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Caro North in Juneau, South East Alaska

Inhaltsverzeichnis

Rund um mich herum ist nur weiß – so weit das Auge reicht. Nichts als weiß. Wir befinden uns in einer riesigen, weiten Gletscherlandschaft im Südosten Alaskas. Es ist einsam hier, denn über viele Kilometer sind wir die einzigen Lebewesen in dieser Eiswüste. Wir, das sind ich, Caro, und meine Freundin Brette Harrington. Was wir hier machen? Klettern natürlich…

Wie alles begann

Brette Harrington und Caro North haben sich auf den Weg nach Alaska gemacht.
Mit Freundin Brette Harrington (siehe Foto) hat Caro North aus unserem Bergfreunde Pro Team Alaska erkundet.

Etwas skurril ist es schon. Eigentlich war ich zu einem Rocktrip nach Nordamerika aufgebrochen um zwei Monate lang hohe Felswände und cleane Risse zu klettern. Mal keine Handschuhe und dicke Daunenjacken tragen, wie ich es schon die letzten 6 Monate in Patagonien getan hatte. Aber wie es eben immer so läuft: am Ende kommt doch alles anders.

Meine Freundin Brette Harrington hatte mich gefragt, ob ich sie auf das Eisfeld nach Juneau, South East Alaska begleite. Für mich klang es spannend und ich war sofort motiviert. Fortan hieß es also für mich Gletscher-, Eis- und Skimaterial zu besorgen. Zum Glück unterstützte mich Mammut USA, sowie einige von Brettes Freunden dabei, mich mit allerlei an Ausstattung zu versorgen.

Neben der Planung bin ich noch schnell eine Tour am Chief in Squamish geklettert (Freeway 5.11, onsight) und ehe ich mich versah, ging auch schon unser Flieger von Vancouver nach Juneau.

In Juneau, South East Alaska

Spätabends kamen wir in Juneau an. Doch wir verloren nicht viel Zeit, da das Wetter gut war. Deshalb ging es für uns auch schon am nächsten Mittag mit dem Helikopter raus auf das Eisfeld, das sich nicht weit von der kleinen Hafenstadt erstreckt.

Das Basislager wurde auf dem Eisfeld aufgeschlagen.
Auf dem Eisfeld wurde das Basislager aufgeschlagen.

Der Helikopter setzte uns in einer weiten Landschaft aus riesigen Gletschern ab. Überall um uns herum ragten die Gipfel aus Fels, Schnee und Eis hervor.

Nachdem wir unser Basislager auf einem flachen Stück Gletscher etablierten, erkundeten wir auch schon die nahen Wände. Allerdings zog sich auf dem Rückweg das Wetter zusammen, dass wir fast unsere Zelt wiederfinden konnten. Wir bekamen damit also schon einmal einen ersten Vorgeschmack davon, wie schnell sich das Wetter hier verändern konnte. Ohne Sicht hatten wir kaum Anhaltspunkte zur Orientierung und es fiel schwer uns überhaupt vorwärts zu bewegen.

Die Gipfel rufen

Durch anspruchsvolle Längen, Fels und Schnee müssen sich die beiden schlagen.
Über anspruchsvolle Längen, Fels und Schnee geht es für Caro und Brette auf den Gipfel.

Am nächsten Morgen klingelte unser Wecker schon früh. Aber mit einem Blick aus dem Zelt erkannten wir sofort, dass unser Aufbruch erstmal nach hinten verschoben werden musste – wir befanden uns nämlich komplett im Whiteout. So gingen wir also erst um 10 Uhr mittags los in Richtung Dukes. Dukes war unser Ziel, da wir dort auf der Westseite eine interessante Mixedline gesehen hatten.

Allerdings merkten wir schnell, dass der Eisschlauch, den wir anvisiert hatten, leider nur noch aus schlechtem Eis und warmen Schnee bestand. So begannen wir zu queren und durch die Wand zu klettern. Eine gute Entscheidung, denn kurz darauf kamen über den Eisschlauch ziemliche Massen an Schnee herunter.

Wir kletterten anspruchsvolle Längen durch Fels und Schnee. Wir versuchten immer achtsam zu sein, verwendeten auch mal Moos zum hooken unserer Pickel, um keine lockeren Steine loszutreten.

Weiter oben angekommen, gelangten wir in ein Schneecouloir. Wir mussten dies also schnell erklimmen, um nur möglichst kurz unter der Gifelwächte exponiert zu sein. Danach folgten noch zwei Seillängen im Fels. Brette stieg sie mit ihren Kletterschuhen vor, während ich mit den Bergschuhen hinterher kam. Am Abend zuvor hatte ich bei Schere-Stein-Papier verloren, weshalb wir nur ihre Kletterschuhe dabei hatten. Zwei Paar Kleeterschuhe wären zu viel Gewicht gewesen.

