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Am Gipfel der Kleinen Zinne, etwas platt nach drei Nordwandrouten binnen 12 h

Drei Zinnen, zwei Klettertage, vier Nordwandklassiker

Inhaltsverzeichnis

An nur einem Tag begehen Fritz Miller und Flo Böbel die Nordwand-Trilogie der Drei Zinnen. Die drei klassischen Nordwandrouten sind “Cassin” an der Westlichen Zinne, “Comici” an der Großen Zinne und “Innerkofler” mit Nordwandeinstieg an der kleinen Zinne. Der markante Gebirgsstock in den Sextner Dolomiten befindet sich an der Grenze zwischen den italienischen Provinzen Belluno im Süden und Südtirol im Norden und ist das Wahrzeichen der Dolomiten.

Trotz Anfangsschwierigkeiten und schwerem Gewitter haben die Zwei die Trilogie innerhalb 12 Stunden hinter sich gebracht. Wie sie das geschafft haben, berichtet Euch Bergfreunde.de ProTeam-Mitglied Fritz Miller selbst.

Am Gipfel der Kleinen Zinne, etwas platt nach drei Nordwandrouten binnen 12 h
Am Gipfel der Kleinen Zinne, etwas platt nach drei Nordwandrouten binnen 12 h

Bergfreunde.de ProTeam-Mitglied Fritz Miller und Flo Böbel sammeln Klettermeter in den Dolomiten

Die Wolken im Süden verfinstern sich, während wir durch den Bruch der letzten Seillängen der „Hasse-Brandler“ schleichen. Es beginnt zu tröpfeln. Am Gipfel brummt das stählerne Kreuz wie eine Hochspannungsleitung. Schnell weg hier! Das etwas unsichere Wetter bringt aber auch einen erheblichen Vorteil mit sich: Es sind kaum Leute unterwegs und wir können unseren bevorzugten Kletterstil perfekt umsetzen: schnell hoch, schnell runter, Feierabendbier…

Pläne schmieden – und endlich wieder duschen

Unwetter im Anmarsch. Vielleicht sollte man jetzt eher in der Hütte sein...
Unwetter im Anmarsch. Vielleicht sollte man jetzt eher in der Hütte sein…

Am nächsten Tag zieht eine Störung durch, Flo und ich hängen am Parkplatz der Auronzohütte rum. Es zeigt sich: Pläne schmieden ist manchmal schwieriger als sie umzusetzen, wenn ein Gebiet derart viele Möglichkeiten bietet. Irgendwann am Nachmittag entscheiden wir uns für die klassischen NordwandroutenCassin“, „Comici“ und „Innerkofler“, die wir an einem Tag nacheinander klettern wollen.

Wir machen uns auf den Weg, um die Einstiege zu inspizieren sowie Verpflegung und Ausrüstung zu deponieren. Unter der Nordwand der Großen Zinne angelangt, erwischt uns ein schweres Gewitter. Ein sehenswerter Wasserfall rauscht über das riesige Dach der Westlichen Zinne Nordwand, wir sind bald klatschnass und damit endlich wieder gewaschen.

Ein Tag, drei große Klassiker

Es ist kalt geworden, aber am Abend bessert sich das Wetter langsam. Die Tschechen, die neben uns campieren, versorgen uns mit heißem Tee. Wahrscheinlich werden die Bedingungen morgen nicht ideal sein, eventuell müssen wir unsere Pläne begraben. Aber es ist cool hier zu sein, in den Bergen. Und Teil zu sein einer internationalen Gemeinschaft, die keine Grenzen kennt, nur Vertrauen und gemeinsame Werte. Es ist längst dunkel, als wir uns in die Schlafsäcke verkriechen.

Die Morgensonne streift Flo in der Westlichen Zinne Nordwand
Die Morgensonne streift Flo in der Westlichen Zinne Nordwand

Nach einer kurzen, unruhigen Nacht brechen Flo und ich auf zur Westlichen Zinne. Um 5:45 Uhr steigen wir in die „Cassin-Führe“ ein. Keine fünf Minuten später verklemmt sich unser Seil beim Simultanklettern. Kein guter Start, aber so beginnen erfahrungsgemäß viele große Klettertage. Und tatsächlich läuft es danach rund.

Die imposante Nordwand liegt bald hinter uns, über den südseitigen Normalweg geht es flott hinunter zum Einstieg der „Comici-Führe“ der Großen Zinne Nordwand. Flo übernimmt die Führung. Auch ohne Chalkbag (leider nass) zieht er zielstrebig durch die steilen, speckigen Schlüssellängen und zuletzt durch eine unangenehm feuchte Verschneidung.

Wenig später geht’s via Ringband und Normalweg zum Gipfel. Wieder steigen wir südseitig ab, um dann auf die Nordseite zu wechseln und die kleine Zinne anzugehen. Den unteren Teil der Nordwand, zwar brüchig aber auch gutmütig gestuft, klettern wir seilfrei. Ab dem Nordwandsattel folgen wir der „Innerkofler-Führe“. Um 17:50 Uhr stehen wir schließlich oben. Ja, die Drei Zinnen sind immer wieder schön, die Nordwände immer wieder steil und es gibt noch viel zu tun. Irgendwann, nach einem oder besser mehreren Ruhetagen…

Gekletterte Routen, ein paar Zahlen und der „Zeitplan“

  • 07.15 „Hasse Brandler“: ca. 23 SL bis 8+ (UIAA)
  • 07.15 „Cassin“: ca. 26 SL bis 8- (UIAA), Einstieg 5:45, Gipfel Westliche Zinne 9:28
  • „Comici“ (mit Ringbandausstieg): 16 SL bis 7 (UIAA) + ca. 150 Hm ungesicherte Leichtkletterei, Einstieg 10:54, Gipfel der Großen Zinne 15:14
  • „Innerkofler“: 5 SL bis 4+ (UIAA) + ca. 200 Hm ungesicherte Leichtkletterei, Einstieg (Basis der Wand) 16:37, Gipfel Kleine Zinne 17:50
Grober Routenverlauf von Innerkofler-Führe (blau), Hasse-Brandler-Führe (grün), Comici-Führe (rot) und Cassin-Führe (gelb) Foto: M. Hammer
Grober Routenverlauf von Innerkofler-Führe (blau), Hasse-Brandler-Führe (grün), Comici-Führe (rot) und Cassin-Führe (gelb) Foto: M. Hammer

Alles von Vor- und Nachsteiger frei, sturzfrei und ohne „Hänger“ geklettert. Für Flo waren alle Routen neu, mir waren „Cassin“, „Comici“, und „Innerkofler“ von früheren Begehungen bekannt.

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Bergfreund Fritz

Zum Klettern und Bergsteigen kam ich, weil etwas wie eine große Faszination für die steile Welt in mir verankert ist (und durch ein paar Zufälle). Sicher ist es zu viel zu früh für ein Fazit. Aber wenn ich auf meine mittlerweile rund 25 Kletterjahre zurückblicke, denke ich, dass ich den Bergen und Wänden viel zu verdanken habe.

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