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Alles über Chalk & Magnesia: Von der Herkunft bis zu den Umwelteinflüssen

Inhaltsverzeichnis

Kennt ihr das: Es gibt Dinge, die sind einfach da, die nutzt man immer wieder, und keiner hat sich jemals Gedanken darüber gemacht, was das denn eigentlich ist. Beispielsweise beim Klettern. Was ist denn das weiße Zeug eigentlich, das sich alle so bereitwillig an die Hände schmieren? Quasi als finale Kriegsbemalung vor der Erstürmung der Kletterroute. Worum handelt es sich dabei?

„Magnesia“ werden da die einen sagen, „Chalk“ die anderen und die, die einfach nicht Recht haben und es nicht besser wissen, „Magnesium“. Aber das macht mich nicht schlauer. Und warum sehe ich auch immer mehr Kletterer, die mit einer Tube dastehen? Wir erklären Euch, um was es sich dabei handelt.

Chalk, Magnesia und Co. was ist das?

Bei Magnesia oder, für die Cooleren unter uns, Chalk, handelt es sich um nichts anderes als Magnesiumkarbonat. MgCO3 für die Chemiker unter euch. Manchmal besteht Chalk aber auch aus einer Mischung von Magnesiumkarbonat und Magnesiumhydroxid.

Magnesiumkarbonat kommt nicht nur beim Klettern, sondern unter anderem auch in der Pharma-, Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie zum Einsatz. Magnesiumkarbonat ist hygroskopisch, zieht also Wasser an. Genau dieser Effekt ist beim Klettern oder auch Sportarten wie Geräteturnen und Gewichtheben interessant.

Denn auf die Hände aufgetragen, saugt es sich regelrecht voll und sorgt so dafür, dass ihr keine schwitzigen Finger und Handflächen habt. Kauft ihr Chalk fürs Klettern und Bouldern, handelt es sich dabei nicht selten um reines Magnesiumkarbonat ohne irgendwelche Zusatzstoffe.

Grundsätzlich sind die Begriffe „Chalk“ und „Magnesia“ aber nicht weiter geschützt oder definiert, und die Produkte unterliegen auch nicht der Lebensmittel- oder Kosmetikverordnung, sodass dem Pulver auch ohne weitere Angabe Zusatzstoffe beigefügt werden können, ohne dass das zwingend deklariert sein muss. Das ist zunächst einmal nicht wirklich schlimm und hat auch (sinnvolle) Gründe, aber darauf kommen wir später nochmals genauer zu sprechen.

Wie wird Magnesia bzw. Chalk gewonnen?

Grob gesagt lässt sich das, was wir als Magnesia kennen, auf zwei unterschiedliche Arten herstellen. In der Natur kommt Magnesiumkarbonat gar nicht mal so selten vor, beispielsweise als Magnesit (Bitterspat) und kann daher abgebaut werden. Dabei wird das Magnesiumkarbonat mittels eines chemischen Prozesses aus dem abgebauten Gestein gelöst und aufbereitet. Ursprungsland ist hierbei nicht selten China, es gibt aber auch Abbaugebiete in Europa oder Amerika.

Eine andere Möglichkeit ist die synthetische Gewinnung. Denn Magnesiumkarbonat entsteht bei Prozessen wie der Meerwasserentsalzung als Nebenprodukt. Das so gewonnene Magnesiumkarbonat ist in der Regel reiner und außerdem Schwermetallfrei, was beim abgebauten Produkt nicht immer sichergestellt werden kann. Gerade in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie wird daher überwiegend die synthetische Variante verwendet.

Für den Sport kommt derzeit noch mehrheitlich das durch Abbau gewonnene Magnesiumkarbonat zum Einsatz, es gibt aber auch Hersteller wie beispielsweise Black Diamond, Rewhite oder Tokyo Powder, die den synthetischen Rohstoff für ihr Chalk einsetzen.

