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Testbericht über die Red Chili – Amp und Atomyc – Kletterschuhe

Inhaltsverzeichnis

Red Chili – “Only Climbers Know What Climbers Need”

“Only Climbers Know What Climbers Need” – nach diesem Grundsatz prägt das Team um Stefan Glowacz und Uwe Hofstädter bereits seit einigen Jahren die Entwicklung von Kletterschuhen. Im März 2016 bringt Red Chili gleich zwei neue Modelle auf den Markt, die nicht nur höchste Qualitätsansprüche erfüllen müssen, sondern unterschiedlicher auch kaum sein könnten.

Bergfreund Jan hat den Amp und den Atomyc für Euch getestet und spricht in seinem Bericht über Vor- und Nachteile, was es gleich nochmal mit der Vorspannung auf sich hat und welcher Typ von Kletterer eigentlich welchen Schuh wirklich braucht.

Die getesteten Modelle im Überblick

Red Chili - Amp - Kletterschuhe
Red Chili – Amp – Kletterschuhe

Doch fangen wir der Reihe nach an. Zunächst kam der Amp von Red Chili in der heimischen Kletterhalle zum Einsatz. Ein Slipper also: zweigeteilte Vibram-Sohle, asymmetrische Passform, Synthetik-Schaft aus Mikrofaser-Material sowie ein Leder-Fußbett mit weicher Zwischensohle. Das verspricht doch an sich, ein wunderbar bequemes Klettervergnügen zu werden. Noch dazu wenig Vorspannung, kaum Downturn – und schon hat man einen super Allround-Schuh, den man auch mal längere Zeit am Stück tragen kann, ohne dass einem die Füße schmerzen.

Red Chili - Atomyc - Kletterschuhe
Red Chili – Atomyc – Kletterschuhe

Nach etwa einer Stunde munter fröhlichen Vorsteigens ging es schließlich weiter in den Boulderbereich der besagten Halle. Hier wartete ein großes Dach darauf, nun auch den Atomyc von Red Chili begrüßen zu dürfen. Ebenfalls im Slipper-Design, kommt zusätzlich ein Klettverschluss-Band zum Einsatz und fixiert den Schuh regelrecht am Fuß. Gleichwohl mit einer zweigeteilten Vibram-Sohle ausgestattet, ist hier eine vorgespannte Mittelsohle verbaut, die präzises Antreten und stabilen Halt verspricht. Die Passform an sich ist leicht asymmetrisch und verfügt über einen starken Downturn – wahrlich eine High-End Waffe für harte Bouldersessions und fortgeschrittenen Wettkampfbetrieb.

Erster Eindruck – die Passform

Zugegeben, ein wenig skeptisch war ich zu Beginn ja schon. Meine ersten Slipper – und im Vergleich zu meinen alten Spirit VCS so ganz ohne Einstellmöglichkeit. Aber gut, öfter mal was Neues denk ich mir und schlüpfe auch gleich ziemlich leicht in den Amp hinein. Kurz mit Hilfe der Schlaufen etwas nachgezogen und schon signalisiert mir ein deutlich hörbares “Flupp” – jau, der sitzt!

Dabei sollte erwähnt werden, dass ich in meinen Straßenschuhen ausnahmslos Größe 42 trage. Die Zehenform ist tendenziell eher ägyptisch, das heißt, der zweite Zeh ist bei mir minimal kürzer als der große Zeh. Beide Red Chili Schuhe habe ich eine ganze Nummer kleiner in Größe 41 getestet und würde sie als eher eng, den Atomyc als sehr eng bezeichnen. Das entspricht übrigens auch der Größenempfehlung vom Hersteller selbst: Für bequemes Tragen kann man den Amp eine halbe Nummer kleiner, den Atomyc in derselben Größe wie seine normalen Schuhe wählen. Klar, wer hohen Wert auf maximal präzises Antreten und viel Rückmeldung legt, muss hier dementsprechend nach unten korrigieren – mehr als eine ganze Nummer kleiner ist jedoch nicht zu empfehlen und wird schnell schmerzhaft – und das braucht’s bei einem modernen Kletterschuh nun wahrlich nicht mehr. Für welche Fuß- bzw. Zehenform die Schuhe letztlich optimal sowie weniger ideal geeignet sind, zeigt die nebenstehende Übersicht.

Die Passform der Red Chili Schuhe
Die Passform der Red Chili Schuhe im Überblick

Einsatzgebiete der Schuhe

Nachdem das nun geklärt ist, nehme ich noch ganz jungfräulich an den Sohlen die ersten Tritte in Angriff. Dabei fühle ich mich im Amp von Beginn an Wohl, das Antreten überzeugt. Später folgen noch ein paar schwierigere Bewegungen, Heel-Hook, Toe-Hook… fühlt sich soweit gut an. Da rutscht nichts, wackelt nichts, das Gummi an der Ferse ist weit genug hochgezogen, um die Hackse auch mal bequem in kleinere Mulden zu hängen. Die Reibung auf Volumen ist ebenfalls vertrauenserweckend.

