Outdoor-Kocher, puh! Da gibt’s viel Auswahl! Gas oder Benzin, lieber leise, oder kann es auch etwas lauter sein? Wie flexibel brauchst Du es in Sachen Brennstoff, und wer soll ihn tragen, das Auto oder Du? Und wie immer die Frage: wofür brauchst Du den Outdoor-Kocher? Nur für den Espresso am Morgen, oder willst Du eine vierköpfige Familie mit einem Drei-Gänge-Menu versorgen?
Die Welt der Outdoor-Kocher kann – zugegeben – zu Beginn etwas unübersichtlich und verwirrend sein. Dabei ist es eigentlich ganz einfach. Wir erläutern Euch die wichtigsten Vor- und Nachteile von Gas, Spiritus und Co. und zeigen, welcher Kocher sich für wen eignet.
Frage eins: Welcher Brennstoff?
Gas

Eine der Standardlösungen sind Gaskartuschen. Sie sind einigermaßen günstig, in verschiedenen Größen erhältlich und sehr unkompliziert in der Bedienung. Der Kocher wird einfach oben drauf geschraubt, und schon ist er bereit.
Nachteil ist, dass man die Kartuschen in manchen Ländern (z. B. Portugal) nicht kaufen kann. Außerdem ist es immer schwer einzuschätzen, wie viel Gas noch im Behälter ist. Ein weiteres Manko ist, dass man die Kartusche nicht wiederbefüllen kann und man sie, wenn sie leer ist, wegwerfen muss – einen geeigneten Mülleimer dafür zu finden, ist häufig gar nicht so einfach. Außerdem kommt Gas, je nach Mischung, bei Minusgraden an seine Grenzen und brennt nicht mehr so gut. Das macht sich allerdings erst im zweistelligen Negativbereich bemerkbar. Hier gibt es allerdings inzwischen Spezialisten unter den Gaskochern, die einen in solchen Fällen nicht im Stich lassen, z.B. der Soto Micro Regulator Stove.
+ einfach zu bedienen
+ sehr schnell einsatzbereit
+ in den meisten Trekking- und Bergländern erhältlich
+ auch in kleinen Mengen erhältlich
+ hoher Brennwert
– in manchen Ländern dafür gar nicht zu bekommen
– Entsorgungsproblem
– Verbliebene Menge nicht zuverlässig abschätzbar
– Verminderte Leistung bei tiefen Temperaturen
– nicht wiederbefüllbar
In Frankreich sind häufig nur Stechkartuschen zu bekommen. Gaskocher kommen allerdings immer mit einem Anschluss mit Gewinde.
Spiritus
Speziell in Skandinavien ist das Kochen mit Spiritus sehr verbreitet. Man kann je nach Tour die Brennstoffmenge individuell abfüllen und spart sich so unnötiges Gewicht (Pi mal Daumen: 0,5 Liter pro Person und Woche). Allerdings ist die Wärmeleistung von Spiritus mittelmäßig, außerdem sind die Töpfe (und damit auch die Finger und Klamotten) schnell verrußt. Nachschub ist in entlegenen Dörfern evtl. schwer zu bekommen, aber immer noch wahrscheinlicher als Gaskartuschen. Ein Vorteil an Spiritus ist jedoch auch, dass er geräuschlos verbrennt, allerdings wird es schwerer, ihn überhaupt einmal zu entzünden, je kälter es ist. Unter 0°C bringt einem Spiritus leider nichts mehr.
+ Menge individuell abfüllbar
+ verbrennt geräuschlos
+ in allen Ländern erhältlich
– schwer entzündbar bei niedrigeren Temperaturen
– schlechter Brennwert
– unter 0°C schlecht zu gebrauchen
Benzin
Am saubersten ist Reinbenzin – (das gibt’s in der Apotheke), aber es geht auch das Benzin von der Tankstelle. Je nach Brennstoff verrußt das Ganze allerdings relativ schnell. Der Behälter kann, je nach Tourenlänge und Bedarf, mit einer individuellen Menge an Brennstoff gefüllt werden. Allerdings ist der Betrieb von Multifuelkochern anspruchsvoll und teilweise recht zeitintensiv. Schaltet man (oder er sich) aus, muss man warten, bis alles abgekühlt ist, bevor man ihn wieder starten kann. Außerdem faucht der Outdoor-Kocher enorm laut – für manche ein echtes Manko in der sonst doch so stillen Natur. Außerdem ist eine Anwendung im Zelt nicht zu empfehlen.