Hände tauchen in Chalk-Bag ein
Loses Pulver ist eine beliebte Variante.

Chalk mit Zusatzstoffen

Abgesehen von den unterschiedlichen Darreichungsformen gibt es aber auch Chalk, das nicht aus reinem Magnesiumkarbonat besteht, sondern mit unterschiedlichen Zusatzstoffen versetzt ist.

Magnesia, wie es beim Geräteturnen und teilweise auch beim Gewichtheben eingesetzt wird, eignet sich oft nicht fürs Klettern. Denn dieses Magnesia ist nicht selten mit Talkum versetzt. Das wiederum sorgt dafür, dass die Haut beim Turnen an beispielsweise einer Reckstange nicht haften bleibt und die einzelnen Übungen besser geturnt werden können. Die Reduzierung der Reibung ist aber beim Klettern definitiv von Nachteil.

Beim Klettern wird Chalk beispielsweise zusätzlich mit Trocknungsmitteln versetzt, was logischerweise den Trocknungseffekt nochmals erhöht. Oft handelt es sich dabei um Silikate oder Uppsalit.

Hände halten sich an Klettergriff fest
Eco-Chalk ist eine neue Alternative. Es unterscheidet sich jedoch von Hersteller zu Hersteller.

Auch Zusatzstoffe, die für einen besseren Grip sorgen sollen, werden dem Chalk beigemischt. Gerade beim Flüssigchalk kommen hierzu auch Harze wie Kolophonium zum Einsatz, die aber leider die unangenehme Eigenschaft haben, die Poren von Griffen zu verstopfen und deshalb in vielen Hallen nicht sonderlich gerne gesehen sind.

Eco Chalk

Darüber hinaus gibt es auch sogenanntes Eco-Chalk. Hierbei handelt es sich aber nicht um einen ausdrücklich definierten Begriff und die jeweiligen Hersteller können mehr oder weniger frei entscheiden, was sie nun als „Eco“ ansehen.

Black Diamond Eco Chalk: Hierbei bezieht sich das Wort Eco alleine auf den Herstellungsprozess, denn das Produkt selbst besteht aus reinem Magnesiumkarbonat. Dieses wird synthetisch als Nebenprodukt der Salzgewinnung hergestellt, worauf sich auch das „Eco“ bezieht. Hersteller wie Tokyo Powder beziehen ihr Magnesiumkarbonat aus vergleichbaren Herstellungsprozessen, versehen ihr Produkt aber nicht mit der Vorsilbe „Eco“.

„Eco“ kann aber auch bedeuten, dass Chalk aus Carbosil (Kieselerde) hergestellt wird. Hierbei handelt es sich um ein grundlegend anderes Material, das aber ebenfalls gute Trocknungseigenschaften mitbringt. Carbosil hat darüber hinaus den praktischen Effekt, dass es keine lästigen Flecken am Fels hinterlässt. Produkte dieser Art sind jedoch vergleichsweise selten.

Was macht Magnesia mit meiner Haut?

Immer wieder hört man zahlreiche Meinungen zum Einsatz von Chalk beim Klettern. Nicht nur draußen in der Natur, sondern auch in der Halle ist Chalk (zumindest nicht in jeder Form) nicht immer gerne gesehen. Das hat ganz unterschiedliche Gründe und wir wollen uns das gemeinsam mal genauer ansehen. Und wie wirkt sich das Ganze denn auch auf mich als Kletterer aus? Ist Magnesia gut für mich, macht es mich besser oder eben gerade nicht?

