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Massagepistolen – Die Geheimwaffe für Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden?

Inhaltsverzeichnis

Seit dem Siegeszug der Faszienrollen und neuster Ergebnisse aus der Forschung taucht auch im Freizeitsport immer stärker das Thema der myofazialen Selbsttherapie auf. Gleichzeitig landen in regelmäßigen Abständen neue, innovative Werkzeuge zur Selbsttherapie auf dem Markt, darunter auch die bohrmaschinenartigen Massagepistolen.

Sie werden im Zusammenhang mit Regeneration und als einfaches Mittel für Zuhause beworben. Klar ist: Regenerationsmaßnahmen stellen einen essenziellen Faktor bei jeder Art von Training dar! Aber Massagepistolen sollen nicht nur bei der Regenerationsförderung helfen, sondern auch vor- und während des Trainings zur Leistungssteigerung angewendet werden können.

Solltest du dich für ein derartiges Gerät interessieren, bedenke, dass du für qualitativ hochwertige Massagepistolen zur Behandlung von Muskelbeschwerden etwas tiefer in den Geldbeutel greifen musst. Langfristig könnte das im Vergleich zu einer regelmäßigen, professionellen Massage aber preiswerter sein. Es stellt sich also unweigerlich die Frage, ob die versprochenen Effekte überhaupt eingehalten werden können? Die Antwort darauf findest du in diesem Artikel.

Myo… was? – Myofazial

Die myofasziale Therapie ist eine vergleichsweise junge Therapieform. Der Begriff beschreibt die Behandlung von Muskeln und Faszien. Das Fasziengewebe liegt um die Muskulatur und um die einzelnen Muskelstränge herum. Es umhüllt jedes Organ und jeden Muskel. Eine oft bemühte Analogie hierzu ist der weiße Anteil einer Orange.

Die Theorie hinter der Therapie lautet: Durch die Belastung beim Sport oder auch durch lange einseitige Belastungen, wie langes Sitzen, können diese Faszien verkleben bzw. verspannen. So wie man es auch kennt, wenn man sich den Hals nachtsüber verlegen hat. Diese schmerzhaften Punkte werden Triggerpunkte genannt. Eine Folge davon ist die Reduktion der Leistungsfähigkeit und der Beweglichkeit des Muskels. Entsprechend helfen Massagen dabei, diese Verklebungen und Verspannungen zu lösen und damit  Leistungsfähigkeit und Beweglichkeit wiederherzustellen.

Ob diese Form der Therapie, speziell die Triggerpunkttherapie, aber wirklich wirksam ist, ist in der Fachwelt noch umstritten.

Was ist eine Massagepistole und wie soll sie wirken?

Die Entwicklung der Massagepistole schließt an bereits bekannten Therapiemittel an und erweitert diese. Sie ist ein handliches, elektronisches Gerät, das viele schnelle Schlagimpulse erzeugt, die bei der Selbstmassage ins Gewebe übertragen werden. Die schnell aufeinanderfolgenden, kraftvollen Schläge sollen die Muskulatur lockern und bestehende Verklebungen lösen. Die Schlagbewegungen, Perkussionen genannt, können je nach Modell eine Frequenz von bis zu 24000 Schlägen pro Minute erreichen und Kräfte von 13 bis 27 kg erzeugen.

Sie sollen tief in die Muskulatur dringen und damit besonders wirksam sein. Für die Selbstmassage erlaubt die pistolenartige Bauform eine gute Handhabung, und mit dem passenden Massagekopf können auch kleinere Muskelareale mit hoher Präzision gezielt behandelt werden. Das Grundprinzip dahinter entspricht professionellen Massagetechniken, bei denen Masseure mit ihren Fäusten, Ellenbogen oder mit Hilfsmitteln viele Schläge mit mehreren Kilogramm Kraft auf bestimmte Muskelverspannungen ausführen und entspannende Effekte erzeugen.

Welche Effekte kann eine Massage generell auf den Körper haben?

Massagepistole
Massagepistolen können meist in diversen Modi betrieben werden.

Jeder der vielen Formen der Massage wird eine mehr oder weniger starke Wirkung zugesprochen, die auch auf vielen theoretisch begründeten Effekten beruhen. Diese sind zum Großteil von praktischen Erfahrungen abgeleitet, da Massagen bereits seit mehreren Jahrhunderten angewendet und als positiv wahrgenommen werden. Auch die dahinterliegenden sportmedizinische Theorien geben sinnvolle Erklärungen für die Anwendung.