Zwölf Stunden später standen wir dann endlich auf dem Gipfel. Es war immer noch hell und das Sonnenlicht beleuchtete die Mendenhall Towers in der Ferne. Dort waren Marc-André Leclerc und Ryan Johnson vor einigen Monaten im Abstieg ums Leben gekommen. Marc-André war Brettes Freund und auch ein guter Kumpel von mir. Unsere Erstbegehungen widmen wir diesen beiden inspirierenden Menschen, die leider viel zu früh von uns gehen mussten.

In Alaska wird es fast nicht dunkel.
Lange Akkulaufzeiten braucht die Stirnlampe in Alaska nicht.

Nach kurzem inne halten machten wir uns an den Abstieg. Hier in Alaska wird es fast nicht dunkel, weshalb wir unsere Stirnlampe nur für eine gute Stunde auspacken mussten. So etwas habe ich bisher noch nie erlebt, aber es ist wirklich der Wahnsinn!

Das nächste Abenteuer wartet

Um das Süd-Ost Couloir mit Ski zu befahren, müssen die beiden eine enorme Strecke hinter sich bringen.
Insgesamt vier Tage waren die beiden unterwegs, um das Süd-Ost Couloir mit Ski zu befahren.

Als nächste Tour wählten wir die Nordostseite des südlichen Dukes (sie ist 10b, M5+, 85°, 500m). Am nächsten Tag befuhren wir einige Gipfel mit Ski, bevor wir dann, wegen schlechtem Wetter, einen Ruhetag im Zelt einlegten. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Devils Paw, wo wir das Süd-Ost Couloir mit Ski befahren wollten. Doch die Distanzen hier sind enorm und so bedeutete die Route für uns, dass wir über 20 Meilen hin- und das ganze wieder zurück laufen mussten.

2 Tage lang liefen wir auf flachen Gletschern, erklimmten dann in anstrengender Spurarbeit das Couloir, um schließlich feststellen zu müssen, dass die Bedingungen zum befahren dort nicht gerade gut sind. Aber Schnee oder Lawinenlageberichte gibt es dort nicht und so mussten wir es ausprobieren, um die Bedingungen kennenzulernen.

Wir konnten ein paar Kurven fahren, mussten dann aber das 40-45° steile Couloir mit Pickel in der Hand abrutschen, da es so hart gefroren war. Aber immerhin konnten wir die Skier komplett anlassen und wir waren uns einig, dass es trotzdem ein gutes Abenteuer war.

Danach mussten wir erneut zwei Tage bis zu unserem Basislager zurücklaufen. Die Füße schmerzten und auch unsere Rücken, Schultern und Hütten hatten unter dem Gewicht der Rucksäcke zu leiden. Und auch das Wetter wechselte schnell zwischen Sonne, Schneefall und Hagel. Dementsprechend waren wir froh, als wir endlich wieder bei unseren Zelten ankamen.

Vom Eis in die Sonne

Da wir wohl nochmal ein gutes Wetterfest erwarten durften, entschieden wir uns noch eine Woche länger auf dem Eisfeld zu bleiben. Doch trotz der erwartungsvoll positiven Prognosen, saßen wir wegen eines Schneesturm, erst einmal drei Tage in unserem Zelt fest. Unsere Hoffnung noch etwas zu klettern, schwand damit jeden Tag mehr.

Als das Wetter endlich wechselt, können die beiden die dicke Winterkleidung im Basislager zurücklassen.
Endlich kommt die Sonne heraus. Jetzt kann mit leichterer Bekleidung geklettert werden.

Doch dann klärte sich das Wetter tatsächlich auf und wir konnten an den Takku Towers noch eine Felslinie erstbegehen. Durch seine verrückten Formationen ist dieser Fels zum Klettern wirklich genial. Teilweise ist er auch so kompakt, dass es er ziemlich runout und ausgesetzt ist. Wir waren auf jeden Fall überglücklich, auch weil wir nach so langem Warten im T-Shirt klettern konnten.

Unseren letzten Abend auf dem Eisfeld verbrachten wir in wundervollem Lichtspiel, an dem sich auch die Mendenhall Towers beteiligten. In Gedanken verabschiedeten wir uns von Marc-André und Ryan, die noch immer am Fuße der Mendenhalls liegen und auch der Grund für unsere Expedition waren.

Am nächstem Tag ging unser Flieger wieder zurück in die Zivilisation. Ein starker Kontrast nach 13 Tagen Einsamkeit.

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Bergfreundin Caro North

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