Wie bereits erwähnt, hat Chalk die Eigenschaft, sich mit Wasser vollzusaugen. Es kann also auch lästigen Handschweiß schnell und einfach aufnehmen und sorgt so dafür, dass die Hände nicht mehr feucht und schmierig sind, sondern trocken und griffig. Da wäre es doch eigentlich nur logisch, einfach immer gleich vor dem Klettern die Hände fett mit Magnesia einzukleistern und ein erfolgreicher Klettertag wäre zuverlässig gesichert. Ganz so einfach ist das aber nicht. Denn Magnesia macht die Hände trocken, Flüssigchalk, das mit Alkohol versetzt ist macht die Hände nicht selten noch trockener. Wer ohnehin schon Probleme mit trockener und rissiger Haut hat, sollte sich daher den Einsatz von Chalk gut überlegen, da sich Magnesia in diesen Fällen auch negativ auswirken kann und vielleicht dazu führt, dass der Klettertag aufgrund stark strapazierter Haut an den Fingern vorzeitig beendet ist.

Ein weiterer Grund warum übermäßiges Chalken nicht besonders sinnvoll ist, ergibt sich aus der Tatsache, dass reines Magnesiumkarbonat keine besonders gute Reibung hat. Gerade bei Slopern zeigt sich das mitunter deutlich und ihr müsst mit einer dicken Chalkschicht auf den Händen einfach mehr Power bringen als ohne (vorausgesetzt ihr schwitzt nicht an den Händen). Um dem entgegenzuwirken bieten einzelne Hersteller auch Chalk mit Zusatzstoffen an.

Was macht Magnesia mit der Umwelt?

Magnesiumkarbonat wird nicht nur für die bereits beschriebenen Anwendungsgebiete eingesetzt, sondern ist vielmehr auch ein basischer Dünger. Wird dieser nun in der Natur ausgebracht, beeinflusst der die Vegetation. Zwar ist die Menge Magnesiumkarbonat, die durch das Chalken in die Natur gelangt nicht sonderlich groß, kann aber kleinräumig, beispielsweise bei der kargen Vegetation am Fels, zu deutlichen Veränderungen führen.

Bouldern am Feld mit Chalk an den Händen
Besonders bei porösem Fels kann es zu einer unerwünschten Sprengwirkung kommen.

Außerdem wird dem Magnesia immer wieder vorgeworfen, dass es die Felsen zerstöre. Hierzu gibt es unterschiedliche Studien, die teilweise auch in unterschiedliche Richtungen gehen. Ich möchte daher nicht zu tief in dieses Thema einsteigen, sondern nur ein paar Beispiele aufzeigen, wie Chalk auch einen negativen Einfluss auf Felsen haben kann.

  • optischer Einfluss: Je nach Gestein und dessen Farbe sieht man die weißen Kletterspuren mitunter deutlich an den Felsen. Auch durch Regen wir das Chalk oft nicht komplett abgewaschen, und „verschandelt“ daher gerne auch mal längerfristig die Landschaft.
  • Sprengwirkung: Dieser Aspekt ist stark abhängig vom Gestein und dessen Struktur und darüber hinaus nicht ganz unumstritten. Aber man schreibt Magnesia folgende Wirkung zu: Gerade in viel begangenen Routen setzt sich an den Griffen mitunter immer mehr Magnesia fest. Dieses saugt sich mit Wasser voll und dehnt sich, sobald das Wasser gefriert, stark aus. Hierbei kann es, gerade bei porösem Fels, zu einer unerwünschten Sprengwirkung kommen.
  • Rutschgefahr: Chalk macht die Griffe nicht griffiger. Gerade im Sandstein setzt sich das Pulver mit der Zeit fest und bildet schon fast eine schmierige Schutzschicht auf dem Gestein. Hierdurch werden Routen nicht gerade leichter, was wiederum die Art und Charakteristik der Kletterei in einem Gebiet stark beeinflussen kann.

Was also tun? Aus meiner Sicht (und damit stehe ich nicht alleine) sollte man den Einsatz von Chalk gut und sinnvoll überdenken. Ich bin nicht der Meinung, dass grundsätzlich darauf verzichtet werden soll. Nur stellt sich mir eben die Frage, ob übermäßiges Rumgeschmiere am Fels wirklich immer sein muss.