+ die Besorgung von Brennstoff ist kein Problem
+ individuelle Menge abfüllbar
+ starke Leistung (ca 3,5-4 min/l)
– anspruchsvoll im Betrieb
– laut
– dauert etwas, bis der Kocher einsatzbereit ist
– bedarf regelmäßiger Wartung/Säuberung
– lieber nicht im Zelt zu verwenden
Ähnliche Brennstoffe sind Diesel, Kerosin, Petroleum oder reiner Alkohol. Sie können in Multifuelkochern verwendet werden. Siehe Multifuelkocher.
Esbit
Esbit kennt eigentlich jeder, der schon mal an einem Buffet gegessen hat. Das ist diese Brennpaste unter den Schüsseln mit dem Essen. Die Handhabung ist sehr einfach und unkompliziert, da sie im Outdoorbereich in Form von Tabletten verwendet wird, allerdings ist die Brennleistung der Kocher sehr niedrig und die Flamme rußt sehr stark.
+ sehr einfache Handhabung
+ günstig
– schlechte Brennwerte
– rußt stark
Auf Flugreisen: Eigentlich alle Brennstoffe lassen sich schwer bis gar nicht im Flugzeug transportieren. Es gibt zwar so Tricks, wie die Flasche auswaschen und mit Cola befüllen, aber das klappt auch nicht immer.
Frage zwei: Welcher Outdoor-Kocher?
Gaskocher
Wer sich für Gas entschieden hat, dem steht eine große Produktpalette zur Auswahl. Von günstigen, minimalistischen Aufsätzen bis hin zu aufwendigen Hochleistungskochern.
Die einfachste Variante ist der gewöhnliche Aufsatz, den es inzwischen ab ca. 25 Euro zu kaufen gibt. Hilfreich ist allerdings stets eine Piezozündung, mit der Die Flamme auch ohne Feuerzeug oder Streichholz entfachen kann. Per Knopfdruck entsteht ein kleiner Funke, der das Gas entzündet. Allerdings sind diese Zündungen etwas anfällig. Hin und wieder kann es nötig sein, den kleinen Drahtstift behutsam zurechtzubiegen. Außerdem haben die Piezozünder nur eine begrenzte Anzahl an Zündungsvorgängen. Die liegt zwar ziemlich hoch, aber irgendwann ist Schluss. Es gibt Outdoor-Kocher, da ist der Piezo fest eingebaut, es gibt sie aber auch extern.
Eine effizientere Lösung mit Gasbetrieb sind die Outdoor-Kocher mit integriertem Wärmetauscher. Diese erfordern jedoch spezielle Töpfe, die etwas teurer und schwerer sind als die gewöhnlichen. Vorteil ist dabei natürlich, dass sie eine deutlich höhere Wärmeleistung haben und Wasser in kürzerer Zeit zum Kochen bringen – das bedeutet auch, dass man insgesamt weniger Brennstoff mitnehmen muss.
Hierbei gibt es die Minimallösungen wie zum Beispiel den Jetboil Sol. Diese sind speziell aufs High-Speed-Wasserkochen ausgelegt – eine gute Lösung, wenn man sich von dehydrierter Trekkingnahrung ernährt. Normales Kochen funktioniert mit diesem schmalen Kochtopf jedoch nicht. Mit optionalen Erweiterungen kann man mit dem Kocher aber zumindest Kaffee zubereiten, ggf. sogar im Hängen (z. B. im Portaledge). Vorsicht aber beim Betrieb mit Schnee (vor allem bei der Titan-Variante) – David Lama hat während einer Expedition seinen Outdoor-Kocher komplett zum Schmelzen gebracht, weil er nur Schnee und nicht zusätzlich etwas Wasser in den Topf gesteckt hat. Der Kocher war irreparabel zerstört und nicht mehr zu gebrauchen.
Spirituskocher

Die klassische Lösung mit Spiritus ist der Sturmkocher aus dem Hause Trangia. Er ist quasi unkaputtbar, auch bei ärgstem Regen oder heftigstem Sturm noch zu gebrauchen und recht einfach in der Bedienung. Allerdings kann man die Flamme kaum regulieren – es gibt nur sehr heiß und „lauwarm“. Außerdem ist das Regulieren selbst ein etwas abenteuerliches Unterfangen – um die Flamme zu verkleinern, muss ein weiterer Ring auf das brennende Spiritustöpfchen geworfen werden – trifft man nicht gleich aufs erste Mal, muss man den Ring bei offener Flamme irgendwie wieder rausfischen. Das Gleiche gilt beim „Ausschalten“ des Outdoor-Kochers.
