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Aus dem Leben eines Bergwachtlers

Inhaltsverzeichnis

Der Emblem der Bergwacht. Foto: Michael Purucker
Der Emblem der Bergwacht. Foto: Michael Purucker

Bergsport erlebt in den letzten Jahren einen waschechten Boom. Mehr Menschen denn je zieht es in ihrer Freizeit ins Gebirge, um Abgeschiedenheit und Ruhe zu genießen. Und mal unter uns, es gibt ja auch kaum etwas schöneres, als einen Gipfel zu erklimmen – egal ob zu Fuß oder an der Wand. Mit dem hohen Aufkommen an Touristen und Neu-Bergfexen steigen aber auch unweigerlich die Unfall-Zahlen.

Klar, nicht jeder kann mit der Erfahrung eines Reinhold Messner aufwarten und in den Bergen gibt es schon von Natur aus mehr Gefahrenquellen als im Club Urlaub an der Playa de Palma. Wenn das Kind dann in den Brunnen gefallen ist – bzw. der Kletterer in die Spalte – dann hilft meistens nur noch eins: Die Bergwacht! Wir wollen die meist stillen Helden unserer Freizeit mal ein wenig ins Rampenlicht rücken und haben dazu mit Michael gesprochen, der in Bayern seit 1996 Berg- und seit 2008 auch als Skiwachtler tätig ist.

Organisation & Alltag der Bergwacht in Deutschland

Michael Purucker ist freiwillig in der Bergwacht
Michael Purucker ist Bergwachtler mit Leib und Seele. Foto: Michael Purucker

Die Bergwacht ist in Deutschland zum größten Teil ehrenamtlich organisiert. Also müssen auch Michael und seine Kollegen im Alltag alles stehen und liegen lassen, wenn ein Notruf eingeht. Der Melder ist natürlich immer am Start, während der vier bis fünf Rufwochen im Jahr. Die Aufgaben der Bergwacht umfassen dabei nicht nur die Rettung und Versorgung von Verunfallten, sondern auch die Durchführung und Unterstützung von Naturschutzprojekten.

Etwas anders sieht es bei der Skiwacht aus. Diese Stelle begleitet Michael hauptamtlich. Als Skiwachtkoordinator für Sonthofen ist er zum Teil Bürohengst, aber auch regelmäßig auf der Piste. “Ich bin genauso in den Skigebieten unterwegs wie meine Kollegen”, stellt er fest. Auch die Skiwacht hat ein sehr diversifiziertes Arbeitsfeld. Sie sind meist die ersten auf der Piste, prüfen etwaige Gefahrenstellen, bauen Zäune und polstern Schneekanonen ab. Danach findet eine Überprüfung des Sanitätsmaterials auf der Hütte statt.

“Wir sind natürlich immer über Funk erreichbar, falls ein Unfall passiert. Das ist ein großer Teil unserer Arbeit.”

Wenn ein Notfall ansteht, gilt es zu entscheiden, auf welchem Weg der oder die Verletzten abtransportiert werden müssen. Bei der Suche nach Vermissten arbeiten Bergwacht und Skiwacht Hand in Hand. Mehr Augen sorgen schließlich im Zweifel dafür, dass Personen schneller gefunden werden.

Voraussetzungen & Werdegang

Mit dem ATV auf die Piste
Mit dem ATV auf der Piste. Foto: Michael Purucker

Auf die Frage, wie er Bergwachtler wurde, erklärt Michael: “Ich bin über Freunde in die Bergwacht reingerutscht”. Nach dem Reinrutschen ist es allerdings ein recht langer Weg, bis man sich tatsächlich Bergwachtler nennen darf. Neben zwei Eignungsprüfungen muss man bei der Bergwacht in Bayern eine Sanitäterausbildung durchlaufen und mehrere Rettungs- und Naturschutzlehrgänge mitmachen. Insgesamt umfasst das Programm 19 Tage.

Im Anschluss kann man sich auf verschiedene Bereiche spezialisieren, z.B. Canyonrettung, Krisenintervention oder Lawinenhundeführer – und man kann natürlich zur Skiwacht, wie es Michael getan hat. Die körperliche Fitness ist dabei ein absolutes Muss. Schließlich ist man im Zweifel lange zu Fuß, auf der Piste oder auch abseits davon unterwegs. Und man sollte natürlich gerne mit Menschen arbeiten.

Mehr Bergsportler = mehr Unfälle?

Michael und seine Kollegen betreuen in Sonthofen vier Skigebiete, in denen es pro Saison etwa 450 Einsätze gibt. Im Sommer sind es hingegen “nur” 120 bis 150 Einsätze. Auf die Frage, ob die Bergsportler insgesamt leichtsinniger geworden sind, meint er: “Die Leute sind schon noch genauso vorsichtig wie früher. Wer tut sich schon gerne weh?” Dennoch sei die Zahl der Unfälle in den letzten Jahren gestiegen, was aber bei dem aktuellen Aufkommen an neuen Spielarten im Gebirge sowie dem generellen Boom der klassischen Bergsportarten relativ normal sei.

“Es sind einfach viel mehr Menschen in den Bergen unterwegs. Dadurch steigen natürlich auch die Unfallzahlen.”

Nur Berge im Kopf

Auch der Helikopter kann zum Einsatz kommen
Auch der Helikopter kann zum Einsatz kommen. Foto: Michael Purucker

Im Sommer ist Michael – wen wundert es – neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Bergwachtler noch als Bergführer aktiv und bringt Menschen die Leidenschaft des Alpinismus näher. Im Winter steht dann natürlich die Arbeit bei der Skiwacht im Vordergrund, aber auch in der Freizeit sind die Berge für ihn das regelmäßige Sehnsuchtsziel.

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Bergfreund Jörn

Wenn der Puls rast und die Landschaft an mir vorbei zieht, fühle ich mich am wohlsten. Egal ob zu Fuß oder auf dem Rad – und manchmal sogar im Wasser – Ausdauersport ist für mich die schönste Form der Freizeitbeschäftigung.

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