Aber wie genau wirkt eine Massage, und inwieweit sind diese Effekte wissenschaftlich nachvollziehbar und erwiesen? Beginnen wir mit dem, was im Körper passieren soll und nehmen die Massagepistole anschließend genauer unter die Lupe.

Biomechanische Effekte

Wirkung:

  • Erhöhung der „Leistungsfähigkeit“
  • Verbesserung der Beweglichkeit

Der Druck, der bei einer Massage ausgeführt wird, hat zwei essenzielle Effekte auf die Muskulatur und die Faszien: Er ist in der Lage, das Gewebe von “Verklebungen” zu lösen, die sich durch die Belastung beim Sport oder auch durch andauernde einseitige Belastungen wie langes Sitzen bilden. Eine Folge der Verklebungen ist die Reduktion der Leistungsfähigkeit des Muskels und der Beweglichkeit. Entsprechend soll eine Massage diese Verklebungen und Verspannungen lösen, und damit die Leistungsfähigkeit und Beweglichkeit wiederherstellen.

Der zweite Effekt wirkt auf bestimmte Rezeptoren der Muskulatur, die sogenannten Muskelspindeln. Ihre Aufgabe ist es, Längenänderungen des Muskels zu erkennen, um den Muskel vor Überdehnung zu Schützen. Bekannte Beispiele sind der Patellarsehneneffekt, der auftritt, wenn der Arzt mit einem kleinen Hammer knapp unter die Kniescheibe schlägt, oder das Stolpern über einen Stein: Die darauffolgende Beinstreckung wird von der Muskelspindel über einen monosynaptischen Reflex unwillkürlich ausgelöst. Bei der Massage ist dieser Effekt nicht so deutlich ersichtlich, aber dennoch vorhanden. Auf die Weise wird die Reflexreaktion der Muskulatur aktiviert.

Physiologische Effekte

Wirkung:

  • Erhöhung der Muskel- und Hautdurchblutung und damit auch deren Temperatur
  • Erhöhung der Aktivität des parasympathischen Nervensystems
  • Ausschüttung von Entspannungshormonen
  • Reduktion von Stresshormonen

Auf der Ebene des Herzkreislaufsystems und der Hormone werden Effekte wie Erhöhung des parasympathischen Nervensystems und der Hormonregulation beschrieben. Die Erhöhung des Parasympathikus bewirkt eine Entspannung und damit verbunden wird eine verbesserte Regenerationsfähigkeit, zum Beispiel durch die Reduktion des Stresshormons Cortisol, erreicht.

Damit hat die Massage also eine insgesamt entspannende und stress-reduzierende Wirkung. An der behandelten Stelle erhöht der mechanische Druck zudem die Durchblutung der Haut und des massierten Muskels, worauf sich die Haut- und die Muskeltemperatur erhöhen. Eine wichtige Voraussetzung für die sportliche Leistungsfähigkeit.

Neurologische Effekte

Wirkung:

  • Schmerzreduktion
  • Reduktion der Muskelspannung und -verspannung

Der mechanische Druck durch die Massage soll nicht nur auf das Gewebe wirken, sondern es wird auch eine Anregung bzw. Beruhigung des Nervensystems damit in Verbindung gebracht. Dies soll lokal am Muskel und im gesamten Körper beruhigende Effekte hervorzurufen. Begründet liegt das in der Reduktion neuromuskulärer Erregbarkeit, des Schmerzempfindens und von Muskelspannungen.

Psychologische Effekte

Wirkung:

  • Entspannung
  • Angstreduktion

Die Entspannung durch eine Massage führt auch zu einer psychischen Entspannung und zur Angstreduktion. Damit hat es auch einen Effekt auf die Erholung nach dem Sport. Wobei wir uns hier auf Studien mit professionellen Masseuren beziehen, die natürlich anders mit dem Massierten interagieren als die Massagepistole. Wo die psychische Entspannung genau herrührt, ist noch zu klären.

Welche Effekte kann ich mir von der Pistole erwarten, und ist sie für mich geeignet?

Zu Beginn des Artikels stellte sich mir die Frage: „Wie finde ich jetzt heraus, was man sich von einer Massagepistole in Bezug auf die oben genannten Effekte erwarten darf? Das ist doch ein Berg an Studien!“.