Mit „allem“ (Multifuelkocher):
Sind die Alleskönner unter den Outdoor-Kochern, da man sie mit sämtlichen Brennstoffen betreiben kann (Benzin, Petroleum, Diesel, Alkohol). Die bekanntesten Hersteller von Multifuel-Kochern sind Optimus und Primus. Beide sind jedoch einigermaßen anspruchsvoll im Betrieb, da sich beim Entzünden eine Stichflamme bilden kann, genügend Druck in der Flasche aufgebaut werden muss und auch eine gewissenhafte Wartung nötig ist. Zudem fauchen die Kocher so laut, dass man sich beim Kaffeekochen morgens auf dem Campingplatz kaum Freunde machen wird. Insgesamt ist ein Multifuel-Kocher deutlich aufwendiger aufgebaut als ein gewöhnlicher Gaskocher – dafür überzeugt er mit einer starken Kochleistung und durch seine Flexibilität, was den Brennstoff angeht, was ihn für internationale Reisen attraktiv macht.
Die Größe des Kochers
Outdoor-Kocher gibt es von sehr minimalistisch und klein bis eher großflächig. Es macht Sinn, sich vorher zu überlegen, für was Du den Kocher brauchst.
Kleine Kocher, wie der Crux Lite von Optimus eignen sich hervorragend, um auch Dinge mit kleiner Standfläche zu erhitzen, wie eine kleine Espressomaschine.
Auf einer hohen Kartusche mit einem großen Wassertopf kann es dagegen schon etwas wackelig werden. Hier empiehlt sich eher ein Kocher mit einem sehr stabilen Stand und einer großen Auflagefläche, wie zum Beispiel der Vega von Optimus.
Die Sache mit dem Wind
Die meisten Outdoor-Kocher sind durch ihre Bauweise recht anfällig für Wind und gehen gerne mal aus. Hier empfiehlt es sich, den Kocher durch einen Windschutz etwas zu unterstützen. Sonst kann es schon mal passieren, dass der Gaskocher lange aus ist, ehe man es merkt oder man mit dem Benzinkocher sehr lange braucht, weil dieser erst noch abkühlen muss, bevor man ihn wieder starten kann.
Einsatzbereiche
Gas: Leichtwandern, Trekking, Camping
Benzin (Diesel, Alkohol): Wintertouren, Weltreisen, Trekking, Expeditionen
Spiritus: Trekkingtouren
Esbit: Festival, Camping
Zuletzt aktualisiert: 06.04.2023
Esbit und Brennpaste sind zwei völlig verschiedene Dinge. Ersteres ist Urotropin, letzteres ist mit Calciumacetat angedickter Ethanol. Esbit hat also nix mit Ethanol (spiritus) zu tun, auch wenn ihn manchmal als Trockenspriritus bezeichnet.
Hallo Frieda,
interessanter Artikel! Ich nutze neuerdings einen Biolite Camp stove Campingkocher
habe allerdings wenig Erfahrung mit Gaskochern etc..
Ich finde die Idee mit nachwachsenden fast überall verfügbaren Brennmaterial gut und auch die Emmissionen des Brennvorgangs soll durch die Konsturktion um 90% reduziert sein.
Klasse Zusatzleistung ist, das der Kocher als selbstaufladende Powerbank dient.
Das Packmaß ist auch in Ordnung wenn man kein Holz mitnehmen muss, wobei ein zerkleinerter Miniholzscheit für eine Mahlzeit reicht.
Vielleicht könnt ihr ja Testberichte und Vor- & Nachteile bzgl. Brennwert, Leistung, Handhabbarkeit (Winter etc), Wartung hier mit aufführen. LG und Danke
Ich möchte mich Jan anschließen. Mein Trangia funktioniert mit Spiritus auch bei Minus 15 Grad. Das Anzünden gestaltet sich jedoch ein klein wenig aufwendiger, da ich zuerst ein Fetzen Taschentuch zu einem Docht drehe, diesen in den Brenner lege und dann erst anzünde. Funktioniert wunderbar!
Ansonsten eine gute Aufstellung der Vor – und Nachteile. Danke!
Hallo Frieda,
ein sehr ausfürlicher Artikel. Ich selbst benutze den Trangia Kocher mit Gas oder Multifueleinsatz. Eine Ergänzung wäre vieleicht noch, dass der Spiritus Kocher auch im Winter sehr wohl durch vorheizen noch zu gebrauchen ist. Passendes Equipment dazu habt ihr sogar in eurem Shop (Trangia Spiritus Kocher-Winterset).
Gegen das Verrusen habe ich immer einen kleinen Schluck Wasser mit zum Spiritus gegeben. Leider bin ich kein Chemiker und kann dir nicht sagen wie es funktioniert aber danch brennt der Spirituskocher blau. Ob das die Heizleistung beeinträchtigt weiß ich nicht aber das Verrusen ist sicher verschwunden und die Tortellini lassen sich auch noch kochen 🙂
Hi Ruben,
gute Anmerkung, danke. Ein Anlass, den Artikel mal zu updaten!
Viele Grüße,
Jörn