Nichtsdestotrotz, die größte Stärke des Amp ist ganz klar sein Komfort. So erwische ich mich selbst dabei, wie ich mit dem Kletterschuh durch die Halle laufe, als hätte ich Sneaker an den Füßen – okay, das ist vielleicht etwas übertrieben formuliert, aber nach einigen Stunden und mehreren Sessions der Eintrage- bzw. Einkletter-Zeit merkt man kaum noch, dass man hier einen Kletterschuh trägt. Für mich ist der Amp damit ganz klar der Allround-Schuh nach Maß für Trainingseinheiten in der Halle, längere Routen am Seil und entspannte Boulderwochenenden. Sein Schnitt mit wenig Downturn macht ihn nicht zuletzt zu einem tollen Schuh für’s Reibungsklettern.

Jetzt könnte man natürlich herkommen und sagen: “Wofür brauch’ ich dann überhaupt noch einen anderen Schuh?” Die Antwort darauf sucht man am Besten in der Horizontalen. Heißt, die Kernkompetenz des Atomyc liegt in anspruchsvoller Dachkletterei, als Hardcore Boulder- und Wettkampfschuh. Schon das Anziehen gestaltet sich hier, naturgemäß für einen Schuh mit viel Downturn, etwas weniger geschmeidig als noch beim Amp. Aber klar, schließlich muss man den Fuß erstmal in die gekrümmte Form bringen. Ist man drin, fällt einem dann gleich die “Knuckle-Box” im Zehenbereich auf. Diese bringt die Zehen in eine zwar auf lange Sicht nicht sonderlich bequeme, dafür jedoch genau die richtige Position, um sich in Löchern oder an kleinen Leisten regelrecht festzukrallen.

Stefan Glowacz in Aktion - mit dem Atomyc am Fuß
Stefan Glowacz in Aktion – mit dem Atomyc am Fuß

Die insgesamt relativ weiche, stark vorgespannte Sohle sorgt in dieser Gesamtkomposition schließlich dafür, die maximale Kraft im Vorderfuß zu konzentrieren, ohne das Gefühl für den Tritt zu verlieren. Die Vorspannung beschreibt dabei die Gesamtspannung, die von der Ferse ausgehend in der Sohle aufgebaut wird. Das entlastet die Wadenmuskulatur und hilft dem Fuß zusammen mit dem Downturn (also der Krümmung des Leistens im Bereich der Zehen) beim Greifen kleinster Tritte. Dieser optimierte Winkel macht sich dann vor allem in überhängenden Routen positiv bemerkbar und erleichtert das Heranziehen über den Fuß. Das macht den Atomyc unter dem Strich zu einem echt aggressiven High-End Kletterschuh, den ich persönlich nach durchstiegener Route jedoch relativ schnell wieder ausziehen mag.

Abschließende Gedanken

Was gibt es zu guter Letzt noch zu sagen? Zum Einen, beide Schuhe sind nicht für plattfüßige Kletterer geeignet. Von der Passform her orientiert man sich am Besten an dem Red Chili Shoe Fit Guide. Bei wem etwa der zweite Zeh länger ist als die Großzehe oder quadratische Füße hat, wird mit dem Amp vermutlich weniger seine Freude haben und mit dem Atomyc definitiv nicht glücklich werden. Dafür spielt letzterer dann im fortgeschrittenen Bereich seine wahre Stärke aus. So hat er mich beim Antreten überhängender Leisten und kleiner Löcher durchaus überzeugt. Das macht aus mir zwar keinen besseren Kletterer, aber die Vorteile gegenüber flachen, relativ neutralen Schuhen sind auf alle Fälle spürbar! Und mal ganz ehrlich – endlich mal nicht mit einem Wadenkrampf aus dem Dach zu fliegen, weil der Schuh bombenfest greift, ist schon ein gutes Gefühl.

Zum anderen, und das sollen dann auch die letzten Worte hier sein, liefert ein Text wie dieser idealerweise Anhaltspunkte für die Wahl des richtigen Kletterschuhs, basiert jedoch einzig auf meinen eigenen, sehr persönlichen Erfahrungen. So bin ich insgesamt der Ansicht, dass Red Chili hier zwei richtig starke neue Paar Kletterschuhe auf den Markt gebracht hat, die beide ihre jeweiligen Vorteile in unterschiedlichen Bereichen des Klettersports ausspielen. Einsteiger und Komfortbedachte wählen auf jeden Fall den Amp, Fortgeschrittene, Projekt-Getriebene und Wettkampfkletterer sollten sich den Atomyc definitiv einmal näher anschauen!

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Bergfreund Jan

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