Glücklicherweise wurde Anfang 2021 eine Übersichtsarbeit veröffentlicht. Die Ergebnisse sind für uns ambitionierte Bergfreunde sehr interessant. Wie in nahezu jeder Studie legen sich die Autoren aber nur auf einige bestimmte Aussagen fest.

Folgende Effekte der Massagepistole konnten gut bis sehr gut festgestellt werden:

  • Verbesserung der Beweglichkeit
  • Erhöhung der Muskeltemperatur
  • Reduktion von DOMS, besser bekannt als Muskelkater
Massagepistole mit unterschiedlichen Aufsätzen
Massagepistolen wie das Modell Hyperice kommen mit diversen Aufsätzen.

Die Aussage der verbesserten Beweglichkeit lässt sich in dem Fall allerdings nur auf die unteren Extremitäten reduzieren, da bisher keine Studien für den Oberkörper durchgeführt bzw. in der Übersichtsstudie nicht berücksichtigt wurden. Eine weitere zentrale Erkenntnis ist, dass die Verbesserungen im Falle einer Anwendung der Massagepistole besser ausfallen als bei anderen Anwendungen, wie zum Beispiel beim Foamrolling.

Die Ergebnisse zur Reduktion des Muskelkaters sprechen vor allem für die Anwendung nach einer besonders Intensiven oder neuartigen Belastung. Das bedeutet für dich, dass du schneller wieder ins Training einsteigen kannst, um schneller weitere Fortschritte zu erzielen. Die Aussagen über eine verbesserte Muskelaktivierung, besonders beim Warm-Up, konnten nicht bestätigt werden. In gleicher Weise wurde keine Steigerung der Kraftfähigkeit durch die Perkussionstherapie gefunden.

Wie du schon gelesen hast, soll eine Massagepistole nicht nur zur Regenerationsförderung wirksam sein, sondern auch zur Schmerzlinderung und Entspannung. Schlussendlich ist sie damit für “jeden” geeignet, denn Entspannung ist immer eine Wohltat und wer morgens schon mal mit einem verspannten Nacken verlegen hat, ist um Schmerzlinderung froh. Für die ambitionierten kann die Investition in die Massagepistole viel wert sein, um die Leistungssteigerung zu unterstützen.

Doch wie in diesem Artikel beschrieben, sind die Effekte der Massagepistole noch nicht zur Gänze wissenschaftlich nachgewiesen. Wenn du aber eine Massagepistole ausprobierst und der Überzeugung bist, dass sie dir Hilft, dann kann dieses Gerät für dich genau das richtige sein.

Wann geht die Massagepistole nach hinten los und wann trifft sie ins Schwarze?

Wie auch andere Massagetools soll die Perkussionstherapie vor, während und nach dem Training effektiv angewendet werden können. Zur jedem der Zeitpunkte sollen bestimmte Effekte erzielt werden, wollen jedoch auch in Bezug die kommende Belastung sensibel angepasst sein, damit die gewünschten Ziele auch wirklich erreicht werden und die Verletzungsgefahr nicht ansteigt.

Die Massagepistole vor dem Sport

Das Aufwärmen ist selbstverständlich notwendig, um die Muskulatur auf die Belastung vorzubereiten. Doch ist die Massagepistole dafür geeignet? Positive Effekte bei der Nutzung von Faszienrollen beim Aufwärmen auf die Beweglichkeit sind bestätigt, und das ohne die Leistungseinbußen, die beim statischen Dehnen bekannt sind. Schon hier waren die Rollen mit Vibrations-Funktion solchen ohne diese Funktion überlegen, und die Massagepistolen konnten noch bessere Effekte erzielen. Wahrscheinlich ist die Wirkung der höheren Präzision der Anwendung zuzuschreiben, da die kleinen Massageköpfe sehr gezielt auf bestimmte Muskeln gerichtet werden können. Weitere Effekte auf die Leistungssteigerung sind noch nicht ausreichend gesichert.

Die Massagepistole während des Sports

Massagepistole an der Wade
Selbstanwender sollten ihren Körper in jedem Fall gut kennen.

Hier fasse ich mich kurz: schon einmal einen Profisportler auf dem Platz bei einer intensiven Selbstmassage gesehen? Zugegeben, ihnen fehlt meist auch die Zeit dafür. Aber es existieren leider auch keine ausreichenden Hinweise, dass eine Behandlung zwischen kurzfristig aufeinanderfolgenden sportlichen Leistungen der Aufrechterhaltung der Leistung dienlich ist. Aber vielleicht gibt es in naher Zukunft aussagekräftige Ergebnisse. Zumindest die Hersteller versprechen diese Effekte.

