übung wird das Ergebnis nicht 100%ig wie beispielsweise in der Werkstatt – aber es funktioniert.

Reparaturen mit Spezialwerkzeug

Andere Reparaturen erfordern dagegen eine Menge Spezialwerkzeug. Zahnkranzabzieher, Kettenpeitsche oder Einpresswerkzeuge gehören nicht zur Bike-Packing Ausrüstung. Um wirklich jede Reparatur durchführen zu können, benötigst du so viel Werkzeug und so viele Ersatzteile, dass du gleich ein komplettes Fahrrad als Ersatz mitnehmen kannst. Mit dem passenden Fahrrad lassen sich aber zumindest einige Reparaturen und Wartungsarbeiten vermeiden. Mit der Rohloff Nabenschaltung entfallen z.B. die Wartung der Schaltung oder der Austausch der Ritzelkassette. Ein Zahnriemen als Antrieb macht Arbeiten an der Kette überflüssig. Aber am wichtigsten für Reisen mit dem Rad ist, dass du dein Rad gut kennst, dass dein Rad vor der Reise gut in Schuss ist, und dass alle wichtigen Verschleißteile überprüft, gewartet oder getauscht wurden. Auch macht es keinen Sinn, ein paar Euro am Reifen zu sparen, nur um später dann alle paar Meter den Schlauch flicken zu müssen.

Für die wichtigsten Reparaturen beim Back-Packing benötigst du daher gar nicht so viel Werkzeuge und Ersatzteile. Hier eine allgemeine Empfehlung für das Equipment, das du unbedingt auf deine Reise mitnehmen solltest (und natürlich je nach Bedarf erweitern kannst):

  • Multi-Tool für Radfahrer, das alle Schrauben an deinem Bike abdeckt. Nicht zu groß und nicht zu klein – und es darf ruhig etwas aushalten.
  • Luftpumpe
  • Kettennieter mit Kettenschloss oder Ersatznieten (kann auch im Multi-Tool integriert sein)
  • Kleines Messer
  • Kleine Zange
  • Auswahl an wichtigsten Gabelschlüsseln oder kleine Universalzange
  • Reifenheber
  • Nippelspanner (besser) oder kleine Zange (geht auch)
  • Kabelbinder (kleines Set mit verschiedenen Längen)
  • Flickzeug für Fahrradschläuche (Vulkanisierend oder Glueless Patches)
  • Schmales Gewebeklebeband (für alle Fälle)
  • Fahrradöl (kleine Flasche)
  • Bowdenzüge (die wichtigsten Seilzüge für Schaltung und gegebenenfalls Bremsen)
  • Bremsbeläge (für vorne und hinten)
  • Faltreifen
  • Ersatzspeichen
  • Ersatzschlauch (besser 2)
  • Kleine Auswahl an Schrauben (falls mal eine verloren geht, z.B. Gepäckträger oder Flaschenhalter)
  • Sekundenkleber (z.B. für gebrochene Kunststoffteile)
  • Reparaturflicken für Textilien (für Zelt, Bekleidung und Packtaschen)
  • Kleines Nähset mit Nylonfaden und Ledernadel

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Bergfreund Jan

Angefangen hat alles mit Camping im selbstgebauten Wohnmobil. Im Winter erst auf zwei Brettern am Anfängerhügel, später dann nur noch auf einem im Powder. Im Sommer fast immer am und auf dem Wasser – ganz egal ob am Meer, See oder Fluss. Mal auf zwei Rädern über die Schwäbische Alb, mal auf vier Rollen durch die Stadt oder mit Wanderstiefeln an den Füssen in den Alpen, Pyrenäen und im Himalaya. Ob mit Kletterseil im Kalkstein, mit Klettersteigset im Granit oder mit Bouldermatte am Kunstharz.

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