Reicht es manchmal nicht auch einfach, sich die Hände an Hose oder T-Shirt abzuputzen? Mit Sicherheit! Und wenns doch nicht ohne Chalk geht, dann bitte der Umwelt zuliebe mit Maß und Ziel. Der Deutsche Alpenverein rät außerdem dazu, stark eingepuderte Griffe nach dem Begehen einer Tour mit einer Bürste zu reinigen. Aber mal ehrlich: Das habe ich noch äußerst selten beobachtet, und es kommt in den Gebieten, in denen ich überwiegend unterwegs bin, so gut wie nie vor.

Was macht Magnesia mit der Kletterhalle und meinen Mitmenschen?

Kletterer in der Kletterhalle greift in die Chalkbag an seinem Gurt
In der Kletterhalle ist es notwendig, dass Griffe zwischendurch von Chalk und Handschweiß befreit werden.

„Stauben verboten“ ein Schild mit dieser oder einer ähnlichen Aufschrift hängt in vielen Kletterhallen, und das hat auch seinen Grund. Denn die erhöhte Feinstaubbelastung in Kletterhallen ist erheblich und messbar. Dies ergibt sich vor allem durch den Einsatz von Magnesia. Gerade Chalk in Pulverform staubt mitunter stark, und wer sich seine Hände bis weit übers Handgelenk mit Magnesia einreibt und dieses dann abklopft oder abbläst, sorgt unmittelbar dafür, dass es als Staub in der Hallenluft umherwabert.

Dass das beim Sport weder angenehm noch besonders gesund ist, erklärt sich von selbst. Hallenbetreiber versuchen dieses Problem in den Griff zu bekommen, indem sie unter anderem loses Chalk verbieten und/oder den Einsatz von Chalkbällen oder Flüssigchalk vorschreiben.

Auch in der Halle besteht das Problem, dass Griffe aufgrund des Einsatzes von Magnesia glatt und schmierig werden. Im Gegensatz zum Fels im Freien sorgt hier auch kein Regenschauer dafür, dass das Chalk, wenn auch nur teilweise, abgewaschen wird. Was drauf ist, ist zunächst einmal drauf und lässt nach und nach eine regelrechte Schicht aus Magnesia, Handschweiß sowie Haut- und Gummiabrieb entstehen.

Beläge dieser Art lassen sich mit der Zeit weder mit einer Bürste noch mit einem Hochdruckreiniger anständig beseitigen. Es hilft lediglich spezielles Reinigungsmittel, das unter geballtem Einsatz von Chemie dafür sorgt, dass sich die Schichten wieder von den Griffen lösen. Chalks, die um den Grip zu erhöhen beispielsweise mit Harzen versetzt worden sind, verstärkten diesen Effekt erheblich und sind daher inzwischen in vielen Hallen auch nicht mehr besonders gerne gesehen.

Fazit

Magnesia oder auch Chalk ist ein durchaus nützliches Hilfsmittel beim Klettern. Es besteht aus Magnesiumkarbonat und sorgt dafür, dass unsere Hände beim Klettern bei Bedarf trocken sind. Das heißt aber nicht, dass derjenige am besten klettert, der auch am meisten Magnesia auf den Händen hat. Wie so oft im Leben gilt auch hier die Devise „weniger ist manchmal mehr“. Das wirkt sich dann nämlich nicht nur positiv auf euren Grip am Fels aus, sondern schont in gewissem Maß auch die Umwelt und die Lungen eurer Mitkletterer. In diesem Sinn: Gurt und Schuhe an und hoch den Fels!

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Bergfreundin Lisa

Kurztext: Ich bin nicht zum Bergsport gekommen, der Bergsport ist zu mir gekommen. Ende der 80er haben mir meine Eltern gezeigt wie man Ski fährt und Ende der 90er habe ich das Klettern im Verein gelernt. Seit meiner Jugend gehören außerdem Ski- und Hochtouren zu meinen festen Bergsportdisziplinen.

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