Die Massagepistole nach dem Sport

Nach dem Sport zeigen sich Massageanwendungen schon lange als effizient und sind in Bezug auf die Reduktion von Muskelkater nachgewiesenermaßen hilfreich. Welche Massagetechnik besonders wirksam ist, und wie sie jeweils wirkt, ist noch nicht ausreichend untersucht. Das bedeutet: auch hier ist die Massagepistole eine wirksame Anwendung zur Reduktion der durch den Muskelkater verursachten Schmerzen.

Der Reduktion der Muskelfunktionen nach dem Training kann eine Massage, nach aktuellem Stand jedoch nicht entgegenwirken. Der Körper benötigt eben Zeit, um sich zu regenerieren.

Wann sollte ich eine Massagepistole nicht benutzen?

Wie dir sicher bekannt ist, macht die Dosis das Gift, und diese ist von vielen Faktoren abhängig. So kann die Massagepistole viele positive Effekte erzielen, aber bei einer falschen Anwendung auch negative. Für dich als Anwender bedeutet das, dass du dich über die verschiedenen Anwendungsbereiche und Einstellungsmöglichkeiten gut informieren solltest. Wenn du als Sportler deinen Körper sehr gut kennst, und ein gutes Körpergefühl ausgebaut hast, kann dir die Massagepistole durchaus helfen.

Als Laie mit geringer sportlicher und körperlicher Erfahrung ist dieses Gerät mit Vorsicht zu genießen. Solange du noch nicht merkst, was dir gut tut, und was tendenziell schadet, besteht die Gefahr, dass du eher Schaden anrichtest als förderliche Effekte zu erzielen.

Zudem solltest du die Massagepistole nicht auf frischen Wunden oder Narben anwenden, das würde den Heilungsprozess nicht nur stören, sondern kann die Verletzung auch wieder öffnen. Eine Massagepistole ist zur Behandlung der Muskulatur gedacht und sollte nur auf Muskelgewebe angewendet werden. Stark knöcherne oder empfindliche Bereiche solltest du meiden. Ausnahmebehandlungen sollten hier ausschließlich von einem ausgewiesenen medizinischen Experten durchgeführt werden. Zudem gibt es noch weitere medizinische Gründe, vom Gebrauch abzusehen, wie zum Beispiel während der Schwangerschaft. Hierzu solltest du die Bedienungsanleitung deines Geräts genau durchlesen.

Lohnt sich die Anschaffung?

Wie in diesem Artikel bereits beschrieben, ist die Studien- bzw. Datenlage zur Wirksamkeit von Massagepistolen auf bestimmte Effekte beschränkt. Eine eindeutiger Zusammenhang zwischen Wirkung der Anwendung einer Massagepistole kann oftmals nicht nachgewiesen werden, und auch Placebo-Effekte sind natürlich möglich.

Angesichts des historischen Hintergrunds der Massage und deren häufiger und vielfältiger Anwendung bis heute ist davon auszugehen, dass sie tatsächlich viele förderliche Effekte von der Entspannung und Regeneration bis zur Leistungssteigerung hat. So ist auch die Wirksamkeit der Massagepistole zu interpretieren: wenn diese “Selbstmassage” bei dir Wirkung zeigt, dann kann ihre Anwendung für dich so geeignet wie sinnvoll sein!

Sei dir aber bewusst, dass sie keine Wunderwaffe ist, und suche bei gesundheitlichen Problemen professionelle Hilfe auf. Falls sich die Massagepistole für dich nicht gut anfühlt, gibt es auch weitere zusätzliche Methoden zur Regeneration nach dem Sport und zum Aufwärmen vor dem Sport.

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Bergfreund Felix

Sport ist für mich schon immer Lebensmittelpunkt, über Umwege bin ich dann am Stein hängen geblieben und ins Schreiben gestolpert. Durch das Sportwissenschaftstudium Hobby zum Beruf gemacht und die Freizeit in Felswänden um Karlsruhe oder den Alpen verbringend, schreibe ich mit der gleichen Faszination für den Basislager-Blog.

1 Kommentar zum Artikel

  1. Jochen 7. September 2021 06:36 Uhr

    Guter Überblick, vielen Dank! Nächste Herausforderung ist ja das unübersichtliche Angebot, hier ist der Durchblick nicht ganz